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Genomforschung an Xanthomonaden - Schädliche und nützliche Effekte von Bodenbakterien (Nr. 212/2005)
Internationale Tagung am Zentrum für interdisziplinäre Forschung
Bodenbakterien aus der Gruppe der Xanthomonaden sind biotechnologisch von großer Bedeutung. Wissenschaftler aus aller Welt treffen sich am 27. und 28. Oktober am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld zu einer Tagung, um ihr Wissen über die Genomforschung an Xanthomonaden auszutauschen. Für diesen internationalen Workshop konnten als Vortragende renommierte Wissenschaftler aus all den Forschergruppen gewonnen werden, die sich weltweit mit Genomforschung an Xanthomonaden beschäftigen. Unter den Vortragenden befinden sich Vertreter unter anderem aus Argentinien, Brasilien, China, Indien, Japan, Südkorea, den USA und aus mehreren europäischen Ländern. Professor Alfred Pühler nennt als Ziele des Workshops sowohl die Diskussion zukünftiger Forschungsstrategien als auch die Entwicklung gemeinsamer Forschungsprojekte.
Die Tagung wird von dem an der Universität Bielefeld angesiedelten Kompetenznetzwerk "Genomforschung an Bakterien für den Umweltschutz, die Landwirtschaft und die Biotechnologie" ausgerichtet. Hierbei handelt es sich um ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Genomforschungsnetzwerk, in dem insgesamt mehr als 20 Kooperationspartner aus Universitäten, Forschungsinstituten und Industrieunternehmen zusammenarbeiten.
Bodenbakterien aus der Gruppe der Xanthomonaden verursachen in der Landwirtschaft immense Schäden durch Ertragsminderungen, zum Beispiel bei Reis, Kohl und Zitrusfrüchten. Andererseits produzieren sie aber auch das Oberflächenpolysaccharid Xanthan, das als Verdickungsmittel in der Lebensmittelindustrie, unter anderem beim Joghurt, aber auch in der Kosmetikindustrie, beispielsweise bei Zahnpasta, eingesetzt wird. Aufgrund der genannten Eigenschaften werden Xanthomonaden weltweit mit Methoden der Genomforschung analysiert. Auch das Bielefelder Genomforschungsnetzwerk beschäftigt sich mit zwei Xanthomonadenprojekten. Zum einen wurde das Genom des Erregers der Fleckenkrankheit von Paprika- und Tomatenpflanzen entschlüsselt. Hierbei handelt es sich um Xanthomonas campestris pv. vesicatoria (Xcv), dessen pathogene Wirkung vor allem von der Forschergruppe Ulla Bonas an der Universität Halle-Wittenberg untersucht wird. Zum anderen wurde auch das Genom des Xanthanproduzenten Xanthomonas campestris pv. campestris (Xcc) analysiert. Die dabei erzielten Ergebnisse fließen direkt in ein staatlich gefördertes Industrieprojekt ein, das an der Universität Bielefeld von den Forschergruppen Anke Becker und Karsten Niehaus betrieben wird.
Als herausragendes Ergebnis des Bielefelder Genomforschungsnetzwerks wird jetzt die Sequenz des Xcv-Genoms in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift Journal of Bacteriology vorgestellt. Das Xcv-Genom besteht aus ca. 4700 Genen, von denen rund 3000 bereits als bekannt eingestuft werden können. Von besonderer Bedeutung sind nun die Gene, die für die Krankheitsauslösung verantwortlich sind. In der Zwischenzeit weiß man, dass Xcv über molekulare Injektionsnadeln physiologische Vorgänge in der pflanzlichen Zelle reguliert. Es wird erwartet, dass die vorliegende Genomsequenz dazu beiträgt, Aufschlüsse über eine umweltfreundliche Bekämpfung des Schaderregers zu liefern.
Für Gespräch und Fototermin stehen Prof. Dr. Alfred Pühler, Dr. Werner Selbitschka und ausgewählte Teilnehmer der Tagung am 27. Oktober zwischen 12.00 Uhr und 13.00 Uhr im Foyer des Zentrums für interdisziplinäre Forschung zur Verfügung.
Kontakt:
Prof. Dr. Alfred Pühler, Lehrstuhl für Genetik, Fakultät für Biologie der Universität Bielefeld,
Tel. 0521-106-5607, Fax 0521-106-5626, E-mail: Puehler@Genetik.Uni-Bielefeld.DE
Dr. Werner Selbitschka, Lehrstuhl für Genetik, Fakultät für Biologie der Universität Bielefeld,
Tel. 0521-106-5604, Fax 0521-106-5626, E-mail: Werner.Selbitschka@Genetik.Uni-Bielefeld.DE