Soziologie
Öffentliche Vorlesung von Eva Illouz am 19. Juni
Am vergangenen Mittwoch, dem 19. Juni, hielt die diesjährige Inhaberin der Niklas-Luhmann-Gastprofessur, Eva Illouz von der Hebrew University in Jerusalem, eine öffentliche Vorlesung zum Thema „What is Capitalist Subjectivity?“.
Titel der öffentlichen Vorlesung der Niklas-Luhmann-Gastprofessorin Eva Illouz am vergangenen Mittwoch
Zu Beginn der Vorlesung wurde Eva Illouz herzlich von Gerhard Sagerer begrüßt. Der Rektor der Universität Bielefeld beschrieb die diesjährige Niklas-Luhmann-Gastprofessur als unter einem besonderen Stern stehend, falle sie in diesem Jahr doch mit dem 50-jährigen Jubiläum der Universität und der soziologischen Fakultät zusammen. Er freue sich sehr, dass es gelungen ist in diesem Jahr Eva Illouz für die Gastprofessur in Bielefeld zu gewinnen und hoffe, dass dies nicht das letzte Mal sei, dass sie nach Bielefeld käme, so Sagerer.
Rektor Gerhard Sagerer begrüßte Eva Illouz für die Universität Bielefeld
Als nächstes sprach Joanna Pfaff-Czarnecka, Dekanin der Fakultät, einige einleitende Worte. Illouzs Forschungsschwerpunkt, „Emotions in times of digitalisation“ decke viele moderne Themen ab und sei daher mehr denn je relevant. Die Gastprofessur, nicht allein „Luhmannianern“ vorbehalten, soll Wissenschaftlern zu Teil kommen, die sich um die Sozialwissenschaften verdient gemacht haben. Da sich Niklas Luhmann ebenfalls soziologisch mit dem Thema Liebe und Emotionen auseinandersetzte („Love as Passion“), gäbe es sogar inhaltliche Schnittmengen zwischen Inhaberin der Gastprofessur und dessen Namensgeber. Pfaff-Czarnecka fand auch auf die unausgesprochene Frage, welche Vorzüge Bielefeld der Israelin bieten könne, eine Antwort: Viel Wald und das im Vergleich zu Israel deutlich moderatere Klima [Anmerkung: Als Ironie des Schicksals brachte das Hoch Ulla in den folgenden Tagen eine Hitzewelle über Deutschland].
Würdigte die Forschung der Gastprofessorin, Dekanin Joana Pfaff-Czarnecka
Eva Illouz bedankte sich bei ihren Vorrednern als sie sagte, sie fühle sich herzlich aufgenommen und gut wiedergegeben. In der Tat habe das bereits erwähnte Luhmann-Werk „Love as Passion“ einen großen Einfluss auf sie gehabt. In ihrem Vortrag zeigte Illouz anhand der Entwicklung der „Positive Sociology“ auf, wie aus einer „Science of happinees“ im Laufe der Zeit eine „Industry of happiness“ erwuchs. Die „Industry of happiness“ sei „not a small segment, but a big industry that continues to expand“. Produkte dieser Vermengung von Kapitalismus und Emotionen, der Kommodifizierung von Emotionen zu „Emodities”, gäbe es viele. So führte Chile als erste Nation eine Art „Gross Happiness Product“ ein, das als neuer objektiver Index Auskunft über das Gemüt der Bürger geben und damit die bisher verwendeten, rein ökonomischen, Indizies ablösen sollte - natürlich nicht ohne jedes politische Kalkül. Die Einrichtung eines Ministeriums für Glück und Wohlbefinden in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder der Erfolg der App „Happify“ zeigen, dass „mood a new category of capitalist history“ und „happiness a key commodity“ im world wide web“ seien.
Die Niklas-Luhmann-Gastprofessur geht auf eine Initiative des Rektorats und der Fakultät für Soziologie aus dem Jahr 2005 zurück, als mit Harrison White zum ersten Mal ein international renommierter Sozialtheoretiker nach Bielefeld eingeladen wurde. Nach Saskia Sassen (2011), Yasemin Soysal (2013) und Elena Esposito (2015/2016) ist Eva Illouz die vierte Sozialwissenschaftlerin, die dieser Einladung folgte. Während ihres Aufenthaltes an der Fakultät für Soziologie von Juni bis Mitte Juli sowie für zwei Wochen im Oktober wird Eva Illouz ein Seminar mit dem Titel „The Paradoxes of Capitalism and Emotions“ für Promovierende an der BGHS geben.