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Praktiker*innen im Gespräch Teil 30
::Außeruniversitäre Karrieren::
Praktiker*innen im Gespräch Teil 30
Viele Wege führen aus der BGHS. Aber wohin führen Wege nach der Promotion konkret? Wir sprechen mit Historiker*innen und Sozialwissenschaftler*innen, die ihren Beruf außerhalb der Universität ergriffen haben. Andreas Wenninger hat mit uns über seine Tätigkeit für das Bayerische Forschungsinstitut für Digitale Transformation (bidt) gesprochen.
[Abbildung 1: Andreas Wenninger © bidt/Klaus D. Wolf]
Andreas, Du hast 2017 in der Soziologie promoviert. Wenn Du Dich an den Einstieg in Deinen Beruf erinnerst: Wie hast Du den Einstieg gefunden?
Ich bin gelernter Bürokaufmann, habe auf dem zweiten Bildungsweg Abitur gemacht und dann studiert. Relativ bald nach dem Studium habe ich dann als Koordinator des Graduiertenkollegs „Weltgesellschaft“ an der Universität Bielefeld gearbeitet. Das war von 2008 bis 2012. Parallel dazu habe ich damals angefangen, an meiner Dissertation zu arbeiten. Rückblickend würde ich sagen: Damit bin ich in den Beruf eingestiegen, den ich jetzt habe. 2015 bin ich dann an die TU München gewechselt, habe dort meine Dissertation abgeschlossen und hier Lehre und Forschung betrieben. Man muss den akademischen Betrieb auch „von innen“ kennen, um Koordinationsaufgaben in der Wissenschaft erfolgreich zu bewältigen. Auch jetzt habe ich viele forschungsnahe Koordinationsaufgaben. Seit 2019 bin ich allerdings an einem außeruniversitären Institut beschäftigt: dem Bayerischen Forschungsinstitut für Digitale Transformation (bidt), das zur Bayerischen Akademie der Wissenschaften gehört.
Wie bist Du zu Deiner aktuellen Position gekommen?
Es gab eine Stellenausschreibung, von der ich dachte: Darauf passe ich sowohl mit meiner Berufserfahrung, Forschungsprojekte zu koordinieren, als auch mit dem Thema meiner Dissertation und meiner Postdoc-Projekte: Ich beschäftige mich schon seit meiner Dissertation mit dem Thema „Medien und öffentliche Kommunikation“. Jetzt bin ich hier am bidt Forschungskoordinator für Projekte, die u.a. Veränderungen der digitalen Öffentlichkeit untersuchen.
Du arbeitest für das Bayerische Forschungsinstitut für Digitale Transformation. Wo arbeitest Du genau?
Das bidt ist eines von mehreren Instituten, die in Deutschland in den letzten Jahren gegründet wurden, um die Auswirkungen der digitalen Transformation auf die Gesellschaft zu untersuchen. Das bidt führt zum einen interdisziplinäre Forschungsprojekte selbst durch. In unserer Abteilung „Think Tank“ werden z.B. seit März 2020 regelmäßig Befragungen zum Thema Home Office vor und während der Coronapandemie durchgeführt, deren Ergebnisse in den Medien eine vergleichsweise große Resonanz hatten. Zum anderen fördert das bidt Forschungsprojekte in Bayern: interdisziplinäre Forschungsprojekte zur digitalen Transformation, in denen sozial- und technikwissenschaftliche Ansätze kombiniert werden. Die Ergebnisse unserer Projekte richten sich an wissenschaftliche Communities, an die interessierte Öffentlichkeit sowie an Politik und Wirtschaft. Gefördert wird das bidt vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.
[Abbildung 2: Andreas Wenninger bei der Arbeit © bidt/Klaus D. Wolf]
Du bist Forschungskoordinator am bidt. Was sind Deine wichtigsten Aufgaben?
Ich bin vor allem im Bereich Forschung tätig. Die Forschungsförderung ist hier bspw. ein Aufgabenbereich, bei dem der Ausschreibungsprozess, die Auswahl von Projekten, der regelkonforme Begutachtungsprozess, durch Hinzuziehung von externen Gutachten zu organisieren sind. Im Anschluss an die Bewilligung der erfolgreichen Projekte, erfolgt ein Onboarding-Prozess, der mit einem sog. Zuwendungsvertrag beginnt. Während die Projekte laufen, organisieren wir sechs bis acht Treffen pro Jahr, um die Akteur*innen miteinander zu vernetzen. Bei diesen „Sprint Reviews“ geben die Projektpartner*innen kurze Vorträge: Was hat man seit dem letzten Treffen gemacht? Wo steht man gerade? Wo möchte man bis zum nächsten Sprint Review hin? Und schließlich unterstütze ich die Projekte dabei, Ergebnisse an die breitere Öffentlichkeit zu richten; etwa im Rahmen eines Beitrags auf unserem Blog oder eines Workshops, den wir gemeinsam mit den Kolleg*innen organisieren. Dabei unterstützt uns tatkräftig unser professionelles Dialog-Team am bidt.
Welche Tipps hast Du für Promovierende aus Soziologie und Geschichtswissenschaft, die sich für Dein Tätigkeitsfeld interessieren?
Kurz bevor ich mich auf meine aktuelle Stelle beworben habe, habe ich überlegt, ob ich mich an der TU München, an der ich damals angestellt war, zu einer Weiterbildung zum Wissenschaftsmanagement anmelde. Und es gibt ja sogar Studiengänge zum Wissenschaftsmanagement. Aber ich denke, dass sich Leute mit Erfahrungen im wissenschaftlichen Arbeiten auch ohne spezielle Weiterbildung oder Studienabschluss zum Wissenschaftsmanagement auf Stellen bewerben können, bei denen es um die Koordination von Forschung geht: in Sonderforschungsbereichen oder in Fakultäten genauso wie an außeruniversitären Instituten oder Akademien.
Andreas, vielen Dank für das Gespräch.
Das Gespräch führte Ulf Ortmann. Das gesamte Interview findet Ihr hier: pdf.
Weiterführende Informationen zu dem Projekt "Außeruniversitäre Karriere" findet Ihr hier, die vorherigen Interviews der Reihe sind hier verfügbar.