Pressemitteilungen
Wie der Krieg zwei Wissenschaftsdisziplinen herausfordert (Nr. 105/2023)
Symposium zu Beziehungen zwischen Friedens- und Konfliktforschung und Osteuropastudien
Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine stehen sie besonders im Fokus: Die Friedens- und Konfliktforschung sowie die Osteuropastudien. Expert*innen beider Disziplinen sind wichtige Stimmen in der öffentlichen Debatte. Mit den Beziehungen zwischen den beiden Fächern befasst sich ein Symposium am 12. und 13. Oktober in der Universität Bielefeld. Der Titel „War and Peace in Ukraine: Reflecting, Studying and Engaging Across Disciplines“ (Krieg und Frieden in der Ukraine: fachübergreifend reflektieren, erforschen und engagieren). Diskutiert werden ebenfalls die Herausforderungen, die mit einer Beteiligung an einer hochgradig politischen öffentlichen Debatte wie der um den Krieg in der Ukraine verbunden sind – die ukrainische Friedensnobelpreisträgerin Oleksandra Matviichuk gehört zu den Teilnehmenden der Konferenz.
Etwa dreißig Jahre lang hatten die Friedens- und Konfliktforschung und die Osteuropastudien in Deutschland nur wenig gemein. „Das hat sich mit dem russischen Angriff auf die Ukraine radikal geändert“, sagt die Historikerin Professorin Dr. Kornelia Kończal von der Universität Bielefeld. Sie hat das Symposiums in Bielefeld gemeinsam mit ihren Bielefelder Kollegen Dr. Yaroslav Zhuravlov und Professor Dr. Frank Grüner konzipiert. „Bedingt durch das gestiegene öffentliche Interesse an der Ukraine und ihrer Geschichte sind Stimmen aus beiden Disziplinen aus den Medien nicht mehr wegzudenken“, sagt Kończal. Ukrainische Wissenschaftler*innen, die ihr Land aufgrund des Kriegs verlassen haben, prägen beide Forschungsfelder und ihre interdisziplinären Verflechtungen.
Die Teilnehmenden der Konferenz erörtern die sich verändernden Beziehungen zwischen der Friedens- und Konfliktforschung und den Osteuropastudien. Namhafte Vertreter*innen beider Fachrichtungen kommen zusammen, um über methodische Ansätze, Kontroversen, Begegnungen und verpasste Chancen zu diskutieren. Eine zentrale Frage ist dabei: Inwiefern hat sich das Interesse an der Ukraine in den Fachbereichen in den vergangenen eineinhalb Jahren gewandelt?
Im Fokus steht zudem die Beteiligung von Expert*innen am öffentlichen Diskurs zur Ukraine in Deutschland. „Die zunehmende Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart des Landes ist nicht frei von Irrtümern und Missverständnissen“, sagt Yaroslav Zhuravlov. Auf dem Symposium wird diskutiert, welche Herausforderungen bei dem Versuch entstehen, wissenschaftliche Expertise in eine hoch politisierte Debatte einzubringen und inwiefern es gelungen ist, die Debatte mitzugestalten.
Auf dem Programm der Tagung stehen zwei Vorträge, vier Podiumsdiskussionen und ein Q&A (Fragen- und Antworten-Session). Zu Wort kommen einerseits ausgewiesene Ukraine-Expert*innen wie Dr. Fabian Baumann (Universität Heidelberg), Professor Dr. Guido Hausmann (Universität Regensburg), Professorin Dr. Ricarda Vulpius (Universität Münster) und Dr. Anna Veronika Wendland (Herder-Institut Marburg), anderseits ukrainische Autor*innen und Wissenschaftler*innen wie Jurko Prochasko (Ukrainische Akademie der Wissenschaften, Kiew), Professorin Dr. Valeria Korablyova (Karls-Universität Prag, Tschechien), Dr. Viktoriya Sereda (Wissenschaftskolleg zu Berlin) und Dr. Tatiana Zhurzhenko (Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien, Berlin).
Ein besonderer Programmpunkt ist das Q&A mit der ukrainischen Menschrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Oleksandra Matviichuk, Vorsitzende des Zentrums für bürgerliche Freiheiten (CCL) in Kiew.
Organisiert wird das Symposium von den Historiker*innen Professorin Dr. Kornelia Kończal, Professor Dr. Frank Grüner und Dr. Yaroslav Zhuravlov (alle drei von der Universität Bielefeld), gemeinsam mit Dr. Franziska Davies (Ludwig-Maximilians-Universität München), Professorin Dr. Gelinada Grinchenko (Bergische Universität Wuppertal) und Dr. Nataliia Sinkevych (Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa, Leipzig). Sie veranstalten die Tagung in Kooperation mit der Deutsch-Ukrainischen Historischen Kommission, der Deutschen Stiftung Friedensforschung, dem Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld und der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde.
Die Tagung findet in englischer Sprache im Gebäude X (Raum X A2-103) der Universität Bielefeld statt. Sie wird hybrid ausgerichtet, eine Beteiligung via Livestream ist daher ebenfalls möglich. Um Anmeldung – sowohl für die Teilnahme vor Ort wie auch online – wird bis 10. Oktober gebeten (war-and-peace@uni-bielefeld.de).
Medienvertreter*innen haben direkt vor Beginn des Symposiums am Donnerstag, 12. Oktober, ab 14.30 Uhr Gelegenheit, mit Gelinada Grinchenko, Frank Grüner, Kornelia Kończal und Yaroslav Zhuravlov über die Fragen der Konferenz zu sprechen. Anmeldung bis zum 11. Oktober an war-and-peace@uni-bielefeld.de.
Weitere Informationen:
Zum Programm des Symposiums
Kontakt:
Prof’in Dr. Kornelia Kończal, Universität Bielefeld
Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie
Telefon 0521 106-67031
E-Mail: war-and-peace@uni-bielefeld.de
Das Bildmaterial ist hier abrufbar.