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Berichte aus der Praxis Teil 7
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Außeruniversitäre Karrieren ::
Berichte aus der Praxis #Teil 7
„Berichte aus der Praxis“ werden von Promovierenden geschrieben, die in Kooperation mit einer außeruniversitären Organisation ein Praxisprojekt konzipiert und durchgeführt haben. Die BGHS fördert diese Vorhaben seit 2020 mit Stipendien. Im siebenten Teil der Reihe berichtet Gladys Vasquez Zevallos über ihr Praxisprojekt mit Kuskalla Abya Yala.
Wie das Ständige Forum für indigene Angelegenheiten der Vereinten Nationen feststellt, sprechen indigene Völker, obwohl sie weniger als 6 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, mehr als 4.000 der rund 6.700 Sprachen der Welt. Diese Statistik zeigt, dass die meisten indigenen Sprachen vom Sprachverlust bedroht sind. Einer der Hauptgründe dafür ist, dass Staaten eine Integrationspolitik betrieben haben, insbesondere im Bildungswesen, die letztendlich in eine Assimilationspolitik mündete. Diese Politik bedeutete die Auferlegung westlicher Werte: vor allem die Auferlegung einer Einheitssprache, die die Diskriminierung indigener Völker, ihrer Kultur und Sprachen verstärkte. In den letzten Jahren gibt es jedoch eine wachsende Bewegung zur Wiederbelebung indigener Sprachen. Vor diesem Hintergrund habe ich in Zusammenarbeit mit Kuskalla Abya Yala einen Workshop organisiert, der sich mit den Praktiken der Wiederbelebung einheimischer Sprachen am Beispiel der Sprache Quechua beschäftigte. Kuskalla Abya Yala ist eine Nichtregierungsorganisation, die sich in erster Linie der Wiederbelebung von Quechua widmet. Quechua ist in der Tat die am weitesten verbreitete indigene Sprachfamilie in Amerika; 7 bis 9 Millionen Menschen sprechen sie.
Abbildung 1: Meistgesprochene indigene Sprachen © Gladys Vasquez
Kuskalla hat mit Hilfe technologischer Möglichkeiten kostenlose Bildungsprogramme durchgeführt und gleichzeitig internationale Solidaritätsnetzwerke aufgebaut. Ziel des Workshops war es daher, die Erfahrungen verschiedener Akteur*innen mit unterschiedlichem intellektuellem Hintergrund bei der Verbreitung der Quechua-Sprache in zwei Hauptaspekten zu teilen: Zum einen die Reflexion über postkoloniale Strukturen bei der Produktion von indigenem Wissen; zum anderen alternative Erfahrungen bei der Visualisierung und Verbreitung der Quechua-Sprache. Der Workshop war auf zwei Tage aufgeteilt, und die Ergebnisse standen in direktem Zusammenhang mit Strategien zur Verbreitung indigenen Wissens außerhalb der Bildungsräume, die historisch die sprachliche Diskriminierung gefördert haben.
Eine der wichtigsten Überlegungen betraf die Stereotypen, die indigene Sprachen umgeben. Indigene Gemeinschaften werden als zeitlos wahrgenommen, obwohl Anpassung und Migration ihr ständiges Merkmal sind. Eine weitere Überlegung betraf die Tatsache, dass indigene Sprachen nicht nur zur Kommunikation, sondern auch als Wissens-, Geschichts-, Erinnerungs- und Identitätssystem genutzt werden. Ein Großteil der Diskussion drehte sich darum, wie das Volk der Quechua seine Sprache wiederbelebt und gleichzeitig seine Identität zurückgewinnt.
All
dies ist den verschiedenen Praktiken in ländlichen und städtischen Gebieten zu
verdanken, die sich auf pädagogische Maßnahmen, Musik, künstlerische
Darstellungen und Medien stützen. Viele dieser Initiativen begannen vor allem
in den Anden, doch auch in den Vereinigten Staaten fördern viele indigene
Einwanderer*innen die Quechua-Sprache in der akademischen Welt und in
Gemeindegruppen. In den Vereinigten Staaten ist Quechua die am häufigsten
unterrichtete indigene Sprache an den Universitäten mit etwa fünfzehn
Programmen. Die Grundlage für diese Programme sind Partnerschaften mit
indigenen Organisationen. In diesem Sinne förderte der Workshop die Schaffung
und Stärkung von Netzwerken zwischen Akteur*innen, die das Wissen über die
indigene Welt verbreiten.
Hier geht es zu Kuskalla Abya Yala.
Weitere Informationen über das Projekt „Außeruniversitäre Karriere“ sind auf der BGHS Webseite zu finden.