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ZiF-Tagung untersucht "Welt der Vergleiche" (Nr. 6/2011)
Vergleichskommunikation in der modernen Gesellschaft und in historischer Langzeitperspektive
Der kommunizierte Vergleich stellt ein konstitutives Moment sozialer Ordnungsbildung dar. Diese Annahme ist grundlegend für die Tagung “A World of Comparisons. Dynamics, Contexts, Perspectives”, die am 3. und 4. Februar unter der Leitung der Historiker Professor Dr. Franz-Josef Arlinghaus und Professor Dr. Willibald Steinmetz sowie der Rechtswissenschaftlerin Professorin Dr. Ulrike Davy und der Soziologin Professorin Dr. Bettina Heintz (alle Bielefeld) im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld stattfindet.
Der Vergleich – so ist seine Struktur angelegt – setzt voraus, dass einerseits die verglichenen Einheiten in mindestens einer Hinsicht als gleich betrachtet werden und andererseits, dass es ein Vergleichskriterium gibt, das Unterschiede beobachtbar macht. In der Moderne, so eine weitere Annahme, scheint die Vergleichskommunikation eine hohe Eigendynamik zu besitzen: Einem Ranking – ob auf wissenschaftliche Leistung von Universitäten oder Kreditwürdigkeit von Unternehmen bezogen – kann man sich kaum entziehen. Hier ist nicht zuletzt die mediale Präsentation mit entscheidend: Wenn der Vergleich, wie in der Moderne üblich, in Form von Zahlen und Tabellen über Massenmedien kommuniziert wird, tritt er als rational, sachbezogen und objektiv auf und streift zudem regionale und spezifische kulturelle Eigenheiten ab, die der sprachlich vermittelte Vergleich noch mitführt. Dem so kommunizierten Vergleich wohnt damit, so eine weitere These, in der globalisierten Welt der Moderne eine Integrationskraft inne, die diesseits von internationalen Organisationen dazu anleitet, dass Universitäten, Unternehmen, Staaten, Sportvereine und so weiter in spezifischer Weise miteinander in Beziehung treten und sich aneinander ausrichten, ohne direkt Kontakt miteinander aufzunehmen.
Das Thema verlangt zudem nach einer historischen Langzeitperspektive. Denn selbstredend ist der Vergleich auch in der Standesgesellschaft der Vormoderne von besonderer Bedeutung. Es scheint jedoch, dass die Wirkung, die dieses soziale Phänomen damals entfaltete, anders gelagert war als in der Moderne. Das betrifft zum einen den Rückgriff auf Medien: In der Präsenzgesellschaft scheinen Kleidung und Position im Raum wichtiger zu sein als Schrift und Quantifizierung. Zudem scheint dem Vergleich jene ausgreifende Eigendynamik zu fehlen, die ihm für die Weltgesellschaft der Moderne eigen ist. Vergleichskommunikation über einen langen Zeitraum zu untersuchen entfaltet ein hohes heuristisches Potenzial, das neue Einsichten sowohl in die Grundstrukturen der vormodernen wie der modernen Gesellschaft verspricht.
Die Konferenzsprache ist Englisch.
Tagungszeiten:
3. Februar, 9.30 Uhr bis 17.00 Uhr
4. Februar, 9.30 Uhr bis 17.00 Uhr
Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/ZIF/AG/2011/02-03-Arlinghaus.html
Veranstaltungsleitung:
Prof. Dr. Franz-Josef Arlinghaus, Universität Bielefeld,
Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie
Tel.: 0521 106-3260
E-Mail: franz.arlinghaus@uni-bielefeld.de
Tagungsbüro des ZiF:
Trixi Valentin, Universität Bielefeld
Zentrum für interdisziplinäre Forschung
Tel.: 0521 106-2769
E-Mail: Trixi.Valentin@uni-bielefeld.de