Abt. Geschichtswissenschaft
21.11.2023 Abschiedsvorlesung: "Nachtblumen aus Indiens Gärten". Der Maler Otto Mueller sucht das 'Zigeunergefühl'
Norbert Elias-Lectures
Prof. em. Dr. Klaus-Michael Bogdal
Eingeleitet wird der Vortrag durch Romani Rose, den Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma
21.11.2023 | 18 Uhr c.t. | X E0-002
Klaus-Michael Bogdal, Professor i.R. für germanistische Literaturwissenschaft, hatte nach seiner Habilitation 1991 in Essen Professuren in Freiburg, Duisburg und Bielefeld inne. Er profilierte sich insbesondere durch seine Forschung zur Geschichte und Darstellung der Sinti und Roma und der Konstruktion des ‚Zigeuners‘ in der europäischen Literatur und Kunst. Für sein opus magnum Europa erfindet die Zigeuner erhielt er 2013 den Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung. Die Leitung der 2017 von ihm ins Leben gerufenen Norbert Elias-Lectures beschließt er mit einer Abschiedsvorlesung zu seinem langjährigen Forschungsthema.
Zum Vortrag: Otto Mueller zählt zu den Malern, die an der Schwelle der Moderne das aus ihrer Sicht freie Leben der Roma Europas bewundern. Sie verspüren eine innere Verwandtschaft, die Franz Liszt als „Zigeunergefühl“ bezeichnet hat. Eine künstlerische Haltung wie diese gerät inzwischen immer wieder in den Verdacht, ‚unangemessene‘, sprich rassistische Darstellungen hervorgebracht zu haben. Dabei wird ausschließlich aus der Perspektive subjektiver Wahrnehmungen argumentiert. Diese Kritik ist als Geschmacksurteil legitim, verabsolutiert jedoch den Abbildcharakter des Dargestellten und negiert den ästhetischen Eigenwert des Bildes. Dagegen soll hier durch konkrete vergleichende Werkanalysen der Zusam- menhang zwischen den Wissensarchiven über Sinti und Roma, epochalen historischen Blickregimes und den jeweiligen visuellen und literarischen Repräsentationen offengelegt werden.