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InterDisciplines - Resümee eines Dialogs
:: InterDisciplines - Resümee eines Dialogs ::
Seit 2010 steht die InterDisciplines für eine tragende Säule der BGHS, den interdisziplinären und internationalen Austausch zwischen Sozial- und Geschichtswissenschaften. Nach 17 erfolgreichen Ausgaben schlägt nun die vorerst letzte Ausgabe 2/2018 "Social History – Historical Sociology: On Interdisciplinary Research" den Bogen zurück zu den Anfängen dieser Idee.
Die aktuelle Ausgabe enthält spannende Beiträge von Agnes Piekacz, Chris Thornhill, Felix M. Bathon, Heidemarie Winkel, Laura Benítez Cojulún und Sebastian M. Schlerka.
Mit dem Ende der Finanzierung durch die Exzellenzinitiative wird die redaktionelle Arbeit mit Erscheinen des letzten Heftes eingestellt.
Deshalb haben wir Bilanz gezogen und freuen uns, mit Prof. Dr. Thomas Welskopp und Sebastian Schlerka einen Blick in Geschichte und Gegenwart der InterDisciplines zu werfen.
Rechts: Prof. Dr. Thomas Welskopp. Foto: Hannah Grüneberg
"Eine echte Fachzeitschrift und keine Hauspostille der BGHS."
Thomas Welskopp ist stellvertretender Direktor der BGHS und Professor des Arbeitsbereichs Geschichte moderner Gesellschaften (18.-20.Jh.). Seit der ersten Ausgabe ist er Herausgeber der InterDisciplines.
Thomas, wie kam es zu der Idee, eine Zeitschrift zu publizieren?
TW : "Wir hatten die Absicht, die BGHS als einen innovativen Forschungskontext auszuweisen, den Ergebnissen der Promovierenden schon vor Abschluss ihrer Dissertationen ein Forum zu bieten, das in der Fachwelt auch wirklich wahrgenommen und anerkannt ist und ein Experimentierfeld für interdisziplinäre Debatten zu schaffen, das die Forschung in allen beteiligten Disziplinen bereichert und in der internationalen Research Community eine Stimme hat."
Was ist das Konzept der InterDisciplines?
TW : Die oben genannten Ziele ließen sich unseres Erachtens am besten mit einem gut gemachten online-Journal erreichen (obwohl es in begrenztem Maße auch Druckausgaben gab). Die Hauptkriterien der Interdisziplinarität und Internationalität wurden mit Themenheften, deren Fragestellung für alle Disziplinen interessant waren, und mit der Öffnung für Beiträge umgesetzt, die von Externen sowie aus allen akademischen Karrierestufen stammten.
Wie funktioniert Qualitätssicherung bei den InterDisciplines?
TW : Die InterDisciplines sollten eine echte Fachzeitschrift sein, keine Hauspostille der BGHS und mehr als eine „graue“ Working Paper Series für Doktorandinnen und Doktoranden. Daher haben wir ein aufwändiges Verfahren der Qualitätssicherung installiert, mit einem zweistufigen Peer Review-Prozess (double blind) und einem professionellen (vor allem fremdsprachigen) Lektorat.
Was hat dir besonders viel Freude gemacht?
TW: Die InterDisciplines waren ein spannendes intellektuelles Projekt, bei dem viele interessante Diskussionen über Disziplingrenzen tatsächlich stattgefunden haben. Die Zusammenarbeit der Herausgeberinnen und Herausgeber, vor allem auch mit Kathleen Thelen und Peter Jelavich, war ebenfalls erfreulich, genauso wie das Engagement unserer Gutachterinnen und Gutachter. Das Erscheinen jeden Heftes war ein freudiges Ereignis. Und um ganz ehrlich zu sein, hat mir die Motivauswahl für die Cover richtig Spaß gemacht.
"Es ist spannend, den Prozess einer Publikation mitzuerleben"
Als ein wertvolles und nachhaltiges Bindeglied zwischen verschiedenen Angeboten und Initiativen der BGHS ermöglichte die InterDisciplines es Promovierenden, sich sowohl als Autor*in als auch als Gastherausgeber*in auszuprobieren.
Sebastian M. Schlerka promoviert in der BGHS unter dem Arbeitstitel „Mehr als Säkularismus. Islam und Muslime in den Debatten des Deutschen Bundestags“ und arbeitete als Gastherausgeber der aktuellen InterDisciplines.
Sebastian, wie ist es dazu gekommen, dass du als Gastherausgeber gearbeitet hast?
SMS: Ich war im Jahr 2017 Teil des Organisationsteams für das Annual Seminar; dort hatte ich schon recht früh Interesse angemeldet, bei der Publikation einiger Beiträge mitzuwirken, was bisher immer in der InterDisciplines geschehen ist.
Wie war diese Erfahrung für dich?
SMS: Arbeitsam, aber spannend. Natürlich war es einiges an Arbeit, gerade auch weil ich ja selber einen Artikel im Heft publiziert habe, der mehrfach überarbeitet werden musste und ich es für die Diss gerade zu der Zeit noch mit einer nicht ganz einfach zu interpretierenden Quelle zu tun hatte. Nichtsdestotrotz fand ich es spannend, den Prozess einer Zeitschriftenpublikation einmal aus erster Hand mitzuerleben, von der Fertigstellung des Calls über die Gutachter*Innensuche und Auswahl der Beiträge bis hin zur Publikation der Ausgabe.
Was hat dich an dem Thema der aktuellen Ausgabe interessiert?
SMS: Schon seit meinem Bachelorstudium beider Fächer, Soziologie und Geschichte, empfand ich eine große Nähe zwischen beiden Fächern und habe entsprechend auch bereits in meiner Bachelorarbeit interdisziplinär gearbeitet. Darin ging es um die Auseinandersetzungen innerhalb des republikanischen Lagers im spanischen Bürgerkrieg aus Bourdieuscher Perspektive. Insgesamt denke ich, dass beide Disziplinen mit ihrem gemeinsamen Gegenstand - menschlichen Gesellschaften, die "geworden und immer im Werden" (Norbert Elias) sind - von einer Zusammenarbeit nur profitieren können.
Einmal Zahlen bitte!
Neben der BGHS-internen Arbeit an der Zeitschrift stellt sich die Frage, welche Reichweite die InterDisciplines erreichen konnte. Die Daten zur Rezeption weisen dabei auf einen hohen Nutzen hin. So wurden 2017 ca. 35.000 unterschiedliche Besucher*innen auf der Homepage mit insgesamt etwa 437.000 Zugriffen registriert. Dabei generiert eine neue Ausgabe mehr Zugriffe. Beispielsweise stieg im November 2017 bei der Publikation der Ausgabe „Postcolonialism and China“ die Zahl der Zugriffe von 37.000 auf 61.000 an.
Die Top-3 Artikel:
Die Auswertung basiert auf OJS-Views und AWStats von 2010-2018
- Malte Griesse: Isolation, imposture and the impact of the ›Taboo‹ in Stalinist society. A diarist on the verge of loneliness http://doi.org/10.4119/UNIBI/indi-v1-i2-18
- Stefan B. Kirmse: »Law and Society« in imperial Russia http://doi.org/10.4119/UNIBI/indi-v3-i2-67
- Theo Jung: The writing self. Rousseau and the author’s identity http://doi.org/10.4119/UNIBI/indi-v1-i2-19
Die BGHS bedankt sich für die langjährige Zusammenarbeit bei allen Herausgeber*innen, Sandra Lustig (Lektorat), Anne Ware (Layout), Melanie Eulitz (Editorial Manager) und Thomas Abel (Covergestaltung. Außerdem geht ein Dank an alle Gastherausgeber*innen und Gutachter*innen sowie an alle Editorial Assistants.
Gerne bleiben wir im Austausch zu möglichen Perspektiven und würden uns freuen, wenn der Dialog fortgeführt werden kann.
Die neue InterDisciplines-Homepage:
http://www.inter-disciplines.org/