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Praktiker*innen im Gespräch #Teil 18

Veröffentlicht am 3. März 2021, 13:31 Uhr

::Außeruniversitäre Karrieren::

Praktiker*innen im Gespräch #Teil 18

Viele Wege führen aus der BGHS. Aber wohin führen Wege nach der Promotion konkret? Wir sprechen mit Promovierenden, die bereits während ihrer Arbeit an der Dissertation Berufserfahrungen außerhalb der Universität sammeln. Kerstin Schulte hat mit uns über ihre Berufserfahrungen in der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg gesprochen.


Die Wewelsburg. Auf ihrem Gelände befindet sich die Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933–1945.

Kerstin, Du promovierst in der Geschichtswissenschaft und arbeitest an der Wewelsburg. Wo arbeitest Du genau?

Kerstin Schulte: Ich arbeite für die Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg. Der Ort, an dem ich arbeite, ist der Verwaltungsanbau am ehemaligen SS-Wachgebäude, das neben der Wewelsburg steht.

Wie sieht Deine Arbeit für die Gedenkstätte aus?

Kerstin Schulte: Überwiegend betreibe ich Forschung zum Konzentrationslager Niederhagen. Es gibt Quellenbestände in der Gedenkstätte. Es gibt aber auch Quellenbestände in anderen Archiven wie zum Beispiel in den Bundesarchiven oder den Landesarchiven NRWs. Diese Quellen sammle ich, systematisiere sie und werte sie unter anderem für Ausstellungen und die wissenschaftliche Arbeit zum Konzentrationslager Niederhagen und im Hinblick auf die Bildungsarbeit in der Gedenkstätte aus. Bei der Arbeit mit Schüler*innen wird zum Beispiel mit Täterbiografien gearbeitet. Zur Unterstützung sehe ich Listen von Aufsehern durch und rekonstruiere, wer wann in welchem Bereich des Lagers gearbeitet hat. Anhand von Spruchgerichtsakten gehe ich dann auch der Frage nach, wie mit den Tätern nach Kriegsende umgegangen wurde. Oder ich erstelle auch eine Chronologie zu den Häftlingen: Was ist wann wo passiert? Wie viele Häftlinge waren zu welchem Zeitpunkt im Lager? Und welche Arbeiten mussten die Häftlinge machen? Also, ich erweitere und strukturiere den Wissens- und Materialbestand, auf den die wissenschaftlichen und pädagogischen Mitarbeiter*innen der Gedenkstätte bei ihrer Arbeit zurückgreifen können.

Was sind Deine wichtigsten Aufgaben?

Kerstin Schulte: Meine wichtigsten Aufgaben sind: Recherchieren, Auswerten und Exzerpieren von Quellen zum Konzentrationslager Niederhagen. Dazu muss man wissen: Quellen werden in einer Gedenkstätte oft projektbezogen gesammelt. Zu einer bestimmten Ausstellung oder einer bestimmten Publikation werden Akten zu verschiedensten Themen und aus verschiedensten Archiven zusammengestellt. Ich habe den Auftrag, zu diesen Quellen jetzt thematische und chronologische Regesten anzulegen, um den Zugriff darauf zu erleichtern. Themen, nach denen ich die Regesten sortiere, sind zum Beispiel: das SS-Personal; die verschiedenen Bereiche des Konzentrationslagers; die Gewalt der SS; die Gewalt der Kapos an ihren Mithäftlingen; oder die verschiedenen Phasen des Lagers.

Welches Wissen und welche Kompetenzen bringst Du als Geschichtswissenschaftlerin bei Deiner Arbeit ein?

Kerstin Schulte: Das sind zum einen Recherchekompetenzen. Wenn ich schon zu Beginn meiner Dissertation gewusst hätte, wie die verschiedenen Archive strukturiert sind, und wie ich möglichst effektiv und in möglichst kurzer Zeit an die Dokumente komme, die ich brauche, wäre ich mit meiner Dissertation schneller vorangekommen. Zum anderen ist es Fachwissen, das ich mir angeeignet habe und das ich jetzt brauche: Ich kenne die Strukturen der SS, die Strukturen von Konzentrationslagern, und auch die Verfahren, die die britischen Besatzer im Umgang mit ehemaligen Nationalsozialisten angewandt haben. Dieses Wissen habe ich mir bei der Arbeit an meiner Dissertation angeeignet und dachte: Ich brauche das abgesehen von der Diss nie wieder. Aber, das ist total super: Auf dieses Wissen kann ich jetzt zurückgreifen.


Abbildung 2: Die Wewelsburg. Auf ihrem Gelände befindet sich die Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933–1945.

Welche Tipps hast Du für Kolleg*innen, die sich für eine Tätigkeit wie Deine interessieren?

Kerstin Schulte: Auch wenn es viel Zeit kostet, wäre mein Rat: auf Konferenzen vor Leuten vorzutragen, die in diesem Feld arbeiten, und dann miteinander ins Gespräch zu kommen. Ich hätte das auch nicht gedacht: Wenn die Leute Deinen Vortrag interessant finden, dann erinnern sie sich noch lange an Dich.

Kerstin, vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Ulf Ortmann.


Das komplette Gespräch als PDF findet ihr hier:

Komplettversion als PDF

Weiterführende Informationen zu dem Projekt "Außeruniversitäre Karriere" sind (hier), die vorherigen Interviews der Reihe (hier) verfügbar.

Gesendet von NMartins in Allgemein
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