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Die Angst des Schiris vorm Elfmeter

Veröffentlicht am 5. März 2018, 09:29 Uhr

Justus Heck während seines Vortrags in der VHS Bielefeld. Foto: Thomas Abel

Der Elfmeter ist eine besondere Situation im Fußball, nicht nur für die Spieler. Dass die Situation auch für den Schiedsrichter besonders ist, beschrieb der Soziologie Justus Heck in seinem Vortrag „Die Angst des Schiris vor dem Elfmeter“, den er im Rahmen der Linie 4 Vortragsreihe am 06. Februar an der VHS hielt. Justus Heck, der an der BGHS promoviert, eröffnete seinen Vortrag damit, dass oft ja der Schiedsrichter als angsteinflößend und die Respektsperson im Feld wahrgenommen wird, und nicht als der, der Angst haben muss.

Die Ursache für die Angst, so Heck, ist mit der Rolle des Schiedsrichters verbunden, nämlich dass er mit seinen Entscheidungen bestimmend für das Spiel werden kann. Und die für das Spiel am meisten bestimmende Entscheidung ist der Elfmeter, da er ein fast sicheres Tor bedeutet. Dass der Schiedsrichter die Macht hat, über das Spielgeschehen zu entscheiden, verändert das Verhalten der Spielenden, lautete die These von Justus Heck, und zwar dahin, dass mehr Fouls begangen würden.

Vergleich von "Wilder Liga" und Amateurfußball

Um seine Behauptung zu belegen, zeigte Heck in einem Vergleich, wie die Unterschiede zwischen Spielen der "Wilden Liga" und Spielen im Amateurfußball aussehen. Die „"Wilde Liga" besteht aus Mannschaften, die selbst organisiert gegeneinander Fußball spielen und kein Schiedsrichter zum Einsatz kommt. Wenn ein Spieler findet, er wurde gefoult, muss er das selbst anzeigen. Wenn der des Fouls Bezichtigte aber meint, er habe kein Foul begangen, muss der Fall besprochen und eventuell Spieler, die in der Nähe standen, zurate gezogen werden. Das bedeutet, jeder der spielt, ist gleichermaßen auch Schiedsrichter.

Im Amateur- und natürlich auch Profifußball sorgt die Existenz des Schiedsrichters dafür, dass die Spieler nicht mehr die Verantwortung haben, über Foul und Nicht-Foul zu entscheiden. Sie können maximal eine Entscheidung einfordern oder eine gegen sie getroffene Entscheidung missbilligen, aber sie haben keinen Einfluss mehr auf die Entscheidung selbst.

Da der Schiedsrichter über den gesamten Verlauf des Spiels, also Anfang, Ende, Tore, Fouls und weitere Kleinigkeiten entscheidet, finden die Spiele gewissermaßen für ihn statt. Das sorgt, so Justus Heck, für mehr Konkurrenz zwischen den Spielern der verschiedenen Mannschaften. Es wird wichtig, vor dem Schiedsrichter darzustellen, dass man gefoult wurde, und umgekehrt kann man ungeahndet gegen Regeln verstoßen, wenn der Verstoß vor dem Schiedsrichter verborgen werden kann. Das wäre in der Wilden Liga nicht möglich, weil hier jeder Schiedsrichter ist.

Das Publikum beim Vortrag "Die Angst des Schiris vor dem Elfmeter". Foto: Thomas Abel

Diskussion über Umgang der Spieler mit dem Schiedsrichter

In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum wurde unter anderem die Frage besprochen, inwiefern sich Mannschaften darauf vorbereiten, speziell für den Schiedsrichter zu spielen – also etwa von ihren Trainern erfahren, dass zwar mehr körperliche Härte, aber dafür weniger Diskussionen als sonst möglicah wären. Das konnte von den anwesenden Schiedsrichtern bestätigt werden.

Auch ging es darum, wieso überhaupt so viele Spieler die Diskussion mit dem Schiedsrichter suchen, wo Entscheidungen doch nahezu nie zurückgenommen werden. Die Antwort von Justus Heck: Um die Angst des Schiedsrichters vor der nächsten Entscheidung gegen die gleiche Mannschaft, zu vergrößern.

Abschluss der Reihe Linie 4

Mit dem Vortrag von Justus Heck hat die Linie 4-Reihe für das Wintersemester 17/18 ihren Abschluss gefunden. Insgesamt haben sieben Promovierende der BGHS aus den Bereichen Soziologie und Geschichte ihre Themen vorgestellt. Von Frauen gegen ihr Vaterland Frankreich, über „Nazis hinter Stacheldraht, zur Rolle der philippinischen Krankenschwestern im Deutschen Gesundheitssystem bis schließlich zur Angst des Schiedsrichters vor dem Elfmeter war ein breites Themenspektrum dabei, das als stellvertretend für die Vielfalt der Promotionsthemen an der BGHS verstanden werden kann.

Die Vortragsreihe Linie 4 wird von den Promovierenden der BGHS organisiert und findet immer im Wintersemester an der VHS Bielefeld statt. Die Termine der nächsten Reihe werden hier rechtzeitig bekannt gegeben.

Weitere Informationen zur abgeschlossenen Vortragsreihe und das vollständige Programm unter:
uni.aktuell
Theresa Hornischer bei Campusradio Hertz 87.9
Marcus Carrier bei Hertz 87.9
#Campusminute mit Theresa Hornischer
www.uni-bielefeld.de/bghs/Public_Science/Linie_4/
www.vhs-bielefeld.de

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