Pressemitteilungen
Medizinische Fakultät OWL fördert Forschungsvorhaben von Ärztinnen (Nr. 44/2023)
Medizinische Fakultät OWL fördert Forschungsvorhaben von Ärztinnen
Female Clinician Scientist Fellowships für drei promovierte Ärztinnen des Universitätsklinikums OWL
Eine hohe Wochenstundenzahl im Schichtdienst definiert den Arbeitsalltag an Krankenhäusern. Zusätzlich zur klinischen Tätigkeit zu forschen und zu lehren, bringt einen deutlichen Mehraufwand mit sich. Insbesondere Frauen entscheiden sich aufgrund individueller und struktureller Bedingungen – zum Beispiel, wenn zusätzlich noch Care-Aufgaben hinzukommen – gegen eine wissenschaftlich-klinische Karriere. Um diesem Phänomen entgegen zu wirken, bietet die Medizinische Fakultät OWL der Universität Bielefeld erstmals „Female Clinician Scientist Fellowships“ an. Die Fellowships ermöglichen kontinuierliche und planbare Zeiträume für die Forschung der Ärztinnen. Die Förderung ist damit eine wichtige Gleichstellungsmaßnahme, um dem Drop-out von Frauen auf dem Weg zur Habilitation entgegenzuwirken.
Drei Ärztinnen wurden für
die neue Förderung ausgewählt. „Die drei Fellows haben uns durch eine
vielversprechende Kombination aus wissenschaftlicher Vorerfahrung und
qualitativ hochwertigen Forschungsvorhaben überzeugt“, sagt Dr. med.
Sabine Oertelt-Prigione Professorin für Geschlechtersensible Medizin an
der Medizinischen Fakultät OWL und Mitglied der Auswahlkommission für
das Female Clinician Scientist Fellowship. Die ausgewählten Ärztinnen
sind am Universitätsklinikum OWL in der Patient*innenversorgung tätig,
sind promoviert und haben ihre fachärztliche Weiterbildung bereits
abgeschlossen oder werden diese bald abschließen.
Die Fellows sind:
Dr. med. Anna-Maria Addicks
Sie
arbeitet im Klinikum Lippe in der Klinik für Neurologie. Hier bietet
die überregional zertifizierte Stroke-Unit Raum für Addicks’
Forschungsvorhaben: Sie identifiziert Risikofaktoren für Depressio-nen
nach einem Schlaganfall. Dabei erforscht sie insbesondere den Einfluss
von Gendereffekten und psychosozialer Unterstützung im ambulanten
Verlauf und fokussiert auf die häusliche Versor-gungs- und
Betreuungssituation nach einem Schlaganfall. Die Ärztin betont, dass
sowohl die an-schließende ambulante Nachversorgung als auch die
Herausforderungen für die Personen innerhalb des Angehörigenkreises
nicht zu unterschätzen sind. „Eine Depression nach einem Schlagan-fall
tritt bei rund einem Drittel aller Betroffenen auf – eine
Herausforderung für Patient*innen, Angehörige und die ambulante
Versorgung.“ Für ihr Forschungsprojekt kooperiert Anna-Maria Addicks mit
Professorin Dr. Katja Werheid und Dr. Simon Ladwig von der Fakultät für
Psychologie und Sportwissenschaft der Universität Bielefeld, Experten
für Post-Stroke-Depression, sowie mit Professorin Dr. med. Christiane
Muth von der Arbeitsgruppe für Allgemein- und Familienmedizin der
Medizinischen Fakultät OWL. Die klinische Begleitung übernimmt Professor
Dr. med. Christoph Redecker vom Klinikum Lippe.
Dr. med. Anna Höink
Sie
ist seit 2022 Oberärztin im Universitätsinstitut für Diagnostische und
Interventionelle Radiologie am Campus Klinikum Lippe. Bevor sie an das
Universitätsklinikum OWL kam, arbeitete sie als Oberärztin im Institut
für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Uniklinik Köln und
leitete dort die Sektion Thoraxradiologie. Sie identifiziert in ihrem
Forschungsvorhaben Risikofaktoren für das Auftreten von Long Covid, die
bei betroffenen Patient*innen gegebenenfalls bereits in
Computertomographie-Untersuchungen der Lunge zum Zeitpunkt der
Erstinfektion mit SARS-CoV-2 entdeckt werden können. „Bislang lag der
wissenschaftliche Fokus auf der Diagnostik, Therapie und Prävention
einer Covid-19-Infektion. Um jedoch auch die Mechanismen, die zu Long
Covid führen, besser verstehen zu können, ist eine Intensivierung der
radiologischen Forschung unerlässlich“, sagt Höink. Die klinische
Begleitung übernimmt Professor Dr. Dr. med. Michel Eisenblätter, Leiter
des Universi-tätsinstituts für Diagnostische und Interventionelle
Radiologie am Klinikum Lippe. Die wissenschaft-liche Begleitung
übernimmt Professorin Dr. med. Sabine Oertelt-Prigione, Leiterin der
Arbeitsgruppe Geschlechtersensible Medizin an der Medizinischen
Fakultät OWL.
Dr. med. Haang Jeung-Maarse
Sie ist
seit 2015 Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und seit 2022
als Psychiaterin, Psychotherapeutin und Neurowissenschaftlerin im
Evangelischen Klinikum Bethel tätig. Ihre Expertise liegt in der
Forschung von zwischenmenschlichen Entscheidungen bei Patient*innen mit
einer Persönlichkeitsstörung. Sie forscht zu der Frage, ob sich bei
Individuen mit psychopathischen Persönlich-keits-eigenschaften die
Fähigkeit zur Empathie beeinflussen lässt und ob eine höhere
Empathiefä-higkeit zu einer weniger starken Verfolgung von
Eigeninteressen führt. „Persönlichkeitsstörungen sind nicht in
Kategorien zu denken, sondern Persönlichkeitsmerkmale bestimmen je nach
Ausprä-gung den individuellen Charakter eines Menschen. Aus diesem Grund
erforsche ich – anstelle von einzelnen Diagnosen – die Ausprägungen von
Persönlichkeitsmerkmalen und deren Auswirkungen auf unser Miteinander.“
Ihre Beobachtungen stützen sich auf Experimente aus den
Verhaltenswirtschaftswissenschaften (behaviorale Ökonomie) in
Kombination mit Methoden der klinischen Psychologie und Psychiatrie
sowie den Neurowissenschaften. Professor Dr. med. Martin Driessen vom
Evangelischen Klinikum Bethel begleitet das Forschungsvorhaben aus
klinischer Perspektive. Professor Dr. Frank Neuner aus der Fakultät für
Psychologie und Sportwissenschaft übernimmt die wissenschaftliche
Begleitung.
Das Fellowship im Überblick
Die
finanzielle und strukturelle Unterstützung der Fellows wird aus Mitteln
des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes
Nordrhein-Westfalen – über das Programm „Chancen ergrei-fen, Forschung
und Familie fördern – Programm für chancengerechte Hochschulmedizin in
Nordrhein-Westfalen (FF-Med) bereitgestellt. Dabei erhält jede
geförderte Ärztin bis zu 50.000 Euro. Ziel der „Female Clinician
Scientist Fellowships“ ist es, zu einer Verbesserung der
Geschlechtergerechtigkeit beizutragen und Frauen auf dem Weg zur
Habilitation durch die anteilige Freistellung von klinischen Aufgaben
und so entstehende Freiräume für Forschungsaktivitäten gezielt zu
fördern. Das Fellowship knüpft an nationale und internationale Beispiele
der Hochschulmedizin an. Eine zweite Aus-schreibungsrunde ist für 2023
geplant. Das Fellowship ist Teil des Clinician Scientist Programms der
Medizinischen Fakultät OWL.
Hier auf Website zum Clinician Scientist Programms der Medizinischen Fakultät OWL.