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1,2 Millionen Euro für Forschungsprojekt „Digitaler Bahnhof“ (Nr. 3/2024)
NRW-Verkehrsminister überreicht Förderbescheid am RailCampus OWL
Bahnhöfe sollen es den Menschen künftig erleichtern, mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln an ihr Ziel zu kommen. Das neue Forschungsprojekt „Digitaler Bahnhof Minden“ (DiBaMi) unter Leitung der Universität Bielefeld entwickelt Maßnahmen für einen reibungslosen Verkehrsfluss und einen angenehmen Aufenthalt am Bahnhof. In dem künftigen Schaufensterbahnhof sollen Informations- und Begleitroboter die Fahrgäste unterstützen. Die Forschung ist Teil des Netzwerks RailCampus OWL. Die Universität Bielefeld kooperiert für das Projekt mit der Technischen Hochschule OWL, der Hochschule Bielefeld und der Universität Paderborn. NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer hat gestern (10.01.2024) am RailCampus OWL in Minden den Förderbescheid für DiBaMi übergeben. Das Land Nordrhein-Westfalen fördert das Projekt mit 1,2 Millionen Euro. Neu gefördert wird auch eine Campusbahn in Lemgo, die die selbstfahrende Einschienenbahn MONOCAB einsetzt. Das Projekt bildet einen weiteren Baustein für die gemeinsame Arbeit des Verbunds Campus OWL an der Schienenmobilität der Zukunft.
Die meisten Züge fahren klimafreundlich elektrisch. Der Schienenverkehr gilt daher als zentraler Baustein für eine bundesweit klimaneutrale CO2-Bilanz. „Das Ziel ist es, dass die Menschen vermehrt auf die Bahn umsteigen und dafür individuelle Fahrten mit dem Auto oder anderen motorisierten Fahrzeugen vermeiden“, sagt Dr.-Ing. Franz Kummert, Professor an der Technischen Fakultät der Universität Bielefeld und Vorstandsmitglied von RailCampus OWL. Er leitet das DiBaMi-Projekt, das darauf setzt, über Bahnhöfe als Knotenpunkte die Mobilität zu vernetzen. „Solche digitalen Bahnhöfe erleichtern Fahrgästen, Züge mit anderen Verkehrsmitteln zu kombinieren und machen so das Bahnfahren attraktiver.“
In dem Forschungsprojekt wird der Bahnhof in Minden modellhaft umgestaltet. Daran arbeiten die Wissenschaftler*innen in vier Teilprojekten. Am sichtbarsten werden die Einrichtung und der Einsatz von Servicerobotern sein. Die Roboter sollen älteren und eingeschränkt mobilen Fahrgästen das Ein- und Aussteigen erleichtern – indem sie darüber informieren, welche Anschlussverbindungen und andere Verkehrsmittel zur Verfügung stehen, indem sie zum nächsten Glied der Mobilitätskette, etwa einer Bushaltestelle, begleiten, und auch, indem sie das Gepäck übernehmen. „Für Bahnreisende, die an menschenleeren Bahnhöfen umsteigen, können Serviceroboter zudem die Sicherheit erhöhen, wenn sie mit Notruftastern ausgestattet sind“, sagt Privatdozent Dr.-Ing. Sven Wachsmuth von der Technischen Fakultät der Universität Bielefeld, der das Teilprojekt leitet. Umgesetzt wird diese Forschung von den Universitäten Bielefeld und Paderborn sowie der Hochschule Bielefeld.
In einem weiteren Teilprojekt, umgesetzt von den Universitäten Paderborn und Bielefeld, werden Verfahren entwickelt, um den Zustand des Roboters automatisch zu überwachen und die Maschine ihr Verhalten ändern zu lassen, wenn beispielsweise der Akku schwächer wird. Dabei fließen mögliche Betriebs- und Umweltbedingungen des Bahnhofs ein. So soll ein energieeffizienter, robuster Betrieb ermöglicht werden.
In dem Teilprojekt „Schaufenster Mobilitätshub Bahnhof Minden“ identifizieren und erproben die Forschenden zusätzliche Anwendungsfälle. Für das Teilprojekt werden Innovationsscouts ausgebildet, die die Entwicklung neuer Lösungen zu nachhaltiger Mobilität vorantreiben. In Studien werden Besucher*innen des Bahnhofs zum digitalen Bahnhof befragt. Die Erhebungen werden unter anderem in Lehrveranstaltungen der vier beteiligten Hochschulen ausgewertet. Der Bahnhof soll zu einem „dritten Ort“ der Zusammenarbeit und des außerschulischen Lernens werden. Ein Online-Portal soll das unterstützen, Dialogformate sollen Bürger*innen ins Gespräch über ihre Mobilitätsbedürfnisse und die Neuerungen bringen. Das Teilprojekt wird von der Technischen Hochschule OWL, der Hochschule Bielefeld und den Universitäten Bielefeld und Paderborn umgesetzt.
Ebenfalls entwickelt ein Teilprojekt das technische Kommunikationsnetz für die Roboter und den Schaufensterbahnhof. Dafür wird auf das 4G/5G-Netz eines Telekommunikationsunternehmens zurückgegriffen. Erst dadurch lassen sich beispielsweise der Betriebszustand eines Roboters und seine Position in Echtzeit kontrollieren. Das Teilprojekt wird von der Universität Bielefeld und der Technischen Hochschule OWL umgesetzt.
Das Projekt Digitaler Bahnhof Minden (DiBaMi) startet im März 2024 und läuft bis Ende Februar 2027. Getragen wird es von den Universitäten Bielefeld und Paderborn, der Hochschule Bielefeld und der Technischen Hochschule OWL, die als staatliche Hochschulen im Verbund Campus OWL zusammengeschlossen sind. Unterstützt wird das Projekt von der Deutschen Bahn, die Testflächen auf dem Bahnhofsgelände bereitstellt, sowie von der Stadt Minden. DiBaMi ist ein Forschungsprojekt am RailCampus OWL. In dem Netzwerk entwickeln Universitäten und Hochschulen, Bahn und Wirtschaft ein einzigartiges Innovationsnetzwerk für die Bahntechnologie der Zukunft. Das ebenfalls neu geförderte Forschungsprojekt „Campusbahn Lemgo“ arbeitet an der Weiterentwicklung des MONOCAB, einer einzigartigen Einschienenbahn für den individuellen Personennahverkehr. Die Förderzusage des Landes Nordrhein-Westfalen über 780.000 Euro ermöglicht der Technischen Hochschule OWL nun die Planung und Einrichtung eines rund 350 Meter langen Testfeldes auf dem Innovation Campus in Lemgo. Beide Projekte werden mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und dem Just Transition Fund (JTF) gefördert und sind Teil des Programms „REGIONALE Ostwestfalen-Lippe – Vernetzte Mobilität und digitale Anwendungen“.
Stimmen zur Förderung der neuen Projekte
- Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen: „Die Projekte Digitaler Bahnhof Minden und Campusbahn Lemgo sind zwei sehr gute Beispiele für eine nachhaltige, vernetzte und multimodale Mobilität der Zukunft. Sie zeigen, wie die Chancen der Digitalisierung genutzt werden können und dabei die Interessen der Bürgerinnen und Bürger im Mittelpunkt stehen.“
- Professor Dr.-Ing. Ulrich Rückert, Prorektor für Digitalisierung und Dateninfrastruktur der Universität Bielefeld und DiBaMi-Teilprojektleiter: „Um den Verkehr in Zukunft nachhaltig zu verändern, brauchen wir Konzepte, die sich im Alltag bewähren. Eine Stärke des Projekts zum digitalen Bahnhof liegt darin, Innovationen nicht nur auf dem Papier zu entwickeln, sondern sich damit der Praxis zu stellen und die Bürger*innen mit ihren Bedürfnissen und Ideen einzubeziehen“.
Weitere Informationen:
E-Mail: franz@cor-lab.uni-bielefeld.de
Das Bildmaterial ist hier abrufbar.