Medizin
WATER-IV-Studie am Klinikum Lippe Klinische Prüfung zur Aquablation-Therapie bei lokalisiertem Prostatakrebs startet
Am Klinikum Lippe startet die internationale, prospektive und randomisierte WATER-IV-Studie zur Untersuchung der Aquablation-Therapie bei Männern mit lokalisiertem Prostatakrebs. Es handelt sich um die erste klinische Studie am Klinikum Lippe, die im Rahmen eines Zulassungsverfahrens der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) durchgeführt wird.
Initiator der Studie ist der Hersteller PROCEPT Biorobotics, Entwickler des Aquabeam®-Systems, mit dem die Aquablation-Therapie durchgeführt wird. In der WATER-IV-Studie wird die Sicherheit und Wirksamkeit der Aquablation bei Patienten mit niedrigem bis mittelhohem Risiko für lokalisierten Prostatakrebs untersucht. Die Studienteilnehmenden werden per Zufallsprinzip entweder einer Aquablation-Therapie oder einer radikalen Prostatektomie zugeteilt und über einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren nachbeobachtet.
Die Aquablation-Therapie ist ein robotergestütztes, minimalinvasives resektives Verfahren, bei dem Prostatagewebe über die Harnröhre entfernt wird. Sie kommt am Klinikum Lippe bereits seit mehreren Jahren erfolgreich bei Patienten mit Symptomen des unteren Harntrakts (LUTS) infolge einer gutartigen Prostatavergrößerung (BPH) zum Einsatz. Das Verfahren ist unabhängig von Größe und Form der Prostata anwendbar.
Charakteristisch für die Aquablation ist der Einsatz eines hitzefreien Hochdruck-Wasserstrahls, mit dem das erkrankte Prostatagewebe präzise entfernt wird. Es handelt sich dabei um das bislang einzige robotergesteuerte Verfahren dieser Art. Die Planung und Durchführung erfolgen auf Basis einer kombinierten endoskopischen Darstellung und transrektalen Ultraschallbildgebung. Vor Beginn der Gewebeabtragung wird die Prostata individuell kartografiert, um exakt festzulegen, welche Areale entfernt und welche funktionell relevanten Strukturen geschont werden sollen. Ziel ist es insbesondere, Bereiche zu vermeiden, deren Verletzung mit irreversiblen Komplikationen wie Inkontinenz, Erektions- oder Ejakulationsstörungen einhergehen könnte.
Die eigentliche Gewebeabtragung erfolgt robotergestützt mit hoher Präzision, Gleichmäßigkeit und Planbarkeit. Der Operateur kann den Ablauf jederzeit beeinflussen oder bei Bedarf unterbrechen. Nach Abschluss der Aquablation wird eine minimale Kauterisation durchgeführt, um potenzielle Blutungen zu vermeiden. Der Eingriff erfolgt stationär in Narkose und dauert in der Regel weniger als eine Stunde.
Langzeitdaten aus klinischen Studien zur Anwendung der Aquablation bei gutartiger Prostatavergrößerung zeigen eine nachhaltige Symptomlinderung über mindestens fünf Jahre. Zudem weisen die Studien auf eine sehr niedrige Rate irreversibler funktioneller Komplikationen hin. In den vorliegenden Daten bleiben Kontinenz und Erektionsfähigkeit vollständig erhalten, und der Großteil der Patienten bewahrt auch die Ejakulationsfähigkeit. Diese funktionellen Ergebnisse werden auf das gewebeschonende, hitzefreie und präzise Vorgehen der Aquablation zurückgeführt.
Die WATER-IV-Studie soll nun klären, welchen Stellenwert dieses etablierte Verfahren auch in der Behandlung ausgewählter Patienten mit lokalisiertem Prostatakrebs einnehmen kann. Die Studie wird überwiegend an spezialisierten Zentren in den USA durchgeführt. Das Klinikum Lippe ist das einzige Krankenhaus in Deutschland, das an der WATER-IV-Studie teilnimmt. Geleitet wird die Studie von Univ.-Prof. Dr. Karl-Dietrich Sievert, Direktor der Universitätsklinik für Urologie am Universitätsklinikum OWL Campus Klinikum Lippe. Die Durchführung erfolgt in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit mit dem Universitätsinstitut für Radiologie sowie dem Institut für Pathologie.