Medizin
Erste Interprofessionelle Ausbildungsstation: „Wir verstehen uns als Zahnräder, die ineinandergreifen“
Bielefeld-Bethel. Richard Gerdes, Lotta Kobusch und Yvonne Schreiber stehen stellvertretend für eine neue Generation in den Gesundheitsberufen: Entsprechend des Curriculums der medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld lernen Studierende und Auszubildende von nun an gemeinsam. Dazu wurde die erste interprofessionelle Ausbildungsstation in der Region im Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) eröffnet.
Leisten Pionierarbeit für die Interprofessionelle Ausbildung: Yvonne Schreiber, Auszubildende zur Pflegefachfrau EvKB, Univ.-Prof. Dr. med. Thomas Vordemvenne, Direktor der Universitätsklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie EvKB, Dr. med. Anja Bittner, Studiendekanin der Medizinischen Fakultät OWL, Maren Niemann, wissenschaftliche Mitarbeiterin Interprofessionelle Lehre EvKB, Petra Krause, Pflegedirektorin und Gesamtleitung der Gesundheitsschulen EvKB, Richard Gerdes, Medizinstudierender und Mitglied der Fachschaft an der Universität Bielefeld und Lotta Kobusch, Auszubildende zur Physiotherapeutin EvKB, von links. In der Hand halten sie Orthesen, die ein Thema interprofessioneller Schulungen sind.
Foto: Monika Dütmeyer
In der Universitätsklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie des Evangelischen Klinikums Bethel (EvKB), Teil des Universitätsklinikum OWL, lernen Medizinstudierende im Praktischen Jahr, Famulanten und Auszubildende verschiedener Gesundheitsschulen seit April dieses Jahres gemeinsam. Mithilfe erfahrener Lernbegleiter, die im Hintergrund immer mit dabei sind, kümmern sie sich eigenverantwortlich um Patientinnen und Patienten.
„Interprofessionalität ist ein Schwerpunkt der Medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld“, erklärt Dr. med. Anja Bittner, Studiendekanin der Medizinischen Fakultät OWL. „Wir möchten die Qualität der Gesundheitsversorgung verbessern, etwaige Vorurteile abbauen und die Berufe attraktiv gestalten.“ Entsprechend groß sei die Freude, dass das Projekt „Be-IPSTA“, kurz für „Bethel – Interprofessionelle Ausbildungsstation“, nun Teil der Ausbildung ist.
„Die interprofessionelle Zusammenarbeit ist entscheidend für die bestmögliche Qualität der Patientenversorgung“, erläutert Univ.-Prof. Dr. med. Thomas Vordemvenne, Direktor der Universitätsklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie im EvKB. „Ich schätze es sehr, dass Zusammenarbeit nun auch Teil der Ausbildung ist und nicht erst danach auf der Station beginnt.“ In seiner Klinik wurde die erste IPSTA im EvKB als Pilot eingerichtet. Petra Krause, Pflegedirektorin im EvKB und verantwortlich für die Gesundheitsschulen, ergänzt: „Ich finde es großartig, dass wir das Projekt mit einem mutigen Team schnell in die Praxis gebracht haben und junge Menschen dadurch Zutrauen und Sicherheit gewinnen.“
Maren Niemann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Interprofessionelle Lehre im EVKB, hat das Konzept für „Be-IPSTA“ inhaltlich gestaltet und evaluiert es auch. „Die Auszubildenden und Medizinstudierenden arbeiten vier bis sechs Wochen auf der Station zusammen, zusätzlich finden dreimal wöchentlich Team-Teachings statt.“ Teil des Projekts sind derzeit angehende Physiotherapeutinnen und -therapeuten, Pflegefachpersonen sowie Medizinerinnen und Mediziner. Sie kümmern sich gemeinsam um Patientinnen und Patienten auf dem gesamten Behandlungsweg von der Operation bis zur Mobilisation und Entlassung. Die ersten Erfahrungen sind durchweg positiv.
Lotta Kobusch, die die Schule für Physiotherapie im EvKB besucht, berichtet: „Ich habe einen tiefen Einblick in die Arbeit der Pflegenden und der Mediziner bekommen und mein Wissen durch Schulungen erweitert.“ Yvonne Schreiber, Auszubildende zur Pflegefachfrau im EvKB, erklärt: „Wir haben viel voneinander gelernt, das Verständnis füreinander verbessert und einen Blick für das große Ganze entwickelt.“ Sie schätzt besonders das entgegengebrachte Vertrauen und die Möglichkeit, eigenverantwortlich zu arbeiten. Viele Patientinnen und Patienten hätten sich für die ganzheitliche und engagierte Versorgung bedankt.
Richard Gerdes, Medizinstudierender und Mitglied der Fachschaft an der Universität Bielefeld, schildert: „Für die bestmögliche Patientenversorgung ist es wichtig, dass wir uns als Zahnräder verstehen, die ineinandergreifen.“ Eine gemeinsame Sprache zu sprechen, der Austausch und das gegenseitige Verständnis seien entscheidend. „Das gemeinsame Lernen hilft dabei, von Anfang an gegenseitigen Respekt zu entwickeln und die Summe der Möglichkeiten zu entdecken.“ Zukünftig sollen noch mehr junge Menschen Teil der interprofessionellen Ausbildung werden. „Wir planen weitere Berufsgruppen aus der Diätassistenz und Ergotherapie einzubeziehen und weitere Stationen zu integrieren“, sagt Petra Krause.