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Lagerliteratur – das Erlebnis alltäglichen Grauens in literaturwissenschaftlicher Analyse

Veröffentlicht am 31. März 2021, 11:45 Uhr

Neuer Sammelband unter Bielefelder Beteiligung

In einer polnisch-deutschen Kooperation haben sich Literaturwissenschaftlerinnen und Literaturwissenschaftler, darunter auch solche aus Bielefeld, in einem von Saskia Fischer, Mareike Gronich und Joanna Bednarska-Kociolek herausgegebenen Sammelband mit dem Thema „Lagerliteratur. Schreibweisen – Zeugnisse – Didaktik“ auseinandergesetzt. Die jetzt erschienenen Beiträge gehen auf ein Kompaktseminar zurück, das vor einigen Jahren in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück stattfand. Ravensbrück war in der NS-Zeit eines der größten Konzentrationslager für Frauen.


Der Band, so die Verlagsankündigung, verfolge das Ziel „Lagerliteratur als einen eigenständigen ästhetischen Komplex zu profilieren und sein Verhältnis zur Holocaustliteratur genauer zu bestimmen. Lagerliteratur wird dabei als ein vielstimmiger literarisch-kultureller Kommunikationsprozess und als ein pluraler Diskurs vorgestellt, der immer auch die Reflexion darüber einschließt, wie diese Literatur sein kann und sein sollte.“ Dabei werden sowohl unbekannte Texte aus Lagern und Ghettos vorgestellt wie auch die spätere vielstimmige literarische Reflexion des dort Erlebten. Es ergibt sich ein breites Themenspektrum von der DDR-offiziellen Buchenwald-Darstellung in Apitz‘ „Nackt unter Wölfen“ über Mehrsprachigkeit als Überlebensstrategie bei Primo Levi bis zu Fragen zur Vermittlung von Lagerliteratur an Kinder und Jugendliche. Im ersten Augenblick stutzt man, wenn man dort auch einen Beitrag über Herta Müllers „Atemschaukel“ entdeckt. Der aber ist alles andere als deplatziert: Lager gab es nicht nur bei den Nazis – und es gibt sie noch heute.

Saskia Fischer/Mareike Gronich/Joanna Bednarska-Kociolek (Hrsg.): „Lagerliteratur. Schreibweisen – Zeugnisse – Didaktik“, Berlin (Peter Lang) 2021. 374 S.

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Tags: 2021
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