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Nachruf auf Juliette Bockslaff

Veröffentlicht am 8. November 2021, 18:08 Uhr

Juliette Bockslaff

*29.06.1945 in Rouen - ✝ 11.10.2021 in Berlin


Ein Hintergrundsound war in ihrem Leben immer präsent: das Stimmengewirr der Comedie Humaine.
Die Menschen interessierten sie. Ihre Tragik. Ihre Lächerlichkeit.

Zugewandt, neugierig und selbstironisch begab sie sich in Kommunikation. In Beziehungen. In die kuriosesten Situationen. Immer mit einem sezierenden analytischen Blick.
Die Erlebnisse mit sich selbst und anderen wusste sie mit wenigen Federstrichen so prägnant zu skizzieren, dass man sich unterm Wackeln der Lachmuskeln gewünscht hätte, sie würde Komödien schreiben. „Ich erlebe sie lieber.“, war die trockene Antwort.

Literatur, Linguistik, Didaktik, geerdet im Personal- und Verwaltungsrecht – das stand im Zentrum ihres Wirkens an der Universität. Und ja, die staubigen Paragraphen unterlegten als zuverlässiger Basso continuo die kapriziösen Melodien ihres Lebens.

In den frühen 70ern startete Juliette Bockslaff ihre Laufbahn an der Universität Bielefeld. Zuerst als Lektorin für Französisch am Fremdsprachenzentrum, später als Personalrätin und Vorsitzende des Personalrats für künstlerisch und wissenschaftlich Beschäftigte. Engagiert, penibel, kenntnisreich, warmherzig und hilfsbereit füllte sie dieses Amt aus. Bis zur Pensionierung, die das Tor zu vielen neuen Komödien aufmachte.

Am 11. Oktober hat sie die letzte Tür auf der Bühne ihrer Comedie Humaine geöffnet.

Ihr prustendes Lachen, das mädchenhafte Kichern, die Suche nach neuen Begegnungen auf unbekanntem Terrain, ihre Tatkraft und praktische Nächstenliebe, die Freiheit von Selbstmitleid, die unbeirrte Orientierung an der Wirklichkeit und ihren Möglichkeiten, der Esprit, der Charme, der Humor, der Elan vital – ah, das wäre ein guter Hintergrundmix für den Weg einer unabhängigen, emanzipierten Frau, so wie Juliette es war.

Möge der Soundtrack ihres Lebens einen ansteckenden Nachhall finden in einer Zeit, die zu oft vergisst, dass das Lachen ein Kind der Freiheit ist!

Merci, Juliette.


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