Pressemitteilungen
Den Wandel der Weltordnungen verstehen (Nr. 23/2024)
Neue interdisziplinäre Forschungsgruppe am ZiF der Universität Bielefeld
Wird eine chinesische Weltordnung die Vorherrschaft der „westlichen“ ablösen? Oder bringt Russland überwunden geglaubte koloniale und imperiale Ansprüche zurück auf die Weltbühne? Fragen wie diese bestimmen die aktuelle politische Diskussion. Doch die Vorstellung einer vorherrschenden Weltordnung ist zu einfach. Tatsächlich besteht und bestand stets eine Vielfalt an Ordnungsprinzipien nebeneinander. Deren Interaktion zu analysieren, um aktuelle Veränderungsprozesse besser zu verstehen, ist das Vorhaben der Forschungsgruppe „Understanding the transformations of world politics: ordering principles and infrastructures of communication“ (Die Veränderungen in der Weltpolitik verstehen: Ordnungsprinzipien und die Infrastrukturen der Kommunikation). Sie nimmt im April am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld ihre Arbeit auf.
Die aktuelle Weltlage ist unübersichtlich. Die Vorstellung einer einfachen Ordnung, dominiert vom liberalen Westen, war jedoch immer schon eine Illusion. „Die Geschichte der Weltordnungen wird meist so beschrieben, dass eine vorherrschende Ordnung eine andere ablöst, auf den Imperialismus folgte der Nationalismus und dann die Zeit der internationalen Organisationen“, erklärt Dr. Mathias Albert, Professor für Internationale Politik und Politikwissenschaft an der Universität Bielefeld. „Aber so einfach ist das nicht, imperialistische und nationalistische Ordnungen bestehen weiterhin, das sehen wir an Russlands Krieg gegen die Ukraine“, sagt Albert. Er leitet die Forschungsgruppe zusammen mit der Historikerin Professorin Dr. Heidi Tworek (University of British Columbia in Vancouver, Kanada) und dem Soziologen Professor Dr. Tobias Werron (Universität Bielefeld).
Die sich überlagernden Ordnungen rekonstruieren
Um diese unterschiedlichen Ordnungen aufzuspüren, werden die Wissenschaftler*innen sich auf die Analyse von Kommunikationsinfrastrukturen konzentrieren. „Obwohl lange klar ist, dass etwa die Verbreitung des Telegrafen und die Entstehung von Nachrichtenagenturen zentral für den Ausbau des britischen Weltreiches waren, und heute Propaganda in den sozialen Medien eine große Rolle in der Weltpolitik spielen, gibt es bislang keine systematische Analyse, welche Rolle die bestehenden und zukünftigen Kommunikationsinfrastrukturen für die Herausbildung von politischen Ordnungen gespielt haben und spielen“, so Tworek.
Die Weltpolitik und ihre Ursprünge mit neuer Perspektive sehen
„Wir möchten dazu beitragen, unseren Blick auf die gegenwärtige Weltpolitik und ihre Entstehungsgeschichte zu verändern, indem wir sie nicht als Abfolge fester Weltordnungen, sondern als Zusammenspiel unterschiedlicher, sich wechselseitig beeinflussender Ordnungen verstehen und historisch untersuchen“, so Tobias Werron.
Die Leiter*innen der Gruppe stehen für Presseanfragen gerne zur Verfügung.
Weitere Informationen:
Website der Forschungsgruppe
Kontakt:
Maren Winkelhage, Universität Bielefeld
Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF)
Telefon: 0521 106-2793
E-Mail: zif-group-support@uni-bielefeld.de
Das Bildmaterial ist hier abrufbar.