BGHS.AKTUELL
Start-up Programm 2016 beendet
Start-up Scholars 2016 (von links nach rechts): Igor Ciobanu, Sisay Dirisay, Natalia Zakharchenko, Kornel Laszlo, Elena Borisova, Mehran Haji Mohammadian. Foto: Thomas Abel/BGHS
Im Sommersemester 2016 waren Elena Borisova, Igor Ciobanu, Sisay Dirisay, Mehran Haji Mohammadian, Kornel Laszlo, und Natalia Zakharchenko als Start-up Scholars an der BGHS zu Gast. Die sechs Stipendiatinnen und Stipendiaten aus Äthiopien, dem Iran, Kirgisistan, Moldawien, Russland und Ungarn absolvierten ein viermonatiges Qualifizierungsprogramm, das speziell auf ihre Ausbildungssituation in der Übergangsphase zwischen Master-Hochschulabschluss und Promotion abgestimmt war.
Im Zentrum des Programms stand die Erarbeitung aussagekräftiger Exposés für die geplanten Dissertationsprojekte. Mit diesen können sich die Stipendiatinnen und Stipendiaten am Ende ihres Gastaufenthalts um einen Studienplatz an der BGHS und um Promotionsstipendien und -stellen in Deutschland und weltweit bewerben.
Start-up Kolloquien
In den mehrmals stattfindenden Start-up Kolloquien stellten die Stipendiatinnen und Stipendiaten ihre Projektskizzen in kleiner Runde vor und diskutierten sie. Dr. Verena Molitor, die das Kolloquium leitete, beriet die Start-ups in den Kolloquien und ermutigte sie, offene Fragen und kritische Punkte in den Exposés zu überarbeiten und weiter zu verbessern. Zusätzlich wurden zu den Sitzungen auch Doktorandinnen und Doktoranden der BGHS als Gastkommentatoren eingeladen, die den Start-ups weitere wichtige Hinweise und Tipps zu ihren Exposés geben konnten.
Für Mehran Haji Mohammadian, der in seiner geplanten Dissertation zum Thema Ruhestand und Pensionierung im Iran forschen möchte (The Rise of Retirement in Iran: A movement from margin to center), empfand die Start-up Kolloquien als besonders wertvoll. Durch die Diskussion in der Gruppe, die Hinweise und die mehrfache Überarbeitung sei ein aussagekräftiges Exposé für sein geplantes Dissertationsprojekt entstanden, mit dem er eine Professorin der Fakultät für Soziologie habe begeistern und als Betreuerin gewinnen können.
Ergänzt wurden die regelmäßigen Kolloquientermine der Start-ups durch mehrtägige Schreibworkshops mit einer Schreibtrainerin sowie durch Infoveranstaltungen rund um das Thema Promotion, etwa zur akademischen Arbeitswelt in Deutschland. Diese Infoveranstaltungen wurden von Dr. Miriam Kanne durchgeführt, die in der BGHS-Geschäftsstelle für das Mitgliedermanagement zuständig ist und den Start-ups in allen Fragen rund um die Promotion beratend zur Seite stand. „Uns war es wichtig, die Stipendiatinnen und Stipendiaten möglichst schnell in Verbindung mit Professorinnen und Professoren zu bringen, die eventuell als Betreuerinnen und Betreuer der geplanten Dissertationsprojekte in Frage kommen.“ In der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass schnelle Erstkontakte zwischen den Start-ups und den Professorinnen und Professoren und eine persönliche Verbindung sich äußerst positiv auf den Verlauf des Ausbildungsprogramms auswirkten. Dies gelte besonders hinsichtlich möglicher Bewerbungen der Start-ups für den Promotionsstudiengang der BGHS am Ende ihres Gastaufenthalts. „Deshalb haben wir die Professorinnen und Professoren bereits im Vorfeld über die Start-ups und ihre Themen informiert und Kontakte hergestellt“, so Miriam Kanne. Auf diesem Wege habe man einerseits sicherstellen können, dass die Stipendiatinnen und Stipendiaten profunde Rückmeldungen zu ihren Projekten und wertvolle Tipps für die weitere Arbeit an ihren Exposés erhalten hätten. Andererseits seien diese Erstkontakte in einigen Fällen auch der Beginn einer vertiefenden Diskussion über die Arbeit gewesen, an deren Ende sich einige Professorinnen und Professoren bereit erklärt hätten, die geplanten Dissertationsprojekte zu betreuen.
Treffen mit den Doktorandenvertreterinnen und -vertretern und Termine zur freien Ausgestaltung rundeten das Programm der Start-up Scholars ab. Darüber hinaus hatten die Stipendiatinnen und Stipendiaten während der vier Monate an der BGHS eigene Büroarbeitsplätze, um in Ruhe an ihren Exposés arbeiten zu können.
Meet the Start-ups
Am Ende ihres Aufenthalts stellten die Start-ups ihre geplanten Forschungsprojekte im Rahmen des Kolloquiums Meet the Start-ups vor. ”I found the colloqium useful for two reasons: while it forced me to create a slideshow for an interdisciplinary audience, it also helped me to articulate my ideas much more clear“, fasst Kornel Lazlo seine Bewertung der Abschlusspräsentation rückblickend zusammen, in der sein geplantes Dissertationsprojekt zur Diskriminierung von Roma und Flüchtlingen auf dem Arbeitsmarkt in postsozialistischen Staaten vorstellte (Hate you more? Discrimination against Roma and refugees in the post-socialist labour market).
Für Sisay Dirisay, der zum Thema Ethiopia as a supra national state? An inquiry into the space of Contemporary Ethiopian History forschen möchte, haben sich die Erwartungen an das BGHS Start-up Programm mehr als erfüllt. In einer Kombination aus Anstrengung und Glück, so beschreibt er es rückblickend, sei es ihm während seines Gastaufenthalts gelungen, unterschiedlichste Netzwerke mit Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern an der BGHS sowie mit etablierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Abteilung Geschichtswissenschaft zu knüpfen. Er habe an Seminaren für Promovierende teilnehmen können sowie an Tagungen und Workshops. Die dadurch erhaltenen Impulse und Ideen seien für die Weiterentwicklung seines Exposés sehr hilfreich gewesen. Besonders ermutigt habe ihn der Zuspruch, das Vertrauen und die Wertschätzung seiner Ansichten und Meinungen, die ihm immer wieder durch etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Geschichtswissenschaft entgegengebracht worden seien. Einen Erstbetreuer für sein geplantes Dissertationsprojekt habe er bereits finden können und auch einen Zweitbetreuer - einen Professor der Harvard University, den er im Rahmen eines Blockseminars an der BGHS kennengelernt habe und der ebenso wie sein Erstbetreuer auf Anhieb begeistert von seinem Projekt gewesen sei. „I am so happy for every opportunitiy that BGHS has offered to me. I have gained a lot, mainly in terms of my intellectual horizon. For this, I have nothing to say, but thank you so much BGHS, a truly intellectual environment!“, fasst Sisay Dirisay abschließend zusammen.
Ausblick
Nach vier Monaten intensiver Arbeit haben die Stipendiatinnen und Stipendiaten ihre Exposés fertig gestellt und sich an Universitäten im In- und Ausland um Promotionsstipendien oder Promotionsstellen beworben. Drei der sechs Start-ups streben einen Studienplatz im Promotionsstudiengang der BGHS an und haben bis Mitte Juni ihre Bewerbungsunterlagen an die BGHS geschickt. In den Promotionsausschüssen der Soziologie und der Geschichte wurden die Bewerbungen geprüft und positiv beschieden. Zum Wintersemester können die drei Nachwuchswissenschaftler mit der Arbeit an ihren Dissertationsprojekten an der BGHS beginnen. Offen bleibt nun noch die Frage der Finanzierung. Zunächst wollen sich die drei Nachwuchswissenschaftler darum bemühen, Finanzierungen für sich und ihre Forschungsprojekte für die nächsten drei Jahre zu erhalten, etwa durch Stipendienprogramme von Stiftungen oder dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), um dann hoffentlich im Oktober nach Bielefeld zurückzukehren und das Promotionsstudium an der BGHS aufzunehmen.
Wie auch immer ihre Bemühungen um eine Forschungsfinanzierung ausgehen werden: mit der BGHS und untereinander wollen alle sechs Start-ups in Zukunft auf jeden Fall weiter in Kontakt bleiben. ”The time I spent in Bielefeld as a Start-up fellow was truly remarkable. Besides my professional development as a scholar, I was lucky enough to be surrounded by people I could call my friends after this four months“, meint Laszlo Kornel abschließend.
Weitere Informationen
Weitere Informationen zu den Start-up Scholars 2016, zu früheren Start-ups der BGHS seit 2013 und zum Start-up Programm der BGHS unter:
BGHS.AKTUELL: Welcome Day
BGHS.AKTUELL: Meet the Start-ups
www.uni-bielefeld.de/bghs/Ausschreibungen/startup_scholarships.html