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Wie die Opiumkriege bis heute in China und Großbritannien nachwirken (Nr.44/2021)
Tagung zu Erinnerungskulturen und nationalem Selbstverständnis
Letztlich ging es um die Handelsbilanz: Im 19. Jahrhundert importierte Großbritannien Tee, Seide und Porzellan aus China, umgekehrt aber wurden in China kaum britische Waren nachgefragt. Um dem einseitigen Abfluss von Devisen beizukommen, ließen die Briten in Indien Opium anbauen und verkauften es in China. Das war verboten, lohnte sich aber trotzdem – bis der chinesische Kaiser intervenierte. Zwei Kriege wurden Mitte des 19. Jahrhunderts um den Opiumhandel geführt. Im Selbstverständnis beider Nationen wirken sie bis heute nach. Die kulturellen und soziopolitischen Folgen der Opiumkriege sind Thema des Online-Workshops „Opiumkriege – Opiumkulturen“ („Opium Wars – Opium Cultures“). Er wird am Mittwoch und Donnerstag, 23. und 24. Juni, vom Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld organisiert.
Diese Erinnerung sei allerdings nicht ganz einfach: In Großbritannien vertrage sich der Anspruch, als Kolonialmacht vor allem Zivilisation verbreitet zu haben, schlecht mit der Förderung des Drogenhandels – in China zählen die Opiumkriege wegen der Zugeständnisse an die Briten zum „Jahrhundert der nationalen Schande“.
„Plakativ gesprochen herrscht in China ein Erinnerungsdiskurs, in Großbritannien ein Vergessensdiskurs“, so Böhm-Schnitker. „Nachwirkungen aus dieser unterschiedlichen Bewertung sehen wir in den Beziehungen beider Länder bis heute.“
Erst in jüngster Zeit hat zumindest die Wissenschaft die nationalen Grenzen überwunden und die Opiumkriege als Teil der Globalgeschichte aufgearbeitet. „Was bis heute fehlt, sind Studien, die unterschiedliche Disziplinen zu den Opiumkriegen zu Wort kommen lassen. Diese Lücke soll unser Workshop füllen, um den Facettenreichtum der Auseinandersetzungen sichtbar zu machen“, so die Organisatorin der Tagung.
Journalist*innen sind herzlich eingeladen, über die Tagung zu berichten. Für Interessierte ist eine Online-Teilnahme möglich. Dazu wird um Anmeldung im ZiF-Tagungsbüro bei Marina Hoffmann (marina.hoffmann@uni-bielefeld.de) gebeten.