BGHS.AKTUELL
Praktiker*innen im Gespräch #Teil 23
::Außeruniversitäre Karrieren::
Praktiker*innen im Gespräch #Teil 23
Viele Wege führen aus der BGHS. Aber wohin führen Wege nach der Promotion konkret? Wir sprechen im Wintersemester mit Historiker*innen und Sozialwissenschaftler*innen, die ihren Beruf außerhalb der Universität ergriffen haben. Rainer Volk hat mit uns über seine Tätigkeit als Hörfunkredakteur beim Südwestrundfunk (SWR) in Baden-Baden gesprochen.
Abbildung 1: Rainer Volk
Herr Volk, Sie haben in der Politikwissenschaft promoviert und sind Hörfunkredakteur. Wenn Sie sich an den Einstieg in Ihren Beruf erinnern: Wie haben Sie den Einstieg gefunden?
Rainer Volk: Ich habe ab 1982 an der Ludwig-Maximilians-Universität und an der Deutschen Journalistenschule in München den Studiengang Diplom-Journalistik belegt. In den Semesterferien hatten wir Hospitanzen zu absolvieren: in Zeitungen, im Hörfunk und im Fernsehen. So bin ich 1986 auch in die Redaktionen „Zeitfunk“ und „Politik“ des Bayerischen Rundfunks gekommen. Das war vor meinem Diplom, als ich dort zunächst sechs Wochen in der einen und dann sechs Wochen in der anderen Redaktion gearbeitet habe. Am Ende dieser Zeit wurde ich dann gefragt, ob ich nicht Lust hätte, als freier Mitarbeiter einzusteigen. Ich hatte mir in den Jahren zuvor als Reporter bei einer Zeitung Geld verdient. Aber der Bayerische Rundfunk zahlte besser. So bin ich 1986 da reingerutscht und hängengeblieben, obwohl ich bis dahin eigentlich immer zur Zeitung wollte. Mein Diplom habe ich ein Jahr später gemacht, und berufsbegleitend promoviert habe ich erst 1990.
Wie sind Sie zu Ihrer aktuellen Position gekommen?
Rainer Volk: Ich wohne mit der Familie in der Nähe von Baden-Baden und bin lange Zeit zwischen Baden-Baden und München gependelt. 2013 – ich war schon 52 Jahre alt – habe ich einen Anruf aus Baden-Baden bekommen: Hätten Sie nicht Lust, zu uns zum Südwestrundfunk zu wechseln? Meine feste Anstellung beim Bayerischen Rundfunk habe ich probeweise für zwei Jahre aufgegeben und habe beim Südwestrundfunk einen Zweijahresvertrag als fester freier Mitarbeiter unterschrieben. Einige Jahre später habe ich dann meine Stelle beim Bayerischen Rundfunk gekündigt und bin jetzt als fester freier Mitarbeiter beim Südwestrundfunk bis zur Rente beschäftigt.
Abbildung 2: Rainer Volk (rechts) mit Heinz Bude, anlässlich der Aufzeichnung einer Sendung im SWR
Sie arbeiten jetzt für den Südwestrundfunk (SWR). Wo arbeiten Sie genau?
Rainer Volk: In der Redaktion „Aktuelle Kultur“ beim SWR in Baden-Baden. Da bin ich in erster Linie tätig als „Chef vom Dienst“. Gelegentlich moderiere ich und ich schreibe auch Kommentare oder Beiträge als Reporter. Eigentlich würde ich jetzt zum Beispiel zur Buchmesse nach Frankfurt fahren, weil ich bei uns in der Redaktion für politische Sachbücher zuständig bin.
Was sind Ihre wichtigsten Aufgaben?
Rainer Volk: Ich gucke darauf, dass in der Sendung „SWR2 am Morgen“, die montags bis samstags läuft und zweieinhalb Stunden dauert, Aktualität abgebildet wird: Was ist an diesem Tag aktuell und wichtig? Dass diese, aktuellen Themen in der Sendung auftauchen, ist meine erste Aufgabe. Zweitens ist meine Aufgabe, Kontakte in der Expertenwelt zu akquirieren und zu pflegen. Denn wir haben jeden Morgen zwei bis drei Gespräche mit Expert*innen aus der akademischen Welt in der Sendung. Als Chef vom Dienst ist es drittens meine Aufgabe, auch für die Mittags- und Abendsendung den Überblick zu behalten und die Kolleg*innen dieser Sendungen auf aktuelle Entwicklungen und neue Themen aufmerksam zu machen. Dazu greife ich zum Beispiel auf eine interne Datenbank der ARD zurück, in der Korrespondent*innen aus aller Welt ihre Beiträge anbieten. Agenturmeldungen zu lesen, gehört auch dazu. Eigentlich lese ich 24 Stunden am Tag, was die Agenturen anbieten.
Welche Tipps haben Sie für Kolleg*innen aus Soziologie und Geschichtswissenschaft, die sich für Ihr Tätigkeitsfeld interessieren?
Rainer Volk: Wenn man sich nach einer gewissen Zeit in der akademischen Welt für Journalismus interessiert, würde ich zunächst versuchen, zu den eigenen Fachthemen auf Plattformen wie H-Soz-Kult oder auch in nichtwissenschaftlichen Fachzeitschriften zu veröffentlichen. Rezensionen zu soziologischer oder geschichtswissenschaftlicher Literatur im Feuilleton einer Tageszeitung könnten dann der nächste Schritt sein, um sich der allgemeinen Publizistik zu nähern. Keine*r fängt als Kommentator*in der Süddeutschen Zeitung auf der Seite vier an.
Herr Volk, vielen Dank für das Gespräch.
Das Gespräch führte Ulf Ortmann.
Das komplette Gespräch als PDF findet ihr hier:
Weiterführende Informationen zu dem Projekt "Außeruniversitäre Karriere" sind (hier), die vorherigen Interviews der Reihe (hier) verfügbar.