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Trauer um den Mathematiker Professor Andreas Dress (Nr. 17/2024)
Im Alter von 85 Jahren ist am 23. Februar Professor Dr. Andreas Dress gestorben. Dress gehörte zu den ersten Professoren der Fakultät für Mathematik der Universität Bielefeld und forschte und arbeitete seit der Gründung 1969 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2003 an der Fakultät. Seine Forschungsinteressen waren außergewöhnlich breit. Nach Anfängen in der Algebra wandte er sich den Anwendungen der Mathematik zu, insbesondere dem Thema „Phylogenetische Kombinatorik“ zu. Dabei geht es um die Bereitstellung mathematischer Konzepte und Verfahren, die zur Bestimmung verwandtschaftlicher Beziehungen in Stammbäumen und Netzwerken dienen können. Sein Interesse galt zudem Strukturbildungsprozessen in der Mathematik und in benachbarten Wissenschaften. Die „Mathematisierung der Einzelwissenschaften“ gehörte bereits in der Aufbauphase zu den Strukturmerkmalen der Universität Bielefeld, und Professor Dress war als deren Protagonist eine der prägenden Persönlichkeiten, die den Gedanken der Interdisziplinarität in besonderer Weise gelebt haben.
Nach seiner Emeritierung war Andreas Dress zunächst als Gastwissenschaftler am Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften tätig. Mit 67 Jahren übernahm er im Jahr 2005 für fünf Jahre die Aufgabe, als Gründungsdirektor ein Max-Planck-Partnerinstitut in Shanghai aufzubauen. Träger des „Partner Institute for Computional Biology“ (Partnerinstitut für computergestützte Biologie, PICB) waren die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) und die Chinesische Akademie der Wissenschaften (CAS). Die chinesische Regierung ehrte Andreas Dress dafür 2012 mit dem Freundschaftspreis und mit dem „International Science and Technology Cooperation Award“, der als die höchste chinesische Auszeichnung für internationale Wissenschaftskooperationen gilt.
Professor Andreas Dress studierte Mathematik in Berlin, Tübingen und Kiel, wo er 1962 promovierte und sich 1965 habilitierte. Zweimal war er für je ein Jahr Mitglied des „Institute for Advanced Studies“ in Princeton (USA). Andreas Dress war als Gastwissenschaftler an vielen renommierten Universitäten und Forschungseinrichtungen weltweit tätig. Ende der sechziger Jahre wechselte er gemeinsam mit Professor Dr. Karl Peter Grotemeyer aus Berlin nach Bielefeld.
Andreas Dress‘ enge Verbundenheit mit China ging weit über den rein wissenschaftlichen Bereich hinaus. Dies zeigt sich insbesondere in seinem Verhältnis zu den Studierenden, die ihm als Wertschätzung für seine Lebenserfahrung und Unterstützung den in China sehr ehrenvollen Titel „Lao Yeye“ – Großvater – verliehen.
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