Abt. Geschichtswissenschaft
Präsentation des Sammelbandes The Lives of Soviet Secret Agents: Religion and Police Surveillance in the USSR am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster
Am 18. Juni 2025 fand im Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster eine Präsentation des Sammelbandes The Lives of Soviet Secret Agents: Religion and Police Surveillance in the USSR (Lexington Books, 2024) unter dem Titel „Das Leben der Anderen: Religion und staatliche Überwachung in der Sowjetunion“ statt.
Die Veranstaltung widmete sich der Buchvorstellung und Diskussion eines Bandes, der unter der Mitherausgeberschaft von Dr. Nadezhda Beliakova (Universität Bielefeld, Gerda Henkel Stiftung-Stipendiatin) und Dr. Tatiana Vagramenko (University College Cork) entstanden ist. Der Sammelband vereint Beiträge von Historikerinnen und Historikern aus der Ukraine, Kasachstan, Lettland, Russland, Deutschland und Irland. Grundlage der Forschung bilden bislang nur teilweise erschlossene Archive des KGB. Die Studien beleuchten die Praxis der geheimdienstlichen Überwachung und Infiltration religiöser Gemeinschaften durch eigens dafür rekrutierte Agenten.
In der Diskussion kamen insbesondere Fragen nach Komplizenschaft, dem Umgang mit Quellen aus der Perspektive überwachender Institutionen, traumatischer Erfahrung und verdrängter Erinnerung sowie der ethischen Verantwortung von WissenschaftlerInnen zur Sprache.
Dr. Vitalij Fastovskij (Universität Münster) moderierte das Gespräch mit Dr. Nadezhda Beliakova (Universität Bielefeld) und Prof. Dr. Katya Tolstoj (Vrije Universiteit Amsterdam), die das Nachwort des Bandes verfasst hat. Prof. Tolstoj plädierte dafür, die Geschichte der religiösen Kollaboration mit dem Geheimdienst durch die Linse der Trauma-Forschung zu betrachten und damit eine vertiefte Auseinandersetzung mit religiöser Erinnerungskultur anzuregen. Spontan wurden auch die unterschiedlichen Reaktionen verschiedener religiöser Gemeinschaften auf die historische Aufarbeitung von Überwachung und Zusammenarbeit mit Repressionsorganen thematisiert.
Die Veranstaltung wurde in Kooperation von der Abteilung für Ostkirchenkunde und Ökumenik (Prof. Dr. Regina Elsner), der Abteilung für Osteuropäische Geschichte (Prof. Dr. Ricarda Vulpius) und dem Exzellenzcluster „Religion und Politik“ organisiert.