Zentrum Praxisreflexion
Was ist eine „gute“ Schule? Bielefelder Seminargruppe zu Gast an der Universitätsschule Dresden
Eine intensive und inspirierende Woche – darin waren sich die teilnehmenden Studierenden und die Dozierenden Prof. Dr. Martin Heinrich und Julia Schweitzer bei dem Rückblick auf das Blockseminar „Was ist eine ‚gute‘ Schule? Biographische und wissenschaftliche Reflexion anhand einer Exkursion“ einig. Das Seminar fand vom 26.09-30.09.2022 nach coronabedingten Verschiebungen zum ersten Mal mit Exkursion statt.
Biographiearbeit als Ausgangspunkt
Gestartet hatte die Woche zunächst in Bielefeld mit einem Rückblick auf die eigene Schulbiographie. Mittels Portfolioarbeit haben sich die 26 Studierenden mit ihrer persönlichen Lebens- und Lerngeschichte in der Schule auseinandergesetzt. Angeschlossen hat sich die nähere Betrachtung der subjektiven Zugänge zu „guter“ Schule. Hierfür hatten die Studierenden bereits im Vorfeld der Veranstaltung kurze Essays geschrieben. Bei der Diskussion der genannten Aspekte wurde u.a. deutlich, dass die heterogenen biographischen Schulerfahrungen die Vorstellungen von „guter“ Schule bedeutsam prägen, z. B. was den Prüfungsdruck in Schule angeht.Die Universitätsschule Dresden als exemplarisches schulpraktisches Konzept
Am zweiten Tag stand das Schulkonzept der Universitätsschule Dresden (USD) im Fokus, welches sich die Studierenden anhand von Publikationen über die USD erarbeitet haben. Die festgehaltenen Faszinationen und Irritationen hinsichtlich des Schulkonzeptes bezogen sich vor allem auf die Rolle der Lernbegleiter*innen, das selbstständige Arbeiten der Schüler*innen im Rahmen der Projektarbeit und mögliche fachliche Lücken in den Lernpfaden der Schüler*innen. Hierzu formulierten die Studierenden Fragen und konkrete Beobachtungsfoki zur Vorbereitung auf den Schulbesuch.
Am Tag der Ankunft in Dresden nahm sich USD-Schulleiterin Maxi Heß die Zeit, die Seminargruppe an der Schule zu begrüßen und in einem Gespräch die Fragen rund um das Schulkonzept zu diskutieren. Am nächsten Tag hatten die Gäste aus Bielefeld die Möglichkeit, in den Stammgruppen der Grund- bzw. Oberstufe zu hospitieren und so den Schulalltag praktisch kennenzulernen. Als besonders gewinnbringend beschrieben die Studierenden, während des Schulbesuchs auch auf die Lehrkräfte und Schüler*innen zuzugehen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Beim gemeinsamen Resümee mit Schulleiterin Maxi Heß wurde deutlich, dass die Seminarteilnehmenden viele neue Eindrücke gewonnen haben, die ihren eigenen biographischen Schulerfahrungen z. T. stark entgegenstanden.
Praxisreflexion als Seminarziel
Die resultierende Begeisterung für bestimmte Aspekte des Schulkonzepts, aber auch ausgelöste Abwehrhaltungen wurden am letzten Seminartag in Bielefeld reflexiv eingeholt und diskutiert. In einer individuellen Literaturrecherchephase konnten die Studierenden Anknüpfungspunkte für die Weiterarbeit an einer persönlich relevanten Fragestellung erschließen. Angereichert wurden die Perspektiven durch einen gemeinsamen Blick auf empirische Befunde der Schulqualitätsforschung.
Dass die Frage nach der „guten“ Schule keine einfache Antwort bereithält, zeigte sich auch an dem großen Rede- und Diskussionsbedarf der Studierenden, der sich in der freien Zeit zwischen den Seminarblöcken z. B. beim Essen oder im Zug fortsetzte. Die Verknüpfung des subjektiven, wissenschaftlichen und schulpraktischen Zugangs soll die Studierenden dazu befähigen, verschiedene Perspektiven auf die Frage nach einer „guten“ Schule einnehmen zu können. Einzelne Aspekte werden die Seminarteilnehmenden noch weiter vertiefen, indem sie entweder als Studienleistung einen reflexiven Podcast erstellen oder als Prüfungsleistung eine Hausarbeit schreiben.
Bilanzierung
Im Rahmen der Evaluation wurde das Seminar von den Studierenden als „Cocktail aus Wissensvermittlung, Spaß, Inspiration und Nachdenken“ beschrieben. Als wichtige Voraussetzung für den eigenen Lernprozess nannten die Studierenden u.a. offen zu sein für Neues. Gewünscht hätten sich die Studierenden noch mehr Hospitationszeit an der Schule. Fortsetzen können sie dies an den Bielefelder Versuchsschulen Laborschule und Oberstufen-Kolleg, die ebenfalls anregende Schulkonzepte zum weiteren Nachdenken versprechen.Ausblick
Der nächste Durchgang des Exkursionsseminars findet im Sommersemester 2023 vom 25.09.-29.09.2023 statt und beinhaltet einen Besuch der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden. Die beiden Durchgänge werden durch den Qualitätsfonds für die Lehre finanziell gefördert und können daher ohne Kosten für die Studierenden angeboten werden. Nähere Informationen zum nächsten Durchgang folgen bald auf der unten stehenden Homepage.Weiterführende Informationen (Links)
Hintergrundinformationen zum Seminarkonzept, der Begleitforschung und Aktuelles