BGHS.AKTUELL
Praktiker*innen im Gespräch #Teil 17
:: Außeruniversitäre Karrieren ::
Praktiker*innen im Gespräch #Teil 17
Viele Wege führen aus der BGHS. Aber wohin führen Wege nach der Promotion konkret? Wir sprechen im Sommersemester mit Historiker*innen und Soziolog*innen, die ihren Beruf außerhalb der Universität ergriffen haben. Daniela Pollich hat mit uns über ihre Tätigkeit als Professorin für Polizeiwissenschaften an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW in Duisburg gesprochen.
Abbildung 1: Daniela Pollich
Daniela, Du hast 2009 an der Bielefelder Fakultät für Soziologie promoviert und arbeitest jetzt für als Professorin für Polizeiwissenschaften an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen (HSPV NRW). Wenn Du Dich an den Einstieg in Deinen Beruf erinnerst: Wie ist Dir der Einstieg gelungen?
Daniela Pollich: Den Einstieg habe ich über eine Stelle im Landeskriminalamt NRW gefunden, auf der ich vor der Berufung an die HSPV NRW gearbeitet habe. Ich wollte nach der Dissertation unbedingt im Themenfeld meiner Dissertation weiterarbeiten: in der Kriminologie. Aber ich wollte nicht zwingend an der Universität bleiben. Und so habe ich angefangen, nach Stellen in der außeruniversitären, kriminologischen Forschung zu suchen. Es ist mir dann allerdings mehrmals in Bewerbungsgesprächen passiert, dass ich gefragt wurde: „Was wollen Sie denn hier in der Praxis? Das ist doch für Sie zweite Wahl! Schaffen Sie es an der Uni nicht und jetzt kommen Sie zu uns?“ Ich hatte das Gefühl, den Beweis erbringen zu müssen: Ich will das wirklich. Das habe ich mit Weiterbildungen etwa zur Kriminalprävention zu zeigen versucht. Dass ich dann tatsächlich eine Stelle in der außeruniversitären kriminologischen Forschung gefunden habe, kam dann eher zufällig über einen Kontakt zum Landeskriminalamt NRW, den ich für ein Forschungsprojekt zur Gewalt gegen Wohnungslose im Rahmen meines Postdoc-Stipendiums geknüpft hatte. Das war meine Eintrittskarte. Und wiederum durch Zufall habe ich nach ein paar Jahren als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der kriminalistisch-kriminologischen Forschungsstelle des Landeskriminalamts entdeckt, dass die HSPV NRW eine Professur ausgeschrieben hatte, die genau meine Fächerkombination erforderte: Kriminologie und Soziologie.
Wie sieht Deine Arbeit an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung jetzt aus?
Daniela Pollich: Es ist in erste Linie Lehre: 18 Semesterwochenstunden. Das heißt nicht, dass ich neun verschiedene Kurse jedes Semester vorbereite; sondern dass ich zum Beispiel zwei oder drei Kurse zur Kriminologie parallel gebe, weil wir immer in Kleingruppen unterrichten. Nach den ersten Jahren, in denen dieses Lehrpensum tatsächlich sehr anstrengend war, ist jetzt durchaus wieder Forschung möglich; auch wenn die Zeit dafür knapp ist. Und schließlich bin ich in der akademischen Selbstverwaltung tätig und Sprecherin unseres Instituts für Polizei- und Kriminalwissenschaften.
Welche Tipps hast Du für Kolleg*innen aus Soziologie oder Geschichtswissenschaft, die sich für Dein Tätigkeitsfeld interessieren?
Daniela Pollich: Wenn man zur Polizeihochschule will, sollte man ein Interesse an polizeirelevanten Themen und idealerweise auch ein praktisches Verständnis davon haben. Das praktische Verständnis zu diesem Feld muss nicht zwingend bei der Polizei erworben worden sein, sondern könnte zum Beispiel auch durch Erfahrungen mit sozialer Arbeit entstehen. Aber als „reine*r Akademiker*in“ würde man wahrscheinlich relativ schnell das Feedback bekommen: Naja, Sie kennen ja die Uni, aber nicht das echte Leben. Was die Professur an einer Fachhochschule im Allgemeinen angeht: Klar, man sollte Kontakt zur Praxis suchen und das zum Beispiel auch durch Weiterbildungen belegen. Man sollte Lehrerfahrung haben. Und das ist meine Erfahrung, nachdem ich die Uni verlassen habe: Bei der Auswahl von Professor*innen wird in Fachhochschulen mehr als in Universitäten auf didaktische Qualifikationen von Bewerber*innen geachtet.
Daniela, vielen Dank für das Gespräch.
Das Gespräch führte Ulf Ortmann.
Das komplette Gespräch als PDF findet ihr hier:
Weiterführende Informationen zu dem Projekt "Außeruniversitäre Karriere" sind (hier), die vorherigen Interviews der Reihe (hier) verfügbar.