© Universität Bielefeld
Pressemitteilungen
Veröffentlicht am
14. Oktober 2020
Kategorie:
Forschung & Wissenschaft
Die EU zwischen Konfusion und Vision (Nr. 72/2020)
Zentrum für interdisziplinäre Forschung: Tagung mit öffentlichem Vortrag
Die längste Zeit ihrer Geschichte zielte die EU auf Erweiterung und Vertiefung: Mehr Mitglieder sollten gewonnen, die Einigung vorangetrieben werden. Aktuell haben sich für die EU viele andere Probleme in den Vordergrund geschoben. Diese Entwicklung ist Thema der Tagung „Die EU zwischen Konfusion und Vision“, die am 26. und 27. Oktober am ZiF stattfindet. Hier werden Forscherinnen und Forscher verschiedener Disziplinen die aktuelle Lage der EU analysieren und solche Fehlentwicklungen benennen, die sich kurieren lassen. Ein öffentliche Online-Lesung am Montagabend, 26. Oktober, richtet sich auch an interessierte Bürger*innen.
„Die Leistungen der zunächst westeuropäischen, dann gesamteuropäischen Staaten im nunmehr sieben Jahrzehnte dauernden kontinentalen Friedens- und Integrationsprozess sind erstaunlich“, konstatiert der deutsch-amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaftler Paul Michael Lützeler, der die Tagung leitet. Die Bemühungen um mehr Integration seien aber inzwischen durch Krisen finanzieller, wirtschaftlicher, politischer, kultureller, juristischer und militärischer Art an ihre Grenzen gestoßen. Auch die Hinwendung zum autoritären Staat, Fremdenhass und Flüchtlingsfeindlichkeit, Infragestellung von Menschenrechtspositionen und Nato-Verlässlichkeit in Teilen der EU belaste die Gemeinschaft. Zudem habe die EU mit Großbritannien ein wichtiges Mitglied verloren. „Zurzeit beherrscht der Eindruck von Konfusion und Ratlosigkeit die Szene. Unser Workshop wird nach den Gründen für diese Krise fragen und versuchen, positive Tendenzen auszumachen, die die Integration wieder befördern können“, so der Europa-Experte.
Dazu hat er Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Geschichte, Literaturwissenschaft, Politologie, Soziologie, Volkswirtschaft, Jura und Kommunikationswissenschaft ans ZiF eingeladen. „Die Forschung zu Europa ist inzwischen stark spezialisiert. Dabei ist es wichtig, den disziplinären Tunnelblick zu erweitern und zu sehen, ob unsere Analysen und Vorschläge zusammenpassen und sich ergänzen. Nur so bekommen wir die nötige komplexe Sicht auf die aktuelle Krisenkonstellation“, so Lützeler. „Dabei geht es nicht um utopische Visionen, sondern um konkrete, kurierbare Fehlentwicklungen, um Zukunftschancen.“
Europäische Grundwerte werden dabei ebenso Thema sein, wie der Umgang mit Migration und Flüchtlingen, die EU-Außenpolitik und ihr Verhältnis zu China ebenso wie die Verteidigungspolitik und die Zukunft des Euro.
Am Montag, 26. Oktober, findet im Kontext der Tagung um 20 Uhr eine öffentliche Lesung über Zoom statt: Friedrich Christian Delius liest aus seinem Buch: „Wenn die Chinesen Rügen kaufen, dann denkt an mich“. Der vielfach ausgezeichnete Autor nimmt in seinem Roman die aktuellen Entwicklungen in Europa aufs Korn. Die Teilnahme am digitalen Vortrag ist kostenlos.
Für Interessierte ist eine Online-Teilnahme an der Tagung möglich. Dazu wird um Anmeldung im ZiF-Tagungsbüro bei marina.hoffmann@uni-bielefeld.de gebeten. Journalist*innen sind herzlich eingeladen, über die Tagung zu berichten. Die Tagungssprache ist Deutsch.
Weitere Informationen:
• Website der Tagung
• Der öffentliche Vortrag mit Zugangslink zur Veranstaltung (über Zoom)
Kontakt:
Marina Hoffmann, Universität Bielefeld
Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF)
Telefon: 0521 106-2768
E-Mail: marina.hoffmann@uni-bielefeld.de