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Praktiker*innen im Gespräch #13
:: Außeruniversitäre Karrieren ::
Praktiker*innen im Gespräch #Teil 13
Viele Wege führen aus der BGHS. Aber wohin führen Wege nach der Promotion konkret? Wir sprechen im Sommersemester mit Historiker*innen und Soziolog*innen, die ihren Beruf außerhalb der Universität ergriffen haben. Devrimsel Nergiz hat mit uns über ihre Tätigkeit als Geschäftsführerin des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrats gesprochen.
Devrimsel Nergiz © privat
Devrimsel, Du hast 2012 an der BGHS promoviert und arbeitest jetzt als Geschäftsführerin des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrats (BZI). Wenn Du Dich an den Einstieg in Deinen Beruf erinnerst: Wie hast Du den Einstieg gefunden?
Devrimsel Nergiz: Ich muss sagen, dass ich schon relativ früh Praxiserfahrung sammeln konnte. Ich habe während meiner Promotion angefangen, für einen Bundestagsabgeordneten zu arbeiten, und gegen Ende meiner Promotion hat sich daraus eine weitere Stelle für mich ergeben. Die Arbeit im Bundestag hat mir sehr viel Spaß gemacht, da ich verschiedene Perspektiven der politischen Praxis miterleben und selbst mitgestalten konnte. Gleichzeitig konnte ich wissenschaftliche Impulse, Ansätze und Konzepte in die politische Arbeit einbinden.
Wo arbeitest Du jetzt außerhalb der Universität?
Devrimsel Nergiz: Ich bin Geschäftsführerin und Projektleiterin des BZI und seines Fördervereins. Der BZI ist der bundesweite Zusammenschluss der Landesorganisationen kommunaler Integrations-, Migrations- und Ausländerbeiräte. Der BZI steht für 6.000 politisch aktive Menschen mit Einwanderungsgeschichte in rund 400 demokratisch legitimierten kommunalen Migrationsbeiräten in fast allen Bundesländern und ist damit ein Wahrzeichen für gelebte Demokratie und Verantwortungskultur, die auch ohne deutschen Pass funktioniert. Wir arbeiten religions-, ethnien- und parteiübergreifend. Die Ausweitung der Möglichkeiten der politischen Partizipation von Migrant*innen sowie die Sensibilisierung für die verschiedenen Möglichkeiten der Teilhabe innerhalb der freiheitlich-demokratischen Grundordnung sind uns ein besonderes Anliegen. Dazu sind wir in engem Dialog mit Bundesregierung, Ministerien, Mitgliedern des deutschen Bundestags sowie bundes- und landesweiten Institutionen wie beispielsweise Bundes- und Landeszentralen für politische Bildung, Rundfunkanstalten und zivilgesellschaftlichen Organisationen.
Wie sieht Deine Arbeit jetzt aus?
Devrimsel Nergiz: Meine Aufgabe ist es, die Organisation zum einen dabei zu begleiten, ihre Geschäftsstelle strukturell, personell und strategisch aufzubauen; zum anderen die Organisation nach außen hin zu vertreten. Dazu gehört unter anderem, neue Projekte zu entwickeln, um finanziell unabhängiger und nachhaltiger zu agieren; politische Akzente zu setzen für unsere Vision, Deutschland zu einer demokratischeren Vielfaltsgesellschaft zu verhelfen – aber auch rein organisatorische Sachen wie Projekt-, Veranstaltungs- und Personalmanagement, Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit. Meine vorangegangenen beruflichen Stationen helfen mir dabei sehr, die politische Lobby- und Verbandsarbeit zu strukturieren, weil ich weiß, wie der Politikbetrieb und wie die Wissenschaft ticken.
Welche Tipps hast Du für Kolleg*innen aus Soziologie oder Geschichtswissenschaft, die sich für eine Karriere in Deinem Beruf interessieren?
Devrimsel Nergiz: Offen und lernfähig zu sein, finde ich sehr wichtig. Dazu zählt für mich auch, ein stückweit die Eitelkeit der Akademia abzulegen. An der Basis wird wichtige Arbeit für die Gesellschaft(en) betrieben. Frei nach Karl Marx: Man muss sich an das Verändern wagen, anstatt die Welt nur verschieden zu interpretieren.
Devrimsel, vielen Dank für das Gespräch.
Das Gespräch führte Ulf Ortmann.
Das komplette Gespräch als PDF findet ihr hier:
Weiterführende Informationen zu dem Projekt "Außeruniversitäre Karriere" sind (hier), die vorherigen Interviews der Reihe (hier) verfügbar.