Pressemitteilungen
Wie wichtig sind soziale Faktoren für Klimamodelle? (Nr. 128/2019)
Tagung am Zentrum für interdisziplinäre Forschung
Welche Auswirkung hatten gesellschaftlicher Wandel und Umweltveränderungen über die Jahrhunderte auf das Klima? Und wie lässt sich dieser Einfluss in Klimamodellen berücksichtigen? Das ist Thema einer Tagung am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld. Unter dem Titel „Modellierung sozio-ökologischer Transformationen der Amerikas während der kleinen Eiszeit, 1492-1800“ kommen vom 14. bis zum 16. November Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen zusammen. Dr. Eleonora Rohland, Professorin für Verflechtungsgeschichte der Amerikas an der Universität Bielefeld, organisiert die Tagung zusammen mit Dr. Franz Mauelshagen von der Universität Wien und Dr. Jobst Heitzig vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
Eine Hypothese ist, dass das Absinken der CO2-Konzentration mit gesellschaftlichen und ökologischen Veränderungen in den Amerikas zusammenhängt: Ab 1492 kamen europäische Einwanderinnen und Einwanderer nach Nord-, Zentral- und Südamerika. „Die Europäer brachten Krankheitserreger mit, gegen die die indigenen Bevölkerungen der Amerikas keine Immunität besaßen. Dies war die Hauptursache für das darauffolgende Massensterben“, sagt Rohland. Die Entvölkerung führte dazu, dass sich der Wald große Flächen zurückeroberte, die landwirtschaftlich genutzt worden waren. Dadurch wurde mehr CO2 aus der Luft gebunden. Alternative Hypothesen bringen den Rückgang des CO2 in der Atmosphäre mit natürlichen Reaktionen auf die niedrigeren Temperaturen der kleinen Eiszeit in Verbindung. Als kleine Eiszeit wird die weltweite Kältephase zwischen 1300 und 1850 bezeichnet.
„Um solche Kontroversen zu lösen, muss man soziale Faktoren in die Klimamodellierung einbauen – und neben natürlichen Quellen wie Eisbohrkernen auch historisches Wissen miteinbeziehen“, sagt Rohland. Deswegen kommen zu dem Workshop internationale Forschende aus ganz unterschiedlichen Disziplinen, von der Geschichtswissenschaft über Archäologie und Geologie bis zur Klimawissenschaft. Zusammen erarbeiten sie, wie sich gesellschaftliche Einflüsse vor der Industrialisierung auf das Klima modellieren lassen. „Diese Frage ist natürlich auch sehr relevant für unser gegenwärtiges und zukünftiges Klima. Unsere Tagung leistet einen Beitrag zur Untersuchung menschengemachter Klimaveränderungen“, so Rohland.
Der Workshop am ZiF soll Gelegenheit für einen ersten Austausch bieten und zu einer gemeinsamen Publikation führen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler planen zudem eine dauerhafte Kooperation zu diesem Thema.
Weitere Informationen:
• Webseite der Tagung am ZiF
• Webseite des CIAS
• Interview mit Eleonora Rohland: „Wir müssen historische Daten in die Klimamodellierung einbeziehen“
Kontakt:
Prof.’in Dr. Eleonora Rohland
Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie
Telefon: 0521 106-3251
E-Mail: eleonora.rohland@uni-bielefeld.de