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Nanoskopie auf dem Chip: Mikroskopie in HD-Qualität (Nr.46/2017)
Physiker der Universität Bielefeld und der norwegischen Universität Tromsø haben einen Chip entwickelt, der super-auflösende Lichtmikroskopie, auch „Nanoskopie“ genannt, mit herkömmlichen Mikroskopen ermöglicht. Bei der Nanoskopie wird die Position einzelner fluoreszierender Moleküle mit einer Genauigkeit von wenigen Nanometern, also dem Millionstel eines Millimeters, bestimmt. Aus diesen Informationen lassen sich dann Bilder mit einer Auflösung von ungefähr 20 bis 30 Nanometern, und damit etwa zehn Mal schärfer als in der herkömmlichen Mikroskopie, erstellen. Bislang mussten für diese Methode teure Spezialgeräte genutzt werden. Das neuartige „Nanoskopie auf dem Chip“-Verfahren ist von den Universitäten Bielefeld und Tromsø zum Patent angemeldet. Die Studie dazu veröffentlichen die Forscher am 24. April 2017 im Magazin „Nature Photonics“.
Dr. Mark Schüttpelz
von der Universität Bielefeld und Dr. Balpreet Singh Ahluwalia
(Universität Tromsø) haben den photonischen Wellenleiter-Chip erfunden.
Professor Dr. Thomas Huser und Robin Diekmann aus der Arbeitsgruppe
Biomolekulare Photonik an der Universität Bielefeld haben das neue
Konzept mitrealisiert. Durch die Erfindung kann der experimentelle
Aufwand nun reduziert werden: Eine Probe wird direkt auf einem etwa
Objektträger-großen Chip beleuchtet. Das Signal wird senkrecht dazu mit
einem Objektiv und einer Kamera erfasst. Die gewonnenen Messdaten lassen
sich als super-aufgelöste Bilder rekonstruieren, die verglichen mit
Ergebnissen der herkömmlichen Lichtmikroskopie deutlich höher aufgelöst
sind.
Während
die etablierte Nanoskopie lediglich in der Lage ist, Bruchteile von
Zellen bis hin zu wenigen Zellen simultan sichtbar zu machen, lassen
sich durch die Nutzung der photonischen Chips nun mehr als 50 Zellen
super-aufgelöst in einer Aufnahme abbilden. „Die Erfindung des neuen
Chip-Verfahrens ist ein Paradigmen-Wechsel in der Mikroskopie und
ermöglicht nun eine größere Verbreitung der Nanoskopie in Wissenschaft,
Forschung und der Anwendung im Alltag“, sagt Dr. Mark Schüttpelz.
- 1609 erfand Galileo Galilei die Lichtmikroskopie.
- Im Jahr 1873 entdeckte Ernst Abbe die fundamentale Eigenschaft, dass die Auflösung eines optischen Systems für sichtbares Licht auf etwa 250 Nanometer begrenzt ist.
- In den vergangenen Jahren sind gleich
mehrere optische Verfahren entwickelt worden, um die Abbe’sche
Auflösungsgrenze zu unterschreiten. Der Nobelpreis 2014 in Chemie wurde
für die Entwicklung einer Super-Auflösung im Bereich von etwa 20 bis 30
Nanometer vergeben.
Originalveröffentlichung:
Diekmann R., Helle Ø.I., Øie C.I., McCourt P., Huser T.R., Schüttpelz M., Ahluwalia B.S.:
Chip-based wide field-of-view nanoscopy, Nature Photonics, http://dx.doi.org/10.1038/nphoton.2017.55, veröffentlicht am 24. April 2017
Kontakt:
Dr. Mark Schüttpelz, Universität Bielefeld
Fakultät für Physik
Telefon: 0521 106-5445
E-Mail: schuettp@physik.uni-bielefeld.de