Pressemitteilungen
Wellenleiter-Chip und umweltschonende Chemikalienproduktion marktreif machen (Nr. 168/2017)
Projekte mit Erfindungen der Universität Bielefeld werden gefördert
Eine
Erfindung aus der Fakultät für Physik und zwei Erfindungen aus der
Fakultät für Chemie der Universität Bielefeld, alle drei zum Patent
angemeldet, werden ab dem 1. Januar 2018 durch das Förderprogramm
„NRW-Patent-Validierung“ unterstützt. Das hat die
Patentverwertungsagentur PROvendis gestern (21.11.2017) bekanntgegeben.
Die Förderung läuft über zwei Jahre und ermöglicht es den Forschenden,
ihre Entwicklungen marktreif zu machen. In der Physik soll ein
Wellenleiter-Chip hochauflösende Bilder liefern. Das Projekt aus der
Chemie befasst sich mit umweltschonenden Produktionsverfahren zur
Herstellung von Nitril-Industriechemikalien.
„Erfindungen
und Patente sind ihrer Zeit oft weit voraus“, sagt Dr. Inga Marin,
zuständig für die Betreuung von Erfindungen und Patenten an der
Universität Bielefeld. „Für Unternehmen kann es zu risikoreich sein,
bereits vor dem Machbarkeitsnachweis in ein Projekt zu investieren.“ Die
NRW-Patent-Validierung soll daher die Anwendungsreife von
Hochschulerfindungen steigern. Die beiden Bielefelder Projekte werden
jeweils mit rund 200.000 Euro gefördert.
„Nanoskopie mit photonischen Wellenleiter-Chips“
Das Projekt
wird von Dr. Mark Schüttpelz aus der Arbeitsgruppe „Biomolekulare
Photonik“ von Professor Dr. Thomas Huser an der Fakultät für Physik
geleitet. In der Mikroskopie werden Nanoskope eingesetzt, um eine
Super-Auflösung im Bereich von 20 bis 30 Nanometer zu erreichen. Sie
sind damit zehnmal schärfer als herkömmliche Lichtmikroskope. Die
Nanoskopie ist jedoch verbunden mit sehr hohen Kosten für die Geräte,
weil sie sehr komplex ist. Das bedeutet auch, dass die Anwenderinnen und
Anwender sehr gut ausgebildet sein müssen. Diese Einschränkungen haben
bislang dazu geführt, dass die Nanoskopie keinen Einzug in
Standardlabore in der Biologie und Medizin, in Krankenhäusern,
Analyselabore und Forschungseinrichtungen gehalten hat, sondern weltweit
nur wenige spezialisierte Einrichtungen über diese Technik verfügen.
In
dem Projekt geht es vor allem darum, durch Verwendung von neuartigen
photonischen Wellenleiter-Chips den experimentellen Aufwand deutlich zu
reduzieren. Ziel soll es sein, einen anwendungsfreundlichen, robusten,
kostengünstigen und funktionalen Chip weiterzuentwickeln. Außerdem
sollen neue Anwendungsgebiete für die Wellenleiter-Chip-Technologie
gefunden werden. Darüber hinaus wird ein Nanoskop zum vollautomatischen
Auslesen der Wellenleiter-Chips und zur Erzeugung super-aufgelöster
Bilder entwickelt, das bereits während der Projektlaufzeit als
Vorführgerät eingesetzt werden kann. Die Universität Bielefeld hat das
Verfahren 2016 gemeinsam mit der Universität Tromsö
(Gemeinschaftserfindung) zum Patent angemeldet - erst in Großbritannien,
dann weltweit.
Das
Projekt wird von Professor Harald Gröger aus der Fakultät für Chemie
geleitet. In der Chemieindustrie haben Nitrile eine herausragende
Bedeutung, zum Beispiel für die Herstellung von Arzneistoffen und für
Bulk- und Basischemikalien. Häufig basiert die Nitril-Herstellung auf
dem Einsatz hochgiftiger Zyanide.
Zwei Patentanmeldungen der
Universität Bielefeld beschreiben eine alternative und umweltfreundliche
Technologieplattform zur Herstellung von Nitrilen. Die entwickelten
Verfahren basieren auf der Idee einer zyanidfreien und
ressourcenschonenden Herstellung. Hierzu werden chemisch gut zugängliche
Aldehyde mit Hydroxylamin als äußerst preiswerter Massenchemikalie zu
sogenannten Aldoximen als Zwischenstufen umgesetzt. Mit Enzymen
beziehungsweise einem Kupfersalz als Katalysatoren werden die Aldoxime
wiederum in Nitrile umgewandelt. Die weitere Optimierung dieser
Technologieplattform soll in dem Projekt vorangetrieben und ein Prototyp
für den Einsatz in der Industrie entwickelt werden. Die Verfahren
wurden 2016 und 2017 zum Patent angemeldet – zunächst in Deutschland,
dann weltweit.
Das Förderprogramm „NRW-Patent-Validierung“
unterstützt Projekte von Hochschulen zur Weiterentwicklung mit
relevantem Marktpotenzial. Die Erfindung, die Kern des
Validierungsvorhabens ist, muss im Namen einer NRW-Hochschule bereits
zum Patent angemeldet sein.
Weitere Informationen:
Pressemitteilung von PROvendis (21.11.2017): http://bit.ly/2A2hUtF
Förderaufruf: www.efre.nrw.de/wege-zur-foerderung/weitere-foerderprogramme/efre-foerderaufruf-nrw-patent-validierung
Hinweise des Projektträgers Jülich: www.ptj.de/patentvalidierung
Kontakt:
Dr. Mark Schüttpelz
Fakultät für Physik
Telefon: 0521 106-5445
E-Mail: schuettp@physik.uni-bielefeld.de
Professor Dr. Harald Gröger
Fakultät für Chemie
Telefon: 0521 106- 2057
E-Mail: harald.groeger@uni-bielefeld.de