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InterDisciplines: Ausgabe 1/2016

Veröffentlicht am 16. Februar 2017, 11:40 Uhr


Die neue Ausgabe der InterDisciplines (Vol 7, No 1 (2016)) mit dem Titel „Race, Gender, and Questions of Belonging“ ist ab sofort online verfügbar. Die Gastherausgeberinnen des aktuellen Heftes sind Bettina Brockmeyer und Levke Harders (Universität Bielefeld). Die vier Beiträge und die Einleitung des Heftes diskutieren unterschiedliche Aspekte von ‚belonging‘ im 19. und 20. Jahrhundert, besonders in enger Verknüpfung mit den Differenzkategorien ‚race‘ und ‚gender‘.
‚Belonging‘ wird hierbei als relationale und sozial konstruierte Kategorie verstanden, die auf – historisch veränderbaren – Differenzkategorien beruht und als historisches und soziologisches Analyseinstrument zur Untersuchung von Exklusionen und Inklusionen geeignet ist.

Zu den einzelnen Beiträgen der Ausgabe

Die Einleitung der aktuellen Ausgabe lotet die Möglichkeiten der Kategorie ‚Belonging‘, basierend auf den Arbeiten von Floya Anthias, Joanna Pfaff-Czarnecka, Nira Yuval Davis u. a. aus. ‚Belonging‘ beschreibt zum einen eine emotionale Bindung, die naturalisiert wird, zum anderen bezieht es sich als politische Zugehörigkeit auf die Konstruktion bestimmter Kollektive – und damit immer auch auf die Herstellung sozialer wie räumlicher Grenzen. Als solches, so Bettina Brockmeyer und Levke Harders (Universität Bielefeld), kann ‚belonging‘ die Verbindung der Mikro-Ebene von Akteuren mit der Makro-Ebene von Strukturen ermöglichen.

In ihrem Artikel Doing colonialism: reading the banishment of a »native chief« in the Tanganyika territory fragt Bettina Brockmeyer (Universität Bielefeld) nach der Zugehörigkeit eines afrikanischen Chiefs zur Zeit der europäischen Kolonisierung, um neue, plurale Perspektiven in die (post-)koloniale Historiographie einzubringen. In ihrem ‚close reading‘ der Herstellung von und Effekten des Kolonialismus zeigt sie eine verflochtene Geschichte Tansanias, Großbritanniens und Deutschlands auf.

Auch Stefan Manz (Aston University Birmingham) widmet sich Ein- und Ausschlussprozessen des Kolonialismus. Unter dem Titel »Germans like to quarrel«: Conflict and belonging in German diasporic communities around 1900 diskutiert er die Rolle von Politik, Religion, Klasse und Sprache in Aushandlungen um Zugehörigkeit in deutschsprachigen Gemeinden in Ägypten, Brasilien, Großbritannien und China um 1900.

Hundert Jahre später stellen sich ähnliche Fragen für polnische Migrantinnen und Migranten in Deutschland, so Karolina Barglowski (Universität Bielefeld) in Migration pressures and opportunities: Challenges to belonging in the European Unions’ mobility regime. Das Mobilitätsregime der Europäischen Union ermöglicht Migration, birgt dabei aber teilweise auch einen hohen Erwartungsdruck hinsichtlich der Migrationsbereitschaft. Damit gehen für viele Menschen aus Polen neu definierte Zugehörigkeiten entlang der Achsen Ethnie, Klasse und Geschlecht einher, wie Barglowski basierend auf Interviews zeigt.

Mit dem Beitrag von Levke Harders (Universität Bielefeld) hingegen geht es zurück in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts: Mobility and belonging: A printer in nineteenth-century Northern Europe. Am Beispiel eines bayrisch-österreichischen Schriftsetzers in Nordeuropa nimmt Harders unterschiedlichen Akteure in den Blick, die über die Zugehörigkeit eines Fremden verhandelten: staatliche Institutionen, städtische Bürger und der Migrant selbst. Klasse und Geschlecht bestimmten dabei die Zugehörigkeit des Zugezogenen zur Kommune, während er für den Staat ein Ausländer blieb.

Alle Beiträge dieser Ausgabe tragen dazu bei, die sich wandelnden Diskurse und Praktiken von Inklusion und Exklusion auf der Grundlage von ‚belonging‘ zu interpretieren und damit auch die theoretischen und methodischen Möglichkeiten des Konzeptes für die historische und soziologische Forschung zu erweitern.

Das Coverbild der aktuellen Ausgabe

Die beiden Seiten der britischen „King’s Medal for Native Chiefs“ finden sich auf dem Cover der aktuellen Ausgabe. Die Medaille war eine nach dem Ersten Weltkrieg für die Kolonien konzipierte Auszeichnung afrikanischer Führungspersönlichkeiten durch den britischen König und ist damit ein Symbol der Inklusion wie der Exklusion: Die Ausgezeichneten waren als koloniale Subjekte Großbritannien zugehörig, wurden aber durch die Ikonographie des machtvollen Empires ausgeschlossen.

Über die InterDisciplines

Das Online-Journal InterDisciplines - Zeitschrift für Geschichte und Soziologie der Bielefeld Graduate School in History and Sociology (BGHS) widmet sich dem Dialog zwischen Geschichts- und Sozialwissenschaften. Ziel des englischsprachigen e-Journals ist es, gemeinsame und sich ergänzende Forschungsinteressen zwischen den Wissenschaftsdisziplinen aufzuzeigen und Verbindungslinien für den gemeinsamen Diskurs zu schaffen.
Die InterDisciplines ist international ausgerichtet und spricht in erster Linie Historikerinnen und Historiker sowie Soziologinnen und Soziologen an. Sie richtet sich aber ebenso an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anderer Disziplinen, die sich für die interdisziplinäre Diskussion und den interdisziplinären Austausch interessieren. Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler sowie Studierende sollen sich in besonderer Weise angesprochen fühlen. Veröffentlicht werden in der kostenlosen peer-reviewed, open-access online-Zeitschrift zwei Ausgaben pro Jahr, die von Gastherausgeberinnen und –herausgebern zusammengestellt werden. Sie widmen sich Forschungsthemen an der Schnittstelle zwischen Geschichts- und Sozialwissenschaften in Übersichtsartikeln, theoretischen Beiträgen und Fallbeispielen.

Weitere Informationen

Detaillierte Informationen zur neuen Ausgabe der InterDisciplines, den einzelnen Artikeln des Journals sowie zu den bisherigen Ausgaben seit 2010 erhalten Sie unter:

www.inter-disciplines.org/index.php/indi/issue/view/19
www.uni-bielefeld.de/bghs/Publikationen/Interdisciplines/index

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