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Gesundheit Aktuell

Workshop zum Thema Demografischer Wandel in der Uni Bielefeld

Veröffentlicht am 25. März 2011, 10:38 Uhr

Am 09.März 2011 fand in der Uni Bielefeld eine Tagung zum Thema Demografischer Wandel in den Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrien statt. Veranstalter waren die AG 8 Demografie und Gesundheit der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Uni Bielefeld, der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie und Kunststoffe verarbeitenden Industrie und verwandter Industrie- und Wirtschafszweige e. V. (HDH) und die IG Metall. Ausgangspunkt der Tagung war eine von Prof. Dr. Ralf E. Ulrich und Christine Hagemann, MPH durchgeführte Studie zur demografischen Entwicklung in der Holz und Möbelindustrie.

Mehrere Vorausberechnungen weisen übereinstimmend darauf hin, dass sich In den nächsten beiden Jahrzehnten aufgrund der demografischen Veränderungen das sog. Erwerbspersonenpotenzial in Deutschland erheblich reduzieren wird. Schon heute ist auch in den Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrien spürbar, dass es nicht leicht ist, ausscheidende Arbeitnehmer zu ersetzen und den Personalbestand zu erhalten. Die Erhöhung der Lebensarbeitszeit ist gesamtgesellschaftlich und für beide Sozialpartner eine gute Strategie zur Bewältigung des demografischen Wandels – ihre Umsetzung im Unternehmen und für den einzelnen Arbeitnehmer ist jedoch nicht einfach. Mit der schrittweisen Erhöhung des gesetzlichen Renteneintrittsalters haben Arbeitnehmer ein persönliches Interesse an einer längeren Erwerbstätigkeit, um Abschläge in ihren Altersbezügen zu vermeiden. Um die Hindernisse und Spielräume für die Umsetzung dieser Strategie in der untersuchten Branche abzuschätzen, wurden drei Unternehmen (Nolte Küchen GmbH und Co KG, Bielefelder Werkstätten und Wilkhahn Wilkening+Hahne GmbH und Co. KG) beispielhaft untersucht und dabei drei Forschungsansätze verfolgt.

Für alle Unternehmen wurde eine Altersstrukturanalyse erstellt, die mögliche Entwicklungen des Personalbestandes und der Altersstruktur unter verschiedenen Annahmen zu Ausbildung, Renteneintritt und Fluktuation/Einstellung simuliert. Zugleich wurde bei der Firma Nolte Küchen GmbH eine Mitarbeiterbefragung zum Thema gesundes Arbeiten im Alter durchgeführt und mit qualitativen Interviews von Mitarbeitern und Management in allen drei Unternehmen weiter untersucht. Ziel dieser Befragungen war es, Ursachen für einen verfrühten Renteneintritt und mögliche Voraussetzungen für eine Tätigkeit bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter zu eruieren. Welche Bedingungen der Tätigkeit erschweren es Mitarbeitern, bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter zu arbeiten? Es wurde deutlich, dass viele Mitarbeiter die mit einem vorzeitigen Renteneintritt verbundenen Rentenabschläge noch nicht kennen. Lebensarbeitszeitkonten könnten Mitarbeitern erleichtern, die Wochenarbeitszeit in den letzten Jahren vor Renteneintritt zu verringern. Für die Unternehmen wird es immer wichtiger, den Wissenstransfer von älteren zu jüngeren Arbeitnehmern zu organisieren. Arbeitsteams gemischten Alters und guter Informationsfluss können dabei helfen. Die Etablierung eines starken betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) muss zukünftig helfen, Arbeitsbedingungen für ältere Arbeitnehmer umzugestalten. Bisher sind sich jedoch viele Arbeitnehmer der Möglichkeiten solcher Umgestaltung und der Rolle des BGM noch nicht bewusst. Die Anpassung der Leistungsnormen bei älteren Arbeitnehmern kann den Leistungsdruck für Ältere verringern und sich auch positiv auf altersgemischte Teams auswirken. Die Ergebnisse zeigen auch die wichtige Rolle der Arbeitszufriedenheit und gleichzeitig die Komplexität dieser Wahrnehmung.

Für die Entwicklung von Lösungsstrategien wurden im weiteren Verlauf des Workshops Best-Practice Beispiele zu den Themen Gesundheitsmanagement, Ausbildung und Langzeitkonten in verschiedenen Unternehmen vorgestellt und abschließend bei einer Podiumsdiskussion weiter vertieft. Insbesondere für die ausgelaufene Regelung zur Altersteilzeit müssen den gesellschaftlichen Entwicklungen Rechnung tragende Lösungen gefunden werden, eine flächendeckende, tariflich geregelte Altersteilzeit ist aus Sicht der Arbeitgeber hierbei kein wirkungsvolles, zeitgemäßes Konzept. Stattdessen sollten individuelle unternehmensspezifische Regelungen getroffen werden sowie auf eine Verringerung von Belastungen und Förderung von Gesundheit durch ein betriebliches Gesundheitsmanagement gesetzt werden.

Deutlich wurde bei der Tagung, dass eine große Aufgabe vor den Unternehmen der Branche liegt im Umgang mit den Auswirkungen des demografischen Wandels. Drohender Fachkräftemangel ist hier ebenso Thema wie eine Überalterung der Belegschaften.

Gesendet von R. Samson in Veranstaltungen
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