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Aus dem Projekt DiViFag: Lehr-/Lernszenario „Blutentnahme“

Veröffentlicht am 9. Februar 2023, 11:30 Uhr

Ein Beitrag von Miriam Falk-Dulisch, Dr. Anne-Kathrin Eickelmann und Laura Liebau

Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projektes „Digital und virtuell unterstützte Fallarbeit in den Gesundheitsberufen“ (DiViFaG) wurden an der Universität Bielefeld für die Medizinstudierenden verschiedene Lernszenarien entwickelt. Ziel des Projektes DiViFaG ist die Entwicklung, Erprobung und Evaluation digital und virtuell unterstützter Lehr-/Lernszenarien zu Basisfertigkeiten in den Gesundheitsberufen. Die erstellten Materialien werden im Anschluss als Open Educational Ressource zur Verfügung gestellt.

Ein interdisziplinäres Team aus Wissenschaftler*innen der Medizinischen Fakultät OWL konzipierte das hier vorgestellte fallbasierte Lernszenario zum Thema „Venöse Blutentnahme“ und erprobte es mit den Studierenden im zweiten Semester des Modellstudiengangs Medizin. Ein hybrider Ansatz aus „flipped classroom“ und „blended learning“ trug dem bereits verdichteten Medizinstudium Rechnung. So erfolgte z.B. die Vor- und Nachbereitung der theoretischen Inhalte für die Präsenzveranstaltungen in einem interaktiv gestalteten LernraumPlus. Zur Aktivierung und Wissensvermittlung wurden dabei verschiedene digitale Medien wie Videos, Audiodateien sowie diverse H5P-Elemente eingesetzt. Die Studierenden konnten sich entsprechend asynchron, zeit- und ortunabhängig sowie selbstständig in das Thema einarbeiten.

Beim Aufbau des LernraumPlus wurde das Grid-Format verwendet, durch welches die Einteilung der Lernabschnitte anhand der hinterlegten, eingängigen Graphiken direkt visuell erfassbar ist. Dadurch entsteht eine strukturierte Übersicht der angebotenen Themenblöcke wie in der folgenden Abbildung dargestellt.

 Kacheln mit passenden Grafiken für Aufgaben im Lernraum Plus

 

Im Einführungsteil werden die Studierenden begrüßt und bekommen direkt zu Beginn die Lernziele und Kompetenzen erläutert, die mit dem Lernraum und dem Modul vermittelt bzw. angebahnt werden. Darüber hinaus wird ihnen kurz der Modulablauf anhand der bereits bekannten Abschnittsbilder bildlich dargestellt und die Navigation durch den Lernraum anhand eines Screenshots erläutert.

Das Lernszenario ist in fünf Abschnitte unterteilt. 1-3 und 5 finden online statt, 4 in Präsenz.

 

Hinweis zur Navigation durch das Lernszenario Blutentnahme

 

So sollen insbesondere für die Studierenden, die noch nicht geübt im Umgang mit Moodle sind, Verunsicherungen abgebaut werden und die Fokussierung auf die Inhalte des Moduls und des Lernraums erleichtert werden.

Um zusätzlich zur Vermittlung von kognitivem Wissen und Handlungswissen die Komplexität des Berufsalltags darzustellen, wird die venöse Blutentnahme durch einen realitätsnahen Patientenfall gerahmt. Die Falldarstellung erfolgt zunächst möglichst realitätsgetreu aus Sicht des Patienten und aus Sicht seines Hausarztes. Hierzu wurde der jeweilige Monolog mithilfe eines gängigen Smartphones mit Aufnahmefunktion eingesprochen und sowohl als Tonspur als auch in ausklappbarer Textform zum Nachlesen im Lernraum platziert. Innerhalb des Lernraums fungiert der Fall wiederholt als roter Faden und Bindeglied entlang der einzelnen Abschnitte und strukturiert für die Studierenden den Lernpfad durch den immer wieder auftauchenden Protagonisten (Patient) und dessen Krankheitsverlauf.

Daran schließt sich, wie auch in der Realität, ein Einblick in die Krankenakte mit Befunden des Patienten an. Diese konnte mit dem H5P-Element „Interactive Book“ inhaltlich entsprechend einer physischen Aktenkladde mit Laborbefunden, Röntgenbildern usw. abgebildet werden:

Interactive Book mit Laborwerten

 

Das „Interactive Book“ kann mit Hilfe der Pfeiltasten der Tastatur durchgeblättert oder die gesuchte Seite mit der Navigationsleiste linksseitig aufgerufen werden. Die einzelnen Inhaltseiten dieses vielseitigen H5P-Elements lassen sich individuell mithilfe anderer H5P-Elemente gestalten, z.B. ein Quiz oder Bilderreihen. Weiterhin können sogenannte „Hotspots“ (im Bild das rote runde Symbol mit dem „?“) genutzt werden, um z.B. Fachbegriffe zu erläutern. Darüber hinaus ist es ebenso denkbar, komplette Lerneinheiten als „Interactive Book“ zu bündeln und zu implementieren.

Die Studierenden werden im Verlauf des hier beschriebenen Lernszenarios zudem mithilfe regelmäßiger Aktivierungen, beispielsweise durch Wissensfragen oder ein Quiz, zur Reflektion des bereits Gelernten angeregt. Ebenso ist es möglich, dass die Studierenden mithilfe einer digitalen Pinnwand (Einbettung über Padlet, bald TaskCards) kollaborativ und trotzdem asynchron zu bestimmten Themenabschnitten im Vorfeld zum Präsenzteil gemeinsam Ideen sammeln.

Wissensinhalte z.B. zu benötigten Materialien bei einer Blutentnahme wurden spielerisch mittels eines Suchbildes (H5P: „Find the Hotspots“) aufgearbeitet und der Ablauf einer Blutentnahme am lebenden Modell mithilfe eines zweiminütigen Videos dargestellt (hier selbst produziert im Rahmen der OER-Vorgabe des Projekts, problemlos möglich ist aber auch die Einbettung von YouTube-Videos). So können eher eintönige Inhalte, die mitunter seitenlanges Textlesen mit sich bringen, kurzweilig und auf verschiedenen Ebenen (visuell, auditiv und aktiv) vermittelt werden.

Unter dem fünften Abschnitt wird zusätzliches Material für die Studierenden bereitgestellt, das Themen behandelt, die z.T. erst im weiteren Verlauf des Studiums ausführlicher besprochen werden und die hier noch nicht prüfungsrelevant sind (wie z.B. rechtliche Aspekte). Auch der Abschluss des Falls nach der Präsenzveranstaltung mit den praktischen Übungen findet hier statt.

Die Evaluation erfolgt durch Feedbackfragen zum Abschluss jedes Abschnitts im Lernraum. Dabei bewerteten die Studierenden realitätsnah und spielerisch dargestellte Inhalte wie z.B. die Falldarstellung und die Patientenakte als für den Lernprozess hilfreich und nutzen diese besonders häufig. Durch die asynchrone und modulare Bearbeitungsmöglichkeit der Inhalte war der Lernraum auch für diejenigen geeignet, die sich aufgrund von Vorausbildungen in einschlägigen Gesundheitsberufen bereits (teilweise) in der Thematik auskannten, da sie die für sie relevanten Inhalte selbstständig auswählen.

Alle Projektmitarbeiter*innen standen im Vorfeld vor der Aufgabe, sich mit den Möglichkeiten und Grenzen von Moodle und der damit verbundenen Plugin-Anwendung H5P zum Erstellen und Einbetten der Tools auseinanderzusetzen. Besonders für die Übersetzung rein theoretischer Wissensinhalte in interaktive und innovative Anwendungen bot die H5P-eigene Homepage eine häufig genutzte Hilfestellung (Übersicht siehe hier: https://h5p.org/content-types-and-applications). Die dort bereitgestellte eingängige Übersicht der verschiedenen Tools mit einer kurzen Erklärung zu möglichen Einsatzbereichen des einzelnen Plugins erleichtert die didaktisch sinnvolle Einbettung theoretischer in den verschiedenen Abschnitten des Lernraums.

Eine weitere Herausforderung, die spezifisch für Moodle zu sein scheint, ist die fehlende Möglichkeit zur Einbettung von PDF-Dokumenten als Textseite. PDF können hier entweder als Download mit Verlinkung zum Dokument (öffnet dann in einem neuen Tab) hinterlegt oder müssen vorher in eine Bilddatei konvertiert werden.

Eigene Graphiken, wie z.B. die bereits gezeigten Grid-Bilder, wurden im Rahmen des Forschungsprojekts individuell und somit OER-fähig erstellt. Dafür ist im alltäglichen Lehrbetrieb allerdings selten ausreichend Zeit. Alternativ können lizenzfreie Bilder aus dem Internet verwendet werden, die dann ggf. nur mit der entsprechenden Quellenangabe gekennzeichnet sein müssen. Um Textabschnitte auch graphisch zu gliedern oder bestimmte Textarten und Lernabschnitte zu kennzeichnen, können Piktogramme aus dem MS Office-Portfolio eingefügt und frei verwendet werden.

Das Fazit aus Lehrendensicht ist, dass ein gewisser Aufwand im Vorfeld unausweichlich, aber im Sinne jeder guten Vorbereitung im Lehrbetrieb sehr lohnenswert ist. Die Inhalte können auch in Zukunft weiterverwendet werden. Sollten inhaltliche Anpassungen gewünscht oder notwendig sein, können diese jederzeit kurzfristig und mit geringem Aufwand vorgenommen werden. Hybride Unterrichtsformate lassen sich somit aus Lehrenden- und Lernendensicht attraktiv und innovativ umsetzen, wenn man einmal Zeit investiert und sich mit den Herausforderungen und Möglichkeiten des Learning-Management-Systems auseinandersetzt.

Weitere Informationen zum Projekt: https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/medizin/fakultaet/arbeitsgruppen/environment/forschung/divifag/

Kontakt: divifag.medizin@uni-bielefeld.de

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