Rechtswissenschaft
Informatik trifft Jura: Studierende entwickeln Lern-App für Rechtswissenschaft
Wie können digitale Tools das Jurastudium erleichtern? Mit dieser Frage beschäftigten sich rund 100 Informatik-Studierende der Universität Bielefeld im Sommersemester 2025. In zehn Teams entwickelten sie unter der Leitung von PD Dr. Sven Wachsmuth (Technische Fakultät) Prototypen für eine juristische Lern-App. Beim Abschlusswettbewerb im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) wurden die drei überzeugendsten Teams mit insgesamt 5.000 Euro Preisgeld geehrt – gestiftet vom Institut für Anwalts- und Notarrecht der Universität Bielefeld.
Juristisches Lernen gilt oft als „trocken“ und das Jurastudium – nicht zuletzt aufgrund des enormen Lernumfangs – als besonders aufwändig. Für eine ganz neue Herangehensweise an das Lernen, setzt das interdisziplinäre Projekt zwischen Informatikern und Juristen an. Durch digitale Methoden kann der Lernumfang handhabbarer gemacht werden, dabei zudem strukturierter und auch spielerischer – Stichwort: Gamification.
Die inhaltlichen Vorgaben kamen vom Legal-Tech-Start-up LexMea, einer Ausgründung der Universität Bielefeld sowie von Professorin Dr. Marie Herberger, Lehrstuhlinhaberin für Bürgerliches Recht, Zivilverfahrensrecht, Methodenlehre, Recht der Digitalisierung und Legal Tech. Zu Beginn erhielten die Teams einen umfangreichen Anforderungskatalog mit Funktionen, die die App erfüllen sollte. Im Mittelpunkt stand dabei ein digitaler Karteikartenkasten, dessen Inhalte automatisch aus den Lehrmaterialien von Studierenden und Lehrenden generiert werden. Wiederholungen können – ähnlich wie bei einer Dating-App – per „Swipen“ gesteuert werden. Bei der konkreten Ausgestaltung hatten die Teams große Freiheit, zusätzliche Funktionen wurden bei der Bewertung positiv berücksichtigt. Marie Herberger betont: „Das interdisziplinäre Projekt verbindet technische Innovation mit didaktischem Nutzen. Die App soll Studierenden helfen, Lerninhalte effizienter zu wiederholen.“
Praxisnahes Lernen durch interdisziplinäre Zusammenarbeit
Inhaltlich soll das interdisziplinäre Projekt den rund 100 IT-Studierenden vermitteln, die grundlegenden Techniken des Projektmanagements und der Softwareentwicklung in realen Softwareprojekten anwenden zu können.
In monatlichen Kundengesprächen präsentierten die Teams ihre jeweiligen Zwischenergebnisse sowohl dem Start-up LexMea als auch den Projektkoordinator*innen und holten Feedback ein, das es bis zum nächsten Treffen umzusetzen galt. Nach jedem Termin erfolgte eine Bewertung, die in das Abschlussranking einfloss. Neben der Umsetzung der Anforderungen war insbesondere auch die Codequalität entscheidend, die von mehreren Tutor*innen der Technischen Fakultät begutachtet wurde.
Am Ende des Wettbewerbs wurden die drei überzeugendsten Teams ausgezeichnet. Nach ihren Abschlusspräsentationen im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) erhielten sie Preisgelder in einer Gesamthöhe von 5.000 Euro. Die Auszeichnung wurde vom Institut für Anwalts- und Notarrecht der Universität Bielefeld gestiftet und von dessen geschäftsführendem Direktor, Professor Dr. Lutz Eidam, LL.M., überreicht.
Ausblick: Von der Idee zur Beta-Version
Das Projekt endet nicht mit der Preisverleihung. In den kommenden Wochen soll der Prototyp zu einer ersten Beta-Version weiterentwickelt werden. Diese wird auf der Webpräsenz von LexMea in einer Testphase zunächst den Jurastudierenden der Universität Bielefeld zur Verfügung stehen.
„Wir sehen darin einen wichtigen Schritt, die juristische Ausbildung in Deutschland digitaler und praxisnäher zu machen“, so Michael Strecker, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bielefeld und Gründer von LexMea. „Langfristig möchten wir die Anwendung auch über die Universität Bielefeld hinaus verfügbar machen.“
PD Dr.-Ing. Sven Wachsmuth (links) und Michael Strecker (rechts) fassen das Projekt und die Herausforderungen noch einmal zusammen.
Die ersten drei Plätze wurden durch das Institut für Anwalts- und Notarrecht der Universität Bielefeld mit Preisgeldern ausgezeichnet.