Soziologie
Workshop der Sektion Wissenssoziologie 24./25.11.2016
Gemeinsamer Workshop der Arbeitskreise "Theoretische Wissenssoziologie" und "Interaktionsforschung" der Sektion Wissenssoziologie
24./ 25. November 2016
Universität Bielefeld, Fakultät für Soziologie, X-C3-107 Organisation und Anmeldung: Rainer Schützeichel – rainer.schuetzeichel@uni-bielefeld.de
GRENZEN VON INTERAKTIONEN
Der Workshop nimmt die Fäden der gegenwärtigen Diskussionen über den Status des Konzepts der Interaktion, insbesondere über die Reichweiten und Begrenzungen der Interaktionsforschung auf, die sich, nicht zuletzt durch die Konjunktur praxeologischer, phänomenologischer und anthropologischer Ansätze, über den Stand von klassischen Ansätzen der Interaktionsforschung hinaus zu entwickeln scheinen.
Wenn die soziale Interaktion als ein selbstorganisierter Handlungskontext aufgefasst wird, drängt sich die Frage auf, wie sich die Beziehungen der Interaktion wahlweise zu den vorsozial (oder nur vorprädikativ) gegebenen "materiellen" Bedingungen, den intentionalpsychischen Horizonten möglicher "Teilnehmer" (oder Umwelten?), den trans-situativen Ordnungsmächten abstrakt-funktional differenzierter Koordinationshorizonte oder den semantisch-kulturellen Generalinventaren "diskursiver" Art denken lassen, und zwar jenseits ihrer klassischen Thematisierungen innerhalb eines breiten Spektrums zwischen Elimination und Reifizierung. Besondere Bedeutung für die Konzeptualisierung der Beziehung der Interaktion zu ihren Umwelten oder Kontexten hat in den gegenwärtigen Diskussionen das Konzept der "Situation" gewonnen. Wie lassen sich Grenzen, Abschlussformen und –gestalten einer "Situation" begrifflich bestimmen, in der Interaktion sich vollzieht? Die theoretischen Antworten auf diese Frage ebenso wie die empirischen Erkenntnisse über interaktiv konstituierte und reproduzierte soziale Schließungen hängen dabei einerseits davon ab, ob soziale Interaktion als ein eigener Typ sozialer Systeme, als ein "Medium" der Handlungskoordination oder als eine faktische Vollzugsform "der" Praxis aufgefasst wird. Andererseits aber hängt diese Verhältnisbestimmung mindestens genauso stark von makrotheoretischen Modellierungen ab, die Gesellschaft und Sozialstruktur, Funktionssystem oder Wertsphären, objektive Klassenlagen und andere Aggregateffekte mit Makroextension nicht in Interaktionsritualen und praktischen Attitüden bzw. in faktisch materialisierten Netzwerken immer unmittelbar wirksamer Aktivität einschmelzen. Wie also, so lautet dann die Themen gebende Detailfrage, ist das Verhältnis zu denken zwischen den Möglichkeiten und Notwendigkeiten der empirischen Schließung von Interaktionen einerseits und den empirischen Tendenzen zur sozialen Schließung von Gruppen, funktionalen Handlungskontexten, "Kulturen" bzw. anderen identifizierbaren Einheiten andererseits?
Donnerstag,den 24. November 2016
14.00 Begrüßung und Einführung
14.15 Jörg Michael Kastl: Situierte Struktur - Kommunikation, Interaktion und die Sozialität der Gedächtnisse
15.15 Marie-Kristin Döbler: Grenzen von Paar-Interaktionen angesichts von Nicht-Präsenz
16.15 – 16.45 Pause
16.45 Dominik Feith: Ordnungsbildungen an den Grenzen des Sozialen.Beziehungen zwischen Situation und Interaktion in interdisziplinären Pränatalsprechstunden
17.45 Peter Isenböck: Interaktion und Ritual. Über die Grenzen der Selbstbezüglichkeit des Rituals
Freitag, den 25. November 2016
09.30 Rainer Schützeichel: Interaktion im Kontext sozialer Konfigurationen10.30 Marion Müller/ Sophie Müller: Dimensionen sozialer Interaktion
11.30 Christian Meyer: Von der Interaktion zur Kultur - Anmerkungen zu den Maßstäben des Sozialen
12.30 13.30 Pause
13.30 Cornelius Schubert: Zur Lage der Situation. Eine interaktionistische Bestimmung
14.30 Joachim Renn: Paradoxe Explikation des Impliziten: zur epistemischen Unerschöpflichkeit der Interaktion