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Praktiker*innen im Gespräch #Teil 20
::Außeruniversitäre Karrieren::
Praktiker*innen im Gespräch #Teil 20
Viele Wege führen aus der BGHS. Aber wohin führen Wege nach der Promotion konkret? Wir sprechen im Sommersemester mit Historiker*innen und Soziolog*innen, die ihren Beruf außerhalb der Universität ergriffen haben. Klaus Schroeder hat mit uns über seine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Deutschen Marinemuseums gesprochen.
Abbildung 1: Klaus Schroeder bei einer Museumsführung im Deutschen Marinemuseum © Marinemusikkorps Wilhelmshaven
Klaus, Du hast 2018 an der BGHS promoviert und arbeitest jetzt als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Marinemuseum in Wilhelmshaven. Wenn Du Dich an den Einstieg in Deinen Beruf erinnerst: Wie hast Du den Einstieg gefunden?
Klaus Schroeder: Ganz klassisch über eine Bewerbung und ein Vorstellungsgespräch. Ich habe im dritten Drittel meiner Promotionszeit festgestellt: Nach der Promotion werde ich nicht an der Uni arbeiten. Dann habe ich mich in verschiedene Richtungen orientiert. Museen kamen für mich auch infrage, weil das Museum ja ein ganz typisches Tätigkeitsfeld für Historiker*innen ist. So habe ich mich dann an unterschiedlichen Museen beworben. Beim Marinemuseum wurde ich zum Vorstellungsgespräch eingeladen und bekam hier eine Stelle als Volontär angeboten. Dazu muss ich sagen: Ich war vor meinem Studium Soldat, ich habe schon in meinem Bachelorstudium bei einem anderen militärhistorischen Museum ein Praktikum gemacht, und auch mein Promotionsthema war ein militärhistorisches. Das war sicherlich ein Wissens- und Netzwerkvorteil für mich. Notwendige Voraussetzung für eine Bewerbung ist es aber nicht – das sehe ich an meiner Nachfolgerin, die jetzt hier Volontärin ist. Es ist mit der Forschung durchaus vergleichbar: Manchmal ist es hilfreich, mit einem anderen – sozusagen: frischen – Blick an die Sache ranzugehen.
Abbildung 2: Klaus Schroeder vor einer Weltkarte im Deutschen Marinemuseum © Deutsches Marinemuseum
Du arbeitest jetzt für das Deutsche Marinemuseum. Wo arbeitest Du genau?
Klaus Schroeder: Das Marinemuseum liegt in Wilhelmshaven, an der Nordsee. Das Museum zeigt eine Dauerausstellung – zu der auch drei begehbare Boote und Schiffe zählen, die im Wasser liegen – und Sonderausstellungen, und es hat letztes Jahr trotz Corona gut 95.000 Besucher gehabt. Der institutionelle Kontext ist so: Das Museum gehört weder der Stadt Wilhelmshaven noch der Marine, sondern wir sind eine Stiftung privaten Rechts. Also, wir zeigen Militärgeschichte aus einer kritischen Distanz, aber wir stehen natürlich im Kontakt mit der Marine.
Was sind Deine wichtigsten Aufgaben?
Klaus Schroeder: Meine wichtigste Aufgabe im letzten halben Jahr war es, eine Sonderausstellung zum Segelschulschiff „Gorch Fock“ vorzubereiten. Das reichte von der ersten Ausstellungsskizze, über die Recherche und die Auswahl von Ausstellungsobjekten bis zur Organisation eines Begleitprogramms. Diese Ausstellung wurde Mitte Mai eröffnet. Dann habe ich, zweitens, eine Reihe von Aufgaben, die sich in der Sammlung unseres Museums ergeben. Die meisten Museen stellen weniger als zehn Prozent ihrer Sammlung aus, und haben viele Objekte in Magazinen gelagert. Also, wenn uns zum Beispiel jemand eine Umzugskiste mit Marineutensilien aus einem Nachlass zur Verfügung stellt, dann müssen wir erstmal verstehen: Was ist es? Dann prüfen wir: Ist es für uns interessant? Wenn ja, wird es in die Sammlungsdatenbank aufgenommen und so verpackt, dass es die Zeit überdauert. Drittens habe ich eine Aufgabe, die ich mal als „Irgendwas mit Medien“ bezeichnen möchte. Ich habe im letzten Jahr zum Beispiel unseren YouTube-Kanal aufgebaut, auf dem wir eine digitale Führung durch unsere Dauerausstellung anbieten. Und mit einem externen Dienstleister bin ich gerade dabei, unsere Website neu aufzusetzen.
Welche Tipps hast Du für Kolleg*innen aus Soziologie und Geschichtswissenschaft, die sich für Dein Tätigkeitsfeld interessieren?
Klaus Schroeder: Also, wenn man entschieden hat, die Uni zu verlassen, dann würde ich empfehlen, während der Promotion nach Gelegenheiten zu suchen, um eigenes Wissen außerhalb der Universität zu vermitteln oder um eigene Kompetenzen dort einzusetzen. Auch wenn zum Beispiel die Arbeit in einer Gedenkstätte oder in einer Universitätsverwaltung dazu führen mag, dass sich die Promotionszeit verlängert, würde ich empfehlen, es nicht so zu machen wie ich. Ich habe praktisch erst die Promotion abgeschlossen und dann überlegt: Wo will ich arbeiten? Welche Kompetenzen habe ich? Und welche Kompetenzen will ich ausbauen? Ich gebe sozusagen einen Rat, den ich selbst nicht befolgt habe.
Klaus, vielen Dank für das Gespräch.
Das Gespräch führte Ulf Ortmann.
Das komplette Gespräch als PDF findet ihr hier:
Weiterführende Informationen zu dem Projekt "Außeruniversitäre Karriere" sind (hier), die vorherigen Interviews der Reihe (hier) verfügbar.