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Abschlussveranstaltung RäuMig-Projekt
Am 28. und 29. Oktober 2024 fand in Berlin die Abschlussveranstaltung des RäuMig-Projekts statt, welche den Abschluss von drei Jahren intensiver Forschungsarbeit darstellte. Die zweitägige Veranstaltung bot eine Plattform, um die eigenen Forschungsergebnisse zu präsentieren und über weitere Projekte von Akteur:innen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft in einen gemeinsamen Austausch zu kommen. Die Veranstaltung begann mit einer herzlichen Begrüßung durch die Projektkoordinatorin Anna-Lisa Müller, gefolgt von einer inhaltlichen Einführung von Prof. Dr. Andreas Zick und Kübra Gencal, in welcher der Hintergrund des Forschungsprojekts und die zentralen Ergebnisse vorgestellt wurden.
Am Nachmittag fanden zwei Paneldiskussionen statt: Die erste konzentrierte sich auf den Austausch über zivilgesellschaftliche Initiativen, während bei der zweiten wissenschaftliche Forschungsarbeiten präsentiert und diskutiert wurden. Unter dem Titel „Einblicke in die Initiativarbeit zivilgesellschaftlicher Akteur:innen“ moderierten Judith Bergkemper und Daniel Kubiak das Panel, in dem zwei zivilgesellschaftliche Projekte ihre Arbeit vorstellten. Hamidou Bouguerra von DaMOst e.V. hob insbesondere die Bedeutung communitybasierter Beratung gegen Rassismus sowie die Rolle von "Brave Spaces" hervor. Danach thematisierte Johann Hennigsen vom Dokumentationszentrum „Lichtenhagen im Gedächtnis“ die Erinnerung und gesellschaftliche Aufarbeitung des rassistischen Pogroms in Rostock-Lichtenhagen. In der anschließenden Diskussion wurden verschiedenste Fragen zu den Gestaltungsmöglichkeiten, lokalen Gegebenheiten und Herausforderungen vor Ort aufgeworfen. Im zweiten Panel, moderiert von Emma Luna Brahm und Mert Pekşen, wurden wissenschaftliche Perspektiven auf den Zusammenhang zwischen Raum und Migration und der Bedeutung solidarischer Infrastrukturen präsentiert. Leoni J. Keskinkılıç stellte Teilergebnisse des Projekts „StadtUmMig II“ vor, das sich mit dem Wandel sozialer Infrastrukturen in neuen migrantischen Nachbarschaften in Schwerin, Halle (Saale) und Cottbus beschäftigt. Zudem teilte Çağrı Kahveci einen Input zu den Diskursen um die Erinnerung an rassistisch motivierte Gewalttaten und die damit verbundenen Prozesse der (Un-)Sichtbarmachung rassistischer Gewalt sowie Solidarisierung mit betroffenen Akteur:innen, insbesondere in Solingen.
Nach einer konstruktiven Diskussion und einem multiperspektivischen Austausch fand am Abend die öffentliche Podiumsdiskussion „Infrastrukturen der Solidarität“ statt. Diese wurde von Anna-Lisa Müller und Johanna Ferstl moderiert und zog ein vielfältiges Publikum von rund 100 Interessierten in den Festsaal der Humboldt Graduate School. Auf dem Podium diskutierten fünf Gäste mit unterschiedlichen Hintergründen, die jedoch ähnliche Fragen in ihrem beruflichen und persönlichen Alltag beschäftigen:
- Seyhmus Atay-Lichtermann (Vorsitzender des Migrantenrats Rostock),
- Max Czollek (Autor),
- Sofia Eleftheriadi-Zacharaki (politische Bildnerin und Autorin),
- Thomas Heppener (verantwortlich für das Programm „Demokratie leben!“ beim BMFSFJ) und
- Awet Tesfaiesus (MdB, Bündnis 90/Die Grünen).
Die Themen der Podiumsdiskussion umfassten die Erinnerung an (rassistisch motivierte) Gewalt und Anschläge, Erinnerungspolitik und -kultur, Ausgrenzungserfahrungen, das Gefühl der Fremdheit in der eigenen Gesellschaft, sowie Schmerzen und Trauer im individuellen und gemeinschaftlichen Zusammenleben. In der Diskussion wurde außerdem die entscheidende Bedeutung von Solidarität sowie die Rolle sozialer Strukturen und Infrastrukturen betont. Abgeschlossen wurde die zweitägige Veranstaltung am nächsten Tag mit einem Vernetzungsworkshop, der von Johanna Ferstl, Daniel Kubiak, Kübra Gencal und Sarah Stanisławska organisiert und moderiert wurde. Im Workshop wurden insbesondere die Themen des vorherigen Tages erneut aufgegriffen. Gemeinsam wurden außerdem die Möglichkeiten und Herausforderungen der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Zivilgesellschaft reflektiert. Ziel des Workshops war es, einen Raum zu schaffen, in dem die Teilnehmenden offen und kollegial ins Gespräch kommen und sich über Herausforderungen und Lösungsansätze austauschen konnten.
Die dreijährige Projektarbeit mündete in einer gelungenen Veranstaltung, die nicht nur als Abschluss des Projekts diente, sondern auch die Gelegenheit bot, einen Blick auf zukünftige Entwicklungen und Herausforderungen zu werfen. Durch die Vorträge und den Austausch wurde erneut deutlich, wie wichtig Themen rund um Migrationsprozesse, (lokale) Räume und Antidiskriminierungsarbeit auch zukünftig sein werden und wie essenziell in diesem Kontext stetiger Dialog und solidarische Zusammenarbeit sind.