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Abt. Geschichtswissenschaft

25./26.01.2018 Workshop: Geschichtstheorie und Autobiographie: Siegfried Kracauers ‚History – The Last Things before the Last‘

Veröffentlicht am 20. Oktober 2017, 06:44 Uhr

In den letzten Jahren vor seinem Tod schrieb der vor allem als Filmkritiker und Journalist bekannt gewordene Siegfried Kracauer (1889-1966) eine Historik, die posthum 1969 bei Oxford University Press unter dem Titel History –The Last things before the Last veröffentlicht wurde (dt. zuerst 1971). Unter HistorikerInnen oder anderen geschichtstheoretisch Interessierten fand das Buch des ins New Yorker Exil getrieben Juden Kracauer zunächst wenig Anklang. In der Bundesrepublik war zu diesem Zeitpunkt Geschichte als historische Sozialwissenschaft en vogue; Kracauers an Droysen und Burckhardt anknüpfender „konstruktivistischer Realismus“ galt demgegenüber als veraltet. In den letzten Jahren jedoch ist der Journalist und Schriftsteller Kracauer als Grenzgänger zwischen Soziologie, Filmwissenschaft, Journalismus und Geschichtswissenschaft neu entdeckt worden. Zahlreiche Aspekte seiner History erscheinen heute sogar aktueller als in den 1970er Jahren: etwa die Kritik an linearen Zeitvorstellungen, das Plädoyer für eine vermittelnde Position zwischen Mikro- und Makrogeschichte sowie auch der Hinweis auf die zur Geschichtsforschung nötige Empathie.

Unzweifelhaft ist auch, dass Kracauers spätes Interesse an der Konstruktion von Geschichte maßgeblich von seinen individuellen Lebenserfahrungen geprägt war. Liest man Kracauers Buch als eine hochgradig komplexe Selbstreflexion eines an historischem Wandel genuin interessierten Sozialwissenschaftlers und Philosophen, dann haben wir es hier mit einer ungewöhnlichen Doppelform historischer Erklärung zu tun, die ihren Gegenstand abstrakt verhandelt und zugleich geschichtstheoretische Grundüberlegungen auf eine zunächst auch irritierende Weise autobiographisch reflektiert. Der Workshop verfolgt das Ziel, führende Experten der Geschichtstheorie Siegfried Kracauers mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Bielefeld in einen produktiven Austausch über die Grundlagen historischer Arbeit zu bringen.

Allen Interessierten wird vorab ein zentraler Ausschnitt aus Kracauers Buch zur Lektüre empfohlen. Sie finden ihn zum Download hier: (Link). Das detaillierte Programm zum Workshop finden Sie hier: (Link).

Der Workshop ist öffentlich, um eine kurze Anmeldung per Email bis spätestens 15. Januar 2018 wird gebeten: ingo.paetzold@uni-bielefeld.de

 

 

Gesendet von Ingo Pätzold in zthf-veranstaltungen
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