BLOG Zentrum für Ästhetik
Abgesagt: Worhshop mit András Visky
Einladung zu einem kostenlosen Workshop mit dem renommierten Theaterautoren
Die Veranstaltung wurde aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus abgesagt und wird voraussichtlich im Juni nachgeholt
Der der ungarischen Minderheit in Rumänien angehörige András Visky (*1957) ist einer der angesehensten zeitgenössischen Dramatiker Osteuropas und ist darüber hinaus als Essayist, Professor für Kunst und Regisseur tätig. Im Rahmen eines internationalen Workshops zu Ritualität, Theater und Literatur im Zentrum für interdisziplinäre Forschung leitet er am 12. und 13. März einen Kurs über sein Stück „Juliet/Julia“, zu dem herzlich eingeladen wird. Kurssprache ist Englisch. Die Teilnahme ist kostenlos.
Viskys „Juliet“ (Deutsch: Julia, im ungarischen Original Júlia) ist ein fesselnder 90-minütiger Monolog, der Titelfigur am Ende ihres Aufenthalts in einem Arbeitslager zusammen mit ihren sieben kleinen Kindern – ein Monolog wie ein Hiob-artiger Schrei aus ihrem tiefsten Innersten. Das Stück basiert auf den Erfahrungen der Familie des Autors während des brutalen kommunistischen Regimes in Rumänien in den frühen 1960er Jahren.
1939 war Viskys Vater von Rumänien nach Ungarn geflohen, wo er seine zukünftige Frau kennenlernte. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte das Paar ins von Rumänien annektierte Siebenbürgen zurück. Dort wurde Viskys Vater, ein Pastor der ungarischen reformierten Kirche, wegen "Verschwörung gegen die sozialistische öffentliche Ordnung" zu 22 Jahren Gefängnis verurteilt. Bald darauf wurden seine Frau und ihre Kinder in einen fernen rumänischen Gulag deportiert. Visky war damals erst zwei Jahre alt. 1964 wurde die Familie wieder vereint, als sein Vater und andere politische Gefangene während einer kurzlebigen Phase der Liberalisierung freigelassen wurden.
Beeinflusst von der persönlichen Erfahrung des unterdrückerischen kommunistischen Regimes in Rumänien, untersucht Visky in seiner Arbeit die Themen „Geschlecht“, „Gerechtigkeit“ und „Trauma“ und fördert so gemeinsame Momente der Erinnerung und des kollektiven Gedächtnisses ans Licht.
Visky charakterisierte sein Werk als "Baracken-Dramaturgie", eine dramaturgische Theorie, in der er das Theater als einen Raum für die Erforschung von Gefühlen kultureller und persönlicher Gefangenschaft betrachtet.
Aus Anlass des Kurses mit András Visky wird der Verlag hochroth Bielefeld das Drama „Julia“ in deutscher Übersetzung von Rudolf Herbert herausbringen. Weitere Informationen zu Viskys Werken sowie englische Übersetzungen seiner Dramen findet man in Jozefina Komporaly: András Visky's Barrack Dramaturgy: Memories of the Body, University of Chicago Press (2017).Teilnehmer am Theaterkurs werden gebeten, sich vorab unter folgender E-Mail-Adresse anzumelden:Johanna.Domokos@uni-bielelefd.de
Der Theaterkurs findet in englischer Sprache statt am Donnerstag, d.12. März von 16 bis 18 Uhr und Freitag, d. 13. März 2020 von 9 bis 12 Uhr im Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld, Methoden 1, 33615 Bielefeld.
Die Veranstaltung wird organisiert vom Institut für Geistes- und Kunstwissenschaften der Gáspár Károli Universität Budapest und der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld
Weitere Informationen und Anmeldung
Dr. habil. Johanna Domokos: Johanna.Domokos@uni-bielelefd.de