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Berichte aus der Praxis Teil 9

Veröffentlicht am 7. Dezember 2022, 09:52 Uhr

::Außeruniversitäre Karrieren::

Berichte aus der Praxis Teil 9

„Berichte aus der Praxis“ werden von Promovierenden geschrieben, die in Kooperation mit einer außeruniversitären Organisation ein Praxisprojekt konzipiert und durchgeführt haben. Die BGHS fördert diese Vorhaben seit 2020 mit Stipendien. Im neunten Teil der Reihe berichtet Tipu Sultan über zwei Workshops, die er im Rahmen seines Praxisprojekts mit dem District Population Welfare Office in Gujrat (Pakistan) durchgeführt hat.

Geschlechterrollen und Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei Doppelverdiener*innen-Paaren in Pakistan

In den letzten zehn Jahren hat der Trend zu Doppelverdiener*innen-Ehepaaren in Pakistan stärker zugenommen als je zuvor. Dieser neue Trend zu Doppelverdiener*innen-Familien hat sich erheblich auf ihr Privatleben ausgewirkt. In der patriarchalischen Gesellschaft Pakistans, in der die Frauen in erster Linie für die Familie und den Haushalt zuständig waren, wurde nur vom Mann erwartet, dass er den Lebensunterhalt bestreitet. Mit der Zunahme der Bildung und der Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen treten immer mehr Frauen in den pakistanischen Arbeitsmarkt ein. Daher haben die Pflichten und Verantwortlichkeiten von Doppelverdiener*innen-Paaren, insbesondere von Frauen, zugenommen. Darüber hinaus ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der patriarchalischen Gesellschaft Pakistans aufgrund der gesellschaftlichen Erwartungen an die Geschlechterrollen noch komplexer. In der pakistanischen Gesellschaft ist ein zweigeteiltes Verhalten zu beobachten. Die eine Gruppe von Menschen mit einer egalitären Einstellung unterstützt die neuen Geschlechterrollen von Frauen, während die andere Gruppe von Menschen mit einer traditionellen Denkweise immer noch das Patriarchat befürwortet. Daher werden die Geschlechterrollen neu bewertet. Mein Praxispartner, das District Population Welfare Office, ist eine Organisation der Regierung von Punjab, Pakistan, die unter anderem Familienberatungsdienste im Distrikt Gujrat anbietet.


Abbildung 1: Artikel in der pakistanischen Zeitung „Shana Bashana“ über mein Praxisprojekt am 30.11.2022

Bei der Durchführung des Praxisprojekts arbeitete ich mit der Abteilung für Familienwohlfahrt zusammen. Das Projekt war in zwei Phasen unterteilt. In der ersten Phase organisierte ich ein Sensibilisierungsseminar mit Doppelverdiener*innen-Familien im District Population Welfare Office. An dem Workshop nahmen 40 Personen (20 Doppelverdiener*innen-Familien) teil. Unter den Doppelverdiener*innen-Paaren wurden die Anliegen der Familien und mögliche Strategien zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie auf der Grundlage empirischer Erkenntnisse diskutiert, die ich im Verlauf meines Dissertationsprojekts gewonnen habe. In der zweiten Phase veranstaltete ich einen Schulungsworkshop für Familienberater*innen, die im District Population Welfare Office beschäftigt sind. Auch an diesem Workshop nahmen 40 Personen teil. Ich schulte die Mitarbeiter*innen darin, wie sie mit Stereotypen und gesellschaftlichen Tabus umgehen können, die in der pakistanischen Gesellschaft immer noch bestehen. Die Einstellung zu Geschlechterrollen ist einer der Hauptgründe für das Ungleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben bei berufstätigen Paaren. Dies war sowohl für die Teilnehmer*innen als auch für die Organisation von großer Bedeutung. Den Teilnehmern beider Veranstaltungen wurden Zertifikate überreicht. Um die Wirkung des Projekts zu verstärken, wurde über beide Veranstaltungen in den nationalen und lokalen Medien des Distrikts Gujrat berichtet. Zu sehen sind hier im Blog Fotos der Zertifikate, die den Teilnehmer*innenn beider Veranstaltungen verliehen wurden, und ein Ausschnitt eines Artikels, der in der Zeitung „Shana Bashana“ veröffentlicht wurde.

 

Abbildung 2: Teilnahmebescheinigung für Doppelverdiener*innen-Familien, die am Seminar vom 29.11.2022 teilgenommen haben

Die Teilnehmer*innen profitierten direkt von diesem Wissen, um sich zu sensibilisieren und neue Strategien zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu entwickeln. Außerdem trugen die auf empirischen Informationen basierenden Workshops zu den bestehenden Zielen der Organisation bei. Denn das Praxisprojekt bot eine neue Perspektive: nämlich auf den Einfluss der Einstellung zu Geschlechterrollen auf die Work-Life-Balance. Ein weiterer großer Vorteil dieses Projekts für die Partnerorganisation war, dass es den Mitarbeiter*innen der Organisation die Möglichkeit bot, ihr Beratungswissen zu erweitern.


Abbildung 3: Teilnahmezertifikat, das den Familienberater*innen für ihre Teilnahme an der Fortbildungsveranstaltung am 10.11.2022 verliehen wurde.

Hier geht es zum district population offices in Punjab/Pakistan zu dem auch der Bezirk Gujrab gehört.

Weitere Informationen über das Projekt „Außeruniversitäre Karriere“ sind auf der BGHS Webseite zu finden.

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