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(Fällt aus) „Uncertainty-Talk“ zu Ungewissheit im digitalen Zeitalter (Nr. 107/2022)
Wegen diverser Erkrankungen muss der für den 21. November geplante Vortrag ausfallen. Es wird nach einem Nachfolgetermin gesucht, über den an dieser Stelle informiert wird.
„Ungewissheit ist etwas, was wir erstmal nicht mögen“, stellt der bekannte Psychologe und Risikoforscher Professor Dr. Gerd Gigerenzer fest. Gigerenzer ist Direktor des Harding-Zentrums für Risikokompetenz an der Universität Potsdam und hat zuletzt mit anderen das Buch „Grüne fahren SUV und Joggen macht unsterblich“ veröffentlicht. Seine Forschung dreht sich neben anderem um die Frage, wie es bei begrenzter Zeit, wenig Information und einer ungewissen Zukunft möglich ist, rationale Entscheidungen zu treffen. Den Umgang mit der Ungewissheit im digitalen Zeitalter thematisiert Gerd Gigerenzer am kommenden Montag, 21. November, um 18.30 Uhr in einem Vortrag der neuen Reihe „Uncertainty-Talk“. Der Eintritt zu dem Vortrag im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld ist kostenlos.
„Google kennt uns besser als wir selbst“, sagt Gigerenzer. Algorithmen würden als allwissend vermarktet und auch die Regierungen von China bis zu Deutschland würden denjenigen Sicherheit versprechen, die sich nur mehr überwachen ließen. „Wie können wir lernen, vernünftig mit Ungewissheit umzugehen?“, so Gigerenzers Leitfrage.
„Das ist gerade angesichts von Krisenzeiten und einer rasanten Zunahme von komplexen Informationen ein aktuelles wie hochspannendes Thema“, findet auch Professor Dr. Andreas Zick, Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld. „Gerd Gigerenzer ist einer der renommiertesten Risikoforscher der heutigen Zeit, dem wir zuhören sollten“, sagt Zick. Die Geschichtswissenschaftlerin Professorin Dr. Silke Schwandt, ebenfalls von der Universität Bielefeld, ergänzt: „Gerd Gigerenzer erklärt mit seiner Forschung zum Beispiel, wie unsichere Zustände dazu führen, dass Bürger*innen sich von Autoritäten bevormunden lassen oder Fake News glauben. Und er zeigt, wie Menschen diese selbstverschuldete Unmündigkeit überwinden können.“
Andreas Zick und Silke Schwandt organisieren die Uncertainty-Talks zusammen mit dem Wirtschaftswissenschaftler Professor Dr. Herbert Dawid. Hervorgegangen ist die Vortragsreihe aus einer Forschungsinitiative an der Universität Bielefeld, die die drei Wissenschaftler*innen koordinieren. Der Zusammenschluss beschäftigt sich intensiv mit Unsicherheit. Lange Zeit ist Unsicherheit als allgegenwärtige Bedrohung betrachtet worden, die es zu kontrollieren und im Zaum zu halten galt. Die neue Initiative strebt hingegen danach, die Forschung zu Ungewissheiten und Unsicherheiten auf eine breitere Basis zu stellen und voranzubringen. Dafür stellt sie die vielfältigen Arten der Navigation von Unsicherheit in den Mittelpunkt. Die Uncertainty-Talks sollen durch verschiedene Blickwinkel auf diese Analyse einen Beitrag zum interdisziplinären Verständnis dieses Forschungsansatzes leisten.
Gerd Gigerenzer ist Gründer und Gesellschafter von Simply Rational – Das Institut für Entscheidung. Er war unter anderem Direktor des Forschungsbereichs „Adaptive Behavior and Cognition“ (ABC) am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und am Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung, München, Professor an der University of Chicago und John M. Olin Distinguished Visiting Professor an der School of Law der Universität von Virginia. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) sowie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences und der American Philosophical Society. Seine mehrfach ausgezeichneten Sachbücher „Das Einmaleins der Skepsis“, „Bauchentscheidungen: Die Intelligenz des Unbewussten“ und „Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft“ wurden in 21 Sprachen übersetzt.
Außer dem Vortrag von Gerd Gigerenzer am 21. November stehen auf dem Programm der „Uncertainty-Talks“ aktuell zwei weitere Veranstaltungen:
- Montag, 5. Dezember, 18.30 Uhr: Professor Dr. David Tuckett vom University College London, Großbritannien. Der Ökonom und Medizinsoziologe stellt seinen Vortrag unter den Titel „Conviction Narrative Theory: Understanding ambivalence as a way forward” (Erzähltheorie der Überzeugung: Das Verstehen von Ambivalenz als Schritt vorwärts). Ort: Hörsaal 14 im Hauptgebäude der Universität.
- Montag, 19. Dezember, 18.30 Uhr: Professor Dr. Armin Nassehi von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Der Soziologe spricht über das Thema „Entscheidungen unter Unsicherheitsbedingungen. Ein Pleonasmus oder ein steigerbarer Sachverhalt?“. Ort: Plenarsaal des ZiF.
Das Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld ist eine unabhängige, thematisch ungebundene Forschungseinrichtung und steht Wissenschaftler*innen aller Länder und aller Disziplinen offen. Das ZiF befindet sich auf dem Südcampus der Universität Bielefeld, Adresse: Methoden 1, 33615 Bielefeld.
Weitere Informationen:
- Website zur Vortragsreihe
- Forschungsmagazin BI.research mit Dossier „Navigation von Unsicherheit“
Das Bildmaterial ist hier abrufbar.
Kontakt:
Anna Maria Neubert, Universität Bielefeld
Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie
Telefon: 0521 106-6512
E-Mail: aneubert@uni-bielefeld.de