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Fördert Naturvielfalt im Grünzug Gesundheit und Wohlbefinden? (Nr. 84 / 2018)

Veröffentlicht am 5. Juli 2018, 10:02 Uhr
Wissenschaftliche Studie zum Bielefelder Grünzug Schlosshofbach

Städtische Grünzüge wie der Grünzug Schlosshofbach am Bultkamp in Bielefeld werden als Lebensraum für Tiere und Pflanzen immer wichtiger, weil die Landwirtschaft intensiviert und Freiflächen zunehmend bebaut werden. Die Stadt Bielefeld hat die Naturvielfalt, die sogenannte Biodiversität, im Grünzug Schlosshofbach deshalb gefördert. Hat eine höhere Biodiversität auch Auswirkungen auf die Menschen, die den Grünzug nutzen? Dazu forscht Gesundheitswissenschaftlerin Sinja Gatting im Projekt „Biodiversität und Gesundheit in Städten“ (BiGS), einem Projekt der Universität Bielefeld, das in enger Zusammenarbeit mit dem Umweltamt und dem Umweltbetrieb der Stadt Bielefeld umgesetzt wird. Teil des Projekts ist eine Online-Befragung für Nutzerinnen und Nutzer des Grünzugs, die bis zum 31. Juli läuft (Zugang unter www.vielfalt-und-gesundheit.de).

Peter Neuhaus (Umweltbetrieb), Gesundheitswissenschaftlerin Sinja Gatting (Universität Bielefeld) und Birgit Rexmann (Umweltamt) im Grünzug Schlosshofbach. Poster mit einem QR-Code weisen auch dort auf die Befragung hin. Foto: Universität Bielefeld
Peter Neuhaus (Umweltbetrieb), Gesundheitswissenschaftlerin Sinja Gatting (Universität Bielefeld) und Birgit Rexmann (Umweltamt) im Grünzug Schlosshofbach. Poster mit einem QR-Code weisen auch dort auf die Befragung hin. Foto: Universität Bielefeld
„Auch wenn Grünzüge als ‚Grüne Oasen‘ gelten: Bisher gibt es kaum wissenschaftliche Erkennt-nisse darüber, ob höhere Naturvielfalt gesundheitsfördernd für Menschen ist oder Einfluss auf ihr Wohlbefinden hat. Es ist auch noch weitestgehend unklar, wie verschiedene Personengruppen die Vielfalt in der Natur überhaupt wahrnehmen“, erklärt Sinja Gatting. Sie forscht unter der Leitung von Frau Professorin Dr. Claudia Hornberg (Arbeitsgruppe „Umwelt und Gesundheit“, Fakultät für Gesundheitswissenschaften) zu diesen Themen.

Der Aufruf zur Teilnahme an der Befragung ist in Form von Postkarten gerade an die Haushalte rund um den Grünzug Schlosshofbach verschickt worden. Es können aber alle Personen ab 18 Jahren mitmachen, die den Grünzug regelmäßig nutzen – etwa zum Spazieren gehen oder zum Joggen.

Für das städtische Projekt „Stärkung der biologischen Vielfalt im Grünzug Schlosshofbach“ wurden im Jahr 2016 zunächst Tiere und Pflanzen im Grünzug kartiert. Die Biologinnen und Biologen fanden beispielsweise heraus, dass ungewöhnlich viele Pilzarten im Gebiet vorkommen, dafür aber relativ wenige Heuschrecken und Tagfalter am Bultkamp leben. Umweltamt und Umweltbetrieb der Stadt Bielefeld wollen auf Grundlage dieser Ergebnisse mit gezielten Maßnahmen die Biodiversität im Gebiet fördern. Einige Beispiele: Sie identifizierten zu schützende Standorte von Pilzen, platzierten Nistkästen als Wohnraum für Vögel und Fledermäuse und säten mehrjährige regionale Saatgutmischungen, um Nahrungs- und Lebensräume für Insekten zu schaffen. Die Mähtermine für Grünflächen wurden verändert, um die Lebensbedingungen etwa für  Schmetterlinge und Heuschrecken zu verbessern.

In dieses Maßnahmenpaket flossen bereits Ergebnisse einer ersten wissenschaftlichen Befragung aus dem Jahr 2016 ein. Damals befragten Forschende der Fakultät für Gesundheitswissenschaften (Universität Bielefeld) im Rahmen des städtischen Projekts 240 Personen zur ihren Nutzungsgewohnheiten vom Grünzug. Ideen und Kritik aus dieser Befragung wurden bei den Maßnahmen zur Steigerung der Naturvielfalt eingearbeitet. Nun die zweite Befragung: „Von der aktuellen Umfrage erhoffen wir uns Erkenntnisse darüber, wie die Vielfalt in der Natur auf das Wohlbefinden der Menschen wirkt. Anhand der Ergebnisse können wir dann erste Aussagen darüber ableiten, ob es auch aus gesundheitlicher Perspektive sinnvoll ist, Naturvielfalt flächendeckend zu schützen und weiter zu fördern“, sagt Sinja Gatting.  

„Für Bielefeld ist das Projekt schon jetzt ein großer Erfolg“, konstatiert Umwelt- und Gesundheitsdezernentin Anja Ritschel: „Wir profitieren sehr von der Zusammenarbeit mit der Universität. Die hohe Bedeutung der Bielefelder Grünzüge für unsere Bevölkerung wurde nochmals bestätigt. Am Schlosshofgrünzug haben wir die ökologische Qualität verbessert und die Erholungssuchenden eingebunden. Wenn sich herausstellt, dass dies sogar noch gesundheitliche Verbesserungen mit sich bringt, wäre das ein großartiger Zusatznutzen für Alle.“

Die Zusammenarbeit von Universität und Stadt basiert auf der Initiative „Bielefeld2000plus“ zum übergreifenden Austausch von Expertenwissen. Das Projekt der Stadt ist Teil eines größeren Bundesprojekts, bei dem weitere Projektpartner in einem Verbund kooperieren. Es wird vom Bundesministerium für Umwelt und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert das universitäre Projekt.

Weitere Informationen:
•    Das universitäre Projekt „BiGS“ mit dem Zugang zur Befragung: www.vielfalt-und-gesundheit.de
•    Das städtische Projekt „Stärkung der biologischen Vielfalt im Grünzug Schlosshofbach“: www.bielefeld.de/de/un/nala/uaart/biodiver/
•    Das Bundesprojekt: www.urban-nbs.de
•    Die Initiative Bielefeld2000plus: www.uni-bielefeld.de/bi2000plus/

Kontakt:
Sinja Gatting, Universität Bielefeld
Fakultät für Gesundheitswissenschaften
Telefon: 0521 106 4570
E-Mail: s_gatting@uni-bielefeld.de   

Birgit Rexmann, Stadt Bielefeld
Umweltamt
Telefon: 0521 51-3231
E-Mail: Birgit.Rexmann@bielefeld.de

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