Rechtswissenschaft
Internationaler Austausch stärkt Forschung und Lehre
Drei Studierende aus Südafrika bereichern seit dem Sommersemester 2025 das akademische Leben an der Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Bielefeld. Im Rahmen eines Austauschprogramms mit der Universität Johannesburg forschen sie zu internationalen Rechtsfragen, knüpfen wissenschaftliche Kontakte und nutzen die vielfältigen Ressourcen unserer Fakultät und Universität. Gleichzeitig profitiert die Bielefelder Fakultät von neuen Impulsen und Perspektiven.
Der Auckland Park Campus der Universität Johannesburg und das Hauptgebäude der Universität Bielefeld weisen auffällige architektonische Ähnlichkeiten auf: Beide setzen auf klare Linien, Glas und Beton und teilen eine markante Struktur, die in verschiedene „Zähne“ unterteilt ist.
Im Rahmen eines Austauschs sind drei Studierende aus Südafrika an der Fakultät für Rechtswissenschaft in Bielefeld zu Gast, um zu internationalen Rechtsfragen zu forschen und sich mit den Netzwerken und Ressourcen der Fakultät vertraut zu machen. Der Austausch fördert nicht nur die akademische Zusammenarbeit, sondern ermöglicht es auch, neue Perspektiven und Ideen in die Lehr- und Forschungslandschaft beider Institutionen einzubringen.
Vielfalt in der Rechtswissenschaft: Drei unterschiedliche Karrierewege
Kyle Mouton, der in Südafrika ein Masterstudium im Bereich Handelsrecht verfolgt, möchte später in die Lehre gehen. Der interdisziplinäre Austausch mit den Lehrenden der Fakultät, insbesondere mit Expert*innen im Bereich Sozialrecht, wie Prof. Dr. Ulrike Davy, ist für ihn eine wertvolle Gelegenheit, sich auf seine zukünftige akademische Laufbahn vorzubereiten. Seine Forschung über die Übertragbarkeit von Sozialleistungen für Wanderarbeiter im südlichen Afrika und deren Vergleich mit der europäischen Praxis gibt ihm nicht nur tiefere Einblicke in die unterschiedlichen sozialen Sicherungssysteme, sondern auch in die Herausforderungen der Lehre.
Motlatsi Kgosimo hingegen hat klare berufliche Ziele: Er möchte Anwalt werden. Als blinder Nachwuchsjurist setzt er sich intensiv mit den juristischen Herausforderungen staatlich unterstützter Cyberangriffe auseinander. Was ihn bewegt, ist der Austausch mit anderen Studierenden aus Bielefeld, die ebenfalls mit einer Sehbehinderung leben. Motlatsi ist interessiert, wie barrierefreies Studieren an der Universität Bielefeld umgesetzt wird. Diese Möglichkeit, auf moderne Hilfsmittel und Unterstützungsstrukturen zuzugreifen, trägt nicht nur zu seiner fachlichen Weiterentwicklung bei, sondern gibt ihm zusätzlich auch Inspiration.
Antonie Klopper wiederum, Doktorand und zugelassener Rechtsanwalt sowie Notar in Südafrika, strebt eine Karriere in der Forschung an. Seine Arbeit zum Thema „Völkerrechtliche Verpflichtungen zur Verhinderung von Völkermord“ (eng. „International Legal Obligations for the Prevention of Genocide“) ist geprägt von einer interdisziplinären Herangehensweise. Antonie schätzt besonders die Möglichkeit, an der Universität Bielefeld disziplinübergreifend zu arbeiten und hebt hervor, dass der Austausch mit den Historiker*innen und Sozialwissenschaftler*innen an der Bielefelder Graduate School for History and Sociology (BGHS) ihm neue Perspektiven auf sein Forschungsthema eröffnet hat. „Die gelebte Interdisziplinarität hier in Bielefeld ist ein echter Mehrwert. Das ermöglicht mir, mein Thema aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und neue Forschungshorizonte zu erschließen“, erklärt Antonie.
Ein Gewinn für beide Seiten
Der akademische Austausch zwischen der Universität Johannesburg und der Universität Bielefeld basiert auf einer starken Partnerschaft, die durch ein Memorandum of Understanding (MOU) gestärkt wird. Dieses MOU ist das Ergebnis jahrelanger Zusammenarbeit und stellt sicher, dass Studierende beider Universitäten Zugang zu hochwertigen Forschungsressourcen und -netzwerken haben. Durch diese Partnerschaft wird der Austausch von Ideen und die gegenseitige Bereicherung in der Forschung und Lehre gefördert.
Der Aufenthalt der Studierenden aus Johannesburg in Bielefeld ist nicht nur für sie persönlich bereichernd, sondern auch für die Bielefelder Fakultät eine wertvolle Erfahrung. Der internationale Austausch fördert die akademische Weiterentwicklung der Gäste und stärkt das globale Profil der Universität. Besonders wertvoll ist der Austausch, wenn es um Themen geht, die nicht nur national, sondern international relevant sind: Migration, soziale Gerechtigkeit und Digitalisierung im Recht. Die Studierenden aus Südafrika bringen frische Perspektiven mit, die dazu beitragen, das Verständnis für unterschiedliche Rechtskulturen zu vertiefen und neue Denkansätze zu fördern.
Voneinander lernen, miteinander wachsen
Auf den ersten Blick mag der Austausch zwischen den Rechtssystemen von Deutschland und Südafrika überraschend erscheinen. Doch gerade die Unterschiede zwischen den Systemen machen diesen Austausch so fruchtbar. „Recht ist in vielen Bereichen stark national geprägt“, erklärt Professorin Dr. Ulrike Davy, die die Austauschstudierenden betreut. „Gerade deshalb ist der Blick über den nationalen Tellerrand so wichtig – er öffnet den Horizont für Alternativen, die im eigenen System nicht immer sichtbar sind. Dieser interkulturelle Austausch hilft, das eigene Rechtssystem aus einer neuen Perspektive zu verstehen.“
Auch der Dekan der Fakultät, Professor Dr. Michael Lindemann, unterstreicht die Bedeutung des Austauschs: „Internationalität ist längst kein Zusatz mehr, sondern ein zentraler Bestandteil moderner Rechtswissenschaft. Der Austausch mit unseren südafrikanischen Partnern zeigt eindrucksvoll, wie produktiv Vielfalt in Forschung und Lehre sein kann. Wir freuen uns, diese Zusammenarbeit weiter auszubauen.“
Das Zusammenspiel von unterschiedlichen Perspektiven, wie sie durch diesen Austausch möglich wird, stärkt nicht nur die Fakultät, sondern auch die globale Zusammenarbeit im Bereich der Rechtswissenschaften.
von links: Dekan Prof. Dr. Michael Lindemann, Antonie Klopper, Motlatsi Kgosimo, Kyle Mouton, Prof. Dr. Ulrike Davy