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#Teil 2 :: im Job :: in der BGHS :: im Gespräch

Veröffentlicht am 4. Juli 2019, 11:50 Uhr

Außeruniversitäre Karrieren #Teil 2

:: im Job :: in der BGHS :: im Gespräch

Viele Wege führen aus der BGHS. Aber wohin führen Wege nach der Promotion konkret? Wir sprechen im Sommersemester mit Promovierenden, die bereits während ihrer Zeit an der BGHS Berufserfahrungen außerhalb der Universität sammeln. Stefanie Haupt hat mit uns über ihre Tätigkeit für die Edition „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 – 1945“ gesprochen.


Im Gespräch: Ulf Ortmann (Projektkoordinator) und Stefanie Haupt Foto: BGHS

Stefanie, Du arbeitest für die Edition „Judenverfolgung 1933 – 1945“. Wo arbeitest Du genau?

Stefanie Haupt: Das ist ein Projekt, das eine 16-bändige Quellenedition zum Holocaust herausgibt. Dieses Langzeitprojekt wird seit 2005 von der DFG finanziert und ist angesiedelt an der Universität Freiburg und am Institut für Zeitgeschichte. Das Institut hat seinen Hauptsitz in München und hat zwei Abteilungen in Berlin. Ich arbeite in einer dieser Abteilungen, in Lichterfelde im Projektbüro der Edition. Das ist eine Quellensammlung, die anhand von zeitgenössischen Dokumenten die europaweite Dimension des Holocaust aufzeigt: Über 200 Archive sind mit Dokumenten in der Edition vertreten.

Für die unterschiedlichen geografischen und zeitlichen Schwerpunkte gibt es Bandbearbeiter*innen – größtenteils freiberufliche Historiker*innen – die in den verschiedenen Archiven nach Quellen suchen und diese kommentieren. Darüber hinaus gibt es Übersetzer*innen, die über ganz Europa verteilt sind, wissenschaftliche Lektor*innen, ein Übersetzungslektorat und Korrektorat und Grafiker*innen. Diese verschiedenen Beteiligten werden vom Projektbüro aus koordiniert

Wie sieht Deine Arbeit – Stand: jetzt – aus?

Stefanie Haupt: Naja, ich habe schon als studentische Hilfskraft für die Edition gearbeitet. Und jetzt als wissenschaftliche Projektassistentin mache ich eigentlich weniger Forschungsarbeit als ich es damals als studentische Hilfskraft gemacht habe: Damals habe ich mich auf einen einzelnen Band konzentriert und zum Beispiel in Archiven Dokumente recherchiert oder an Fußnotenkommentierungen gearbeitet. Jetzt als wissenschaftliche Projektassistentin koordiniere ich zusammen mit meiner Kollegin die Arbeit am Gesamtprojekt: Wir vernetzen zum Beispiel die Übersetzer*innen mit den Übersetzungslektor*innen und den Bandbearbeiter*innen. Oder wir kümmern uns um die Verträge der studentischen Hilfskräfte und um die Finanzen. Ich mache jetzt viel mehr administrative Arbeit.

Was sind die wesentlichen Aufgaben, die Du bei der Arbeit hast?

Stefanie Haupt: Es geht darum, das Projekt zu koordinieren: dass Projektplanungen eingehalten werden; dass Texte von A nach B gehen; dass Rechnungen der Freiberuflichen bezahlt werden; oder dass Verträge mit den Übersetzer*innen geschlossen werden. Wir organisieren auch Buchpräsentationen: Für jeden Band der Edition gibt es nach seinem Erscheinen mindestens eine Veranstaltung, in der das Buch öffentlich präsentiert wird. Zwölf von 16 Bänden sind jetzt erschienen – und vier Bände müssen wir noch erscheinen lassen bis zum Projektende im April 2020.


Eindrücke vom Arbeitsplatz Foto: Stefanie Haupt

Welches Wissen und welche Kompetenzen bringst Du als Geschichtswissenschaftlerin bei Deiner Arbeit ein?

Stefanie Haupt: Zum einen sind das alles zeitgenössische Quellen, die durch die Edition aufbereitet, kommentiert und einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden. Das ist die Kernkompetenz als Historikerin: Dass man mit historischen Quellen kritisch arbeiten und sie einordnen kann. Zum anderen kenne ich durch mein Studium und meine studienbegleitenden Tätigkeiten das Thema „Nationalsozialismus“ und die Archivlandschaft dazu.

Wenn mir ein Dokumentenfaksimile durch die Hand geht und da steht „NARA“ auf dem Rücken, und keiner weiß: Wo kommt das denn jetzt her? Dann kann ich sagen: Das ist das National Archives and Records Administration, das US-amerikanische Bundesarchiv. Oder, um ein anderes Beispiel zu nennen: Wir erstellen die Register zur Edition, und das Institutionenregister zum Beispiel ist sehr komplex. Da hilft es, wenn ich weiß, was ein Vernichtungslager und was ein Konzentrationslager ist. Also, was der Unterschied ist; welche Lager ich in welche Kategorien einordne; und wie das Register dann aufgebaut wird.

Was mir allerdings für meine Tätigkeit fehlt: Ich hab nicht gelernt, Ablagen zu machen. Das ist schon eine Herausforderung, wenn sich so viel Schrift ansammelt: Wie ich die so ablege und strukturiere, dass ich die Information auch nach zwei Jahren noch wiederfinde. Das bringe ich nicht mit als Historikerin, und das ist learning by doing.

Welche Tipps hast Du für Kolleg*innen, die in Deiner Branche einen Einstieg suchen?

Stefanie Haupt: Also, zum einen sind praktische Erfahrungen bei der Archivarbeit nützlich. Ich arbeite ja an einem außeruniversitären Forschungsinstitut, in dem ich schon im Studium als Hilfskraft gearbeitet habe. Und damals war ich zum Beispiel mit Archivrecherche oder Bestandsverzeichnung betraut. Als ich dann meine Stelle angetreten habe, brauchte ich keine lange Einarbeitungszeit: weder im Archiv noch im Institut noch im Editionsprojekt. Für diejenigen, die sich für die Arbeit an außeruniversitären Forschungseinrichtungen interessieren, empfehle ich, auch auf die Stellenportale der Dachorganisationen, wie der Leibniz-Gemeinschaft, zu schauen. Da sind immer wieder Jobangebote zu finden.

Stefanie, vielen Dank für das Gespräch!

Das komplette Gespräch als PDF findet ihr hier:

Komplettversion als PDF

 

Weiterführende Informationen zu dem Projekt "Außeruniversitäre Karriere":

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