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Luhmanns Zettelkasten: dritter Auszug online veröffentlicht (Nr. 28/2021)

Veröffentlicht am 3. Mai 2021, 09:36 Uhr

Jetzt sind insgesamt 10.000 Zettel in einer edierten Fassung verfügbar

Seit 2015 erschließt ein Langzeitprojekt der Universität Bielefeld den wissenschaftlichen Nachlass des Soziologen Niklas Luhmann. Ein Schwerpunkt liegt in der digitalen Rekonstruktion des 90.000 Notizen umfassenden Zettelkastens. Über vier Jahrzehnte fixierte und vernetzte Niklas Luhmann seine Gedanken in diesem Zweitgedächtnis. Jetzt wird der dritte Auszug des Zettelkastens auf dem Online-Portal niklas-luhmann-archiv.de in einer transkribierten und verlinkten Fassung veröffentlicht.

Zu dem neu veröffentlichten Auszug gehören Zettel zu dem Thema Autorität.  Weitere Notizen widmen sich Hierarchie oder auch Arbeitsteilung. Screenshot: Universität Bielefeld
Zu dem neu veröffentlichten Auszug gehören Zettel zu dem Thema Autorität. Weitere Notizen widmen sich Hierarchie oder auch Arbeitsteilung. Screenshot: Universität Bielefeld
Professor Dr. Niklas Luhmann (1927–1998) forschte und lehrte von 1968 bis 1993 an der Universität Bielefeld. Er gilt neben Max Weber als berühmtester und wirkmächtigster deutscher Soziologe des 20. Jahrhunderts. Bei dem Zettelkasten handelt es sich um sechs Holzkästen mit jeweils vier Auszügen (Schubladen), in denen sich die handbeschriebenen Notizen befinden. Der Zettelkasten besteht aus zwei weitgehend getrennten Sammlungen: Zettelkasten I (1952–1961) und Zettelkasten II (1961–1997).

Die erste Sammlung umfasst rund 23.000 Zettel mit insgesamt 108 Themengebieten (Abteilungen), die auf dem Online-Portal durch eine detaillierte Inhaltsübersicht erschlossen werden. Für die Online-Publikation des dritten Auszug der ersten Sammlung wurden nun rund 3.000 Zettel transkribiert und so zu Zettelfolgen verbunden, dass die Texte für den Nutzer problemlos lesbar werden. Der erste Auszug dieser Sammlung und einige Registerabteilungen wurden bereits 2019 veröffentlicht, 2020 folgte der zweite Auszug, zukünftig wird halbjährlich ein weiterer Auszug ediert. Mit der Veröffentlichung des dritten Auszugs sind insgesamt 10.000 der Zettel in einer bearbeiteten Fassung online verfügbar.

Der Bielefelder Forscher Niklas Luhmann gilt als einer der berühmtesten und wirkmächtigsten deutschen Soziologen des 20. Jahrhunderts. Foto: Universität Bielefeld
Der Bielefelder Forscher Niklas Luhmann gilt als einer der berühmtesten und wirkmächtigsten deutschen Soziologen des 20. Jahrhunderts. Foto: Universität Bielefeld
Am Beginn des nun veröffentlichten Auszugs stehen zwei umfangreichere, mit „Methode“ und „Theorie/ Praxis“ betitelte Abteilungen, in denen sich Luhmann mit erkenntnistheoretischen Fragen angesichts des neuzeitlichen Wissenschaftsverständnisses befasst. Ein zweiter Schwerpunkt in diesem Auszug sind größere Abteilungen mit einem organisationswissenschaftlichen Fokus. Die Themen sind: Leitung, Koordination, Arbeitsteilung, Autorität, Befehl, Hierarchie sowie Organisation und Mensch. Am Schluss des jetzt präsentierten Auszugs steht der Beginn der Abteilung zum Thema Wissenschaft. „Diese Abteilung mit über 4.100 Zetteln, die sich bis in den fünften Auszug erstreckt, stellt ohne Frage ein intellektuelles Highlight der Sammlung dar“, erklärt Johannes Schmidt, Projektkoordinator des Langzeitforschungsprojekts zu Luhmanns Nachlass. 

Zusätzlich zu dem dritten Auszug der ersten Sammlung wird bereits jetzt die Transkription einer kleinen Abteilung veröffentlicht, die sich in Auszug 15 der zweiten Sammlung findet. Unter der Ordnungsnummer 9/8 bietet Luhmann hier eine Selbstbeschreibung des Zettelkastens im Zettelkasten.

Auf 90.000 handschriftlich angefertigten Notizzetteln notierte der Soziologe Niklas Luhmann über vier Jahrzehnte seine Gedanken. Foto: Universität Bielefeld
Auf 90.000 handschriftlich angefertigten Notizzetteln notierte der Soziologe Niklas Luhmann über vier Jahrzehnte seine Gedanken. Foto: Universität Bielefeld
2010 erwarb die Universität Bielefeld den wissenschaftlichen Nachlass Luhmanns: Neben den Zettelkästen und einer großen Zahl bislang unpublizierter Manuskripte und Vorfassungen bereits veröffentlichter Werke gehört auch seine Bibliothek dazu. Diese Materialien lassen den Autor und sein Theoriegebäude außerhalb seiner publizierten Werke sichtbar werden.

Das Langzeitforschungsprojekt „Niklas Luhmann – Theorie als Passion“ an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld erschließt und ediert den wissenschaftlichen Nachlass Luhmanns in Kooperation mit den Digital Humanities der Bergischen Universität Wuppertal (von 2015 bis 2019 mit dem Cologne Center for eHumanities der Universität zu Köln) und wird von der Akademie der Wissenschaften und der Künste Nordrhein-Westfalen gefördert. Seit 2019 betreibt das Projekt das Online-Portal niklas-luhmann-archiv.de und präsentiert dort neben den edierten Zettelkasten-Notizen unter anderem auch Video- und Audiobeiträge mit Niklas Luhmann, ein Gesamtschriftenverzeichnis und weitere Informationen zum Autor und seinem Werk.

Weitere Informationen: 
Kontakt:
Johannes Schmidt, Universität Bielefeld
Fakultät für Soziologie
Telefon: 0521 106-12990
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