Gesundheit Aktuell
Fakultätsnewsletter Februar 2017 erschienen
An unserem deutschen Gesundheitssystem gibt es allerlei zu kritisieren: Es ist unglaublich komplex und selbst für ExpertInnen nur schwer zu durchschauen; es ist teuer und keineswegs immer auf Evidenz basiert. Eine unserer Aufgaben an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften ist es, den Finger in solche Wunden zu legen und Beiträge für eine verbesserte Gesundheitsversorgung zu leisten.
Angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen in einer anderen wohlhabenden Nation sollten wir bei aller berechtigter Kritik aber einen Moment innehalten und würdigen, was unser Gesundheitssystem im positiven Sinne leistet: Es schafft dem größten Teil der Bevölkerung Zugang zu Leistungen, die dazu beitragen, dass so manche gesundheitlichen Ungleichheiten gar nicht erst entstehen oder sich zumindest nicht noch weiter vergrößern.
Eine solche Sichtweise scheint der neuen amerikanische Regierung fremd zu sein. Sie spielt mit dem Gedanken, ObamaCare wieder abzuschaffen und damit 20 Millionen Menschen de facto von gesundheitsbezogenen Versicherungsleistungen auszuschließen. Zugegeben: ObamaCare ist alles andere als perfekt – die Kritikpunkte „zu komplex“ und „zu teuer“ lassen sich auch dort trefflich anbringen. Aber einfach abschaffen als Radikallösung? Ohne ein alternatives, wissenschaftlich basiertes Konzept vorlegen zu können? Das ist populistische Politik, ausgetragen auf dem Rücken derjenigen, die sich am wenigsten dagegen wehren können.
Wenn wir an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften Vorschläge zur Gestaltung des Gesundheitssystems machen, dann auf der Basis wissenschaftlicher Evidenz, und unter Berücksichtigung der Wünsche und der Möglichkeiten der betroffenen Menschen. Beispiele dafür finden Sie in diesem Newsletter (PDF). Bielefelder ForscherInnen analysieren etwa die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung und zeigen Wege auf, wie diese systematisch gefördert werden kann. Andere KollegInnen untersuchen neue Versorgungsformen wie die Telemedizin, durch die Menschen über den Einsatz von Kommunikationstechnologien direkt in ihrer häuslichen Umgebung versorgt werden können. Und natürlich bleibt die Gesundheit von vulnerablen Gruppen wie beispielsweise geflüchteten Menschen weiterhin ein zentrales Thema für uns.