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Praktiker*innen im Gespräch #11

Veröffentlicht am 6. Juli 2020, 13:36 Uhr

:: Außeruniversitäre Karrieren ::

Praktiker*innen im Gespräch #Teil 11

Viele Wege führen aus der BGHS. Aber wohin führen Wege nach der Promotion konkret? Wir sprechen im Sommersemester mit Historiker*innen und Soziolog*innen, die ihren Beruf außerhalb der Universität ergriffen haben. Marie-Christine Heinze hat mit uns über ihre Tätigkeit für das „Center for Applied Research in Partnership with the Orient“ (CARPO) gesprochen.


Podiumsdiskussion bei CARPO zum Thema „Der Jemen-Konflikt im Kontext regionaler Rivalitäten“ am 8. März 2018. Auf dem Podium von links: Marie-Christine Heinze, Sebastian Sons (CARPO Associate Fellow), Gudrun Harrer (Moderation; Der Standard), Adnan Tabatabai (CARPO CEO)

Marie, wenn Du Dich an den Einstieg in Deinen Beruf erinnerst: Wie hast Du den Einstieg gefunden?

Marie-Christine Heinze: Ich habe über den Jemen promoviert. Und über einen Bekannten von der Uni Bonn – dort habe ich studiert – hatte ich einen Kontakt zu einem jemenitischen Forschungsinstitut, das hauptsächlich quantitative Sozialforschung macht. Als ich für die Feldforschung zu meiner Doktorarbeit in den Jemen gegangen bin, war das der einzige Kontakt, den ich dort hatte: das Yemen Polling Center (YPC). Mit dem YPC habe ich Kontakt aufgenommen, und die haben mir dann sehr viel geholfen bei der Herstellung von Kontakten für meine Doktorarbeit. Ich habe im Gegenzug denen geholfen und angefangen, für das Institut Projektanträge zu schreiben. Der erste Antrag, den ich fürs Institut geschrieben habe, war ein EU-Projektantrag, von dem ich einfach mal gedacht habe: Och, das werde ich schon hinkriegen. Mich selbst habe ich im Antrag als Consultant erwähnt. Der Projektantrag wurde angenommen, und mit dem YPC arbeite ich immer noch zusammen.

Wie sieht Deine Arbeit jetzt aus?

Marie-Christine Heinze: Um ein Beispiel zu geben: Wir haben bei CARPO ein Projekt, bei dem es darum geht, jemenitische Experten aus Wirtschaft und Entwicklung zusammenzubringen. Das setzen wir mit zwei jemenitischen Partnerinstitutionen um. Dazu organisieren wir viele Meetings: zwischen diesen Experten, aber auch zwischen den Experten und der internationalen Gemeinschaft. Und wir erarbeiten Publikationen: sowohl um Fakten zur Verfügung zu stellen, als auch um policy recommendations zu geben für die internationale Gemeinschaft, für die jemenitische Regierung aber auch für andere Akteure, die die Lage im Jemen verbessern können.


Gruppenbild bei einem von CARPOs halbjährlichen Development Champions Forums, im Rahmen derer CARPO seit 2017 mit seinen Projektpartnern jemenitische Expert*Innen aus Wirtschaft und Entwicklung zur Erarbeitung von Handlungsempfehlungen für nationale und internationale Akteure zusammenbringt

Welche Tipps hast Du für Kolleg*innen aus Soziologie oder Geschichtswissenschaft, die sich für eine Karriere in Deinem Tätigkeitsfeld interessieren?

Marie-Christine Heinze: Also, ich denke, dass es erstens hilft, durch irgendeine Form von Zusammenarbeit mit Institutionen, durch Praktika oder durch kurze Residenzen sich ein Wissen über die Akteure im Feld zu erarbeiten. Zweitens ist ein gutes, inhaltliches Wissen von großem Vorteil. Also, in meinem Fall war das mein Wissen über den Jemen: Darüber habe ich promoviert, und ich habe viel mit jemenitischen Forschungsinstitutionen und auch mit anderen Akteuren aus dem Jemen zusammengearbeitet. Ich glaube, das ist der wichtigste Tipp, den ich geben kann: sich etwas zu suchen, was man wirklich spannend findet – darin wird man dann auch gut. Was vielleicht auch interessant ist: Ich habe Partner zum Beispiel beim YPC lange Zeit ohne finanzielle Gegenleistung unterstützt und mir dadurch die Netzwerke erarbeitet, mit denen ich jetzt arbeite.

Hattest Du das schon während der Dissertation das Ziel, einen eigenen Think Tank zu gründen?

Marie-Christine Heinze: Nein, nein. Ich wusste nicht, was ich danach machen würde. Es hat sich einfach während der Dissphase herauskristallisiert, dass ich viel Consultancy und Beratung gemacht habe. Vor Ende der Dissertation habe ich mir ein Forschungsprojekt an der Uni Bonn eingeworben: ein VW-Projekt, das ich mit dem YPC umgesetzt habe. Und eigentlich bin ich damals davon ausgegangen, dass ich mir solche Projekte an der Uni einwerben werde, weil ich das gut kann. Ein eigenes Forschungsinstitut zum Jemen: Das war ein Nebengedanke, kein konkreter Plan.

Marie, vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Ulf Ortmann.


Das komplette Gespräch als PDF findet ihr hier:

Komplettversion als PDF

Weiterführende Informationen zu dem Projekt "Außeruniversitäre Karriere" sind (hier), die vorherigen Interviews der Reihe (hier) verfügbar.

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