Pressemitteilungen
Menschen in Bethel-Einrichtungen testen virtuellen Helfer des CITEC (Nr. 124/2013)
Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert Bielefelder Forschungsprojekt
Die
Universität Bielefeld und die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
(vBS Bethel) haben im Juli 2010 eine offizielle Kooperationsvereinbarung
geschlossen. Seit Juli 2011 beinhaltet diese Kooperation auch eine
intensive Zusammenarbeit zwischen Bethel und dem Exzellenzcluster
Kognitive Interaktionstechnologie (Cognitive Interaction Technology –
CITEC) der Universität Bielefeld. Das gemeinsame Forschungsprojekt
„Virtuelle Assistenten und deren soziale Akzeptanz“ (VASA) bildet einen
wesentlichen Baustein dieser Zusammenarbeit zwischen CITEC und Bethel.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert seit dem 1. Juli
ein Teilprojekt von VASA und stellt 200.000 Euro zur Verfügung.
„In der strategischen Partnerschaft der Universität und Bethel geht es um Projekte, die der Allgemeinheit nützen“, sagt Professor Dr. Martin Egelhaaf, Prorektor für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und Transfer der Universität Bielefeld. „Die Zusammenarbeit von CITEC und Bethel innerhalb der strategischen Partnerschaft verknüpft ideenreiche Entwicklungen aus der Forschung mit den tatsächlichen Bedürfnissen von Menschen mit Unterstützungsbedarf.“
CITEC erprobt in Bethel Assistenzsysteme, die sich dank künstlicher Intelligenz auf ihre Nutzer einstellen. „Die Menschen in unserer Gesellschaft werden im Durchschnitt immer älter. Roboter, Avatare und andere technische Helfer werden in Zukunft eine große Rolle dabei spielen, Menschen im Alter und Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu erlauben“, sagt Professor Dr. Helge Ritter, Koordinator des Exzellenzclusters. „Durch die Kooperation mit Bethel können potenzielle Nutzer frühzeitig bei der Entwicklung künstlich intelligenter Helfer mitreden.“
Das Forschungsprojekt VASA zeigt beispielhaft, wie die frühe Einbindung
künftiger Nutzer funktioniert. In der Studie arbeiten CITEC und die vBS
Bethel an einem personalisierbaren virtuellen Gesprächspartner, der
ältere Menschen und Menschen mit geistiger Behinderung im Alltag
unterstützt. Dafür haben CITEC-Forscherinnen und -Forscher im Januar
2012 mit der Entwicklung des virtuellen Assistenten „Billie“ begonnen.
Virtuelle Assistenten sind Computersysteme, die als künstliche Personen
auf Bildschirmen erscheinen und mit dem Betrachter kommunizieren. „Das
Projekt soll die Selbstständigkeit und Teilhabe älterer Menschen
erhöhen, indem ihnen der Zugang zu Computer- und Internet-Technologie im
Alltag erleichtert wird“, sagt der Informatiker Professor Dr. Stefan
Kopp, der das Projekt zusammen mit der Linguistin Dr. Karola Pitsch
leitet. „Mensch-Computer-Interaktion für ältere Menschen geht oft einher
mit Spezialtastaturen, Fernbedienung, großformatigen Anzeigen oder der
Nutzung von Einzel-Sprachkommandos. Wir entwickeln virtuelle Avatare als
Alternative dazu“, sagt Kopp.
An den vBS Bethel wurden die Alltagstauglichkeit und die soziale
Akzeptanz des technischen Helfers Billie bereits erprobt: Ältere
Menschen und Menschen mit geistiger Behinderung testeten den Avatar und
seine Funktionen. Ein zentrales Ergebnis: „Den Testpersonen fiel die
Nutzung leicht, sie konnten gut mit Billie sprechen und sich vorstellen,
ihn in Zukunft zu nutzen“, sagt Karola Pitsch. Mit Nutzern in
Bethel-Einrichtungen wurde bereits erfolgreich getestet, mit Billie
Termine in einen elektronischen Kalender einzutragen. Der altersgerechte
Laborprototyp ermuntert seine Nutzer künftig zum Gespräch, erinnert an
Verabredungen oder die Medikamenteneinnahme, unterstützt bei der
Tagesplanung und lädt ein, mit Videotelefonie Freunde und Bekannte zu
kontaktieren.
Billie soll dabei künftig nicht nur auf mündliche
Anweisungen und Fragen reagieren – er soll auch non-verbale Hinweise
wahrnehmen und berücksichtigen. Wenn ein Nutzer zum Beispiel einen
Post-It-Zettel in der Hand hält, auf dem die Arztpraxis den nächsten
Termin festgehalten hat, kann das für Billie ein Hinweis sein, nach dem
Termin zu fragen, um ihn im Kalender einzutragen.
Das
Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert ein VASA-Teilprojekt
mit dem Titel „VERSTANDEN“. In dieser Studie geht es speziell um
Verständigungssicherung und damit um die Frage: Wie gewährleistet der
virtuelle Assistent, Fragen und Anweisungen seiner Nutzer korrekt zu
erfassen?
Weitere Informationen im Internet:
www.techfak.uni-bielefeld.de/ags/soa/research/companionship-personalization/
wwwhomes.uni-bielefeld.de/kpitsch/projects.html
Kontakt:
Jörg Heeren, Universität Bielefeld
Exzellenzcluster Kognitive Interaktionstechnologie (CITEC)
Telefon: 0521 106-6562
E-Mail: jheeren@cit-ec.uni-bielefeld.de