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Neue Grundsätze für die Mittelverteilung verabschiedet
Am 14. Juli hat das Rektorat neue Grundsätze der Mittelverteilung der Universität Bielefeld beschlossen. Lesen Sie dazu ein Interview mit Rektor Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer.
Prof. Sagerer, am Dienstag, 14. Juli, hat das Rektorat neue Grundsätze der Mittelverteilung der Universität Bielefeld beschlossen. Dem sind intensive – teils auch kontroverse – Diskussionen vorausgegangen. Warum diese neue Regelung der Finanzmittelverteilung?
Prof. Dr.-Ing. Gerhard Sagerer: Bereits 2013 haben wir in der Universität Bielefeld eine Diskussion darüber begonnen, wie sich die Universität für die zukünftigen Herausforderungen im Hochschulsystem wappnen kann. Dafür haben wir seinerzeit ein Diskussionspapier zur Strategiebildung und Steuerung vorgelegt (www.uni-bielefeld.de/Universitaet/Ueberblick/Organisation/Rektorat/dokumente.html).
Das Rektorat ist der Überzeugung, dass sich die hochschulpolitischen Rahmenbedingungen rasant ändern – beispielsweise die steigende Bedeutung von Drittmitteln oder die dauerhaft hohen Studierendenzahlen. Dies kann erhebliche – potenziell auch nachteilige – Auswirkungen für die Universität Bielefeld haben. Wir sehen daher die Notwendigkeit, dieser Entwicklung durch eine explizite Strategiebildung und Steuerung Rechnung zu tragen, um die derzeitige Stellung der Universität halten und weiter ausbauen zu können. Das neue Mittelverteilungsmodell ist eine von mehreren Maßnahmen in diesem Strategiebildungsprozess.
Wie sehen die anderen Maßnahmen aus?
Sagerer: Berufungen etwa sind Investitionen in Top-Personal. Wir müssen bestmöglich sicherstellen, dass wir – Fakultäten und Rektorat gemeinsam – zum richtigen Zeitpunkt die richtige Person auf eine Professur berufen. Hierzu hat eine Arbeitsgruppe unter meiner Leitung neue Grundsätze und Verfahrensweisen entwickelt.
Wir dürfen aber nicht nur die Professuren in den Blick nehmen. Gerade der wissenschaftliche Nachwuchs ist eine wichtige Quelle für spannende und innovative Forschungsansätze. Dafür müssen wir unseren Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern aber optimale Bedingungen sowie die notwendige Sicherheit bieten. Hierauf haben wir mit neuen Leitlinien für den wissenschaftlichen Nachwuchs reagiert.
Und: Wir wollen mit den Fakultäten über ihre Herausforderungen, ihre Perspektiven und Planungen sprechen, wollen sie – wo nötig und möglich – unterstützen. Dafür werden wir jährlich mit allen Fakultäten strategische Gespräche führen.
Alles in allem geht es darum, die Qualität in Forschung und Lehre zu sichern. Um das zu erreichen, braucht es manchmal den Blick von außen: Externe Beratungen zu Entwicklungsperspektiven von wissenschaftlichen Einrichtungen, ganzen Fakultäten oder Fächergruppen können hier eine Option sein. Einen solchen Prozess haben wir im Übrigen bereits zweimal durchgeführt.
All diese Maßnahmen müssen strategisch geplant, aufeinander abgestimmt und geeignet budgetiert werden.
Zurück zu den neuen Grundsätzen der Mittelverteilung. Kritik gab es vor allem an der Dreiteilung in Basis-, Leistungs- und Strategieetat. Speziell der Anteil des Strategieetats wurde als zu hoch angesehen.
Sagerer: Die Aufteilung folgt einer klaren Linie, die in dem verabschiedeten Papier auch beschrieben ist. Der Basisetat – 66 Prozent der verteilten Mittel – sorgt dafür, dass die Fakultäten mit einer finanziellen Basis ausgestattet sind, deren Höhe aufgrund der großen Stabilität dieses Etats mittelfristig zuverlässig planbar ist. Der Leistungsetat – 17 Prozent – honoriert bewältigte Belastungen, erbrachte Leistungen und erzielte Erfolge entlang verschiedener Indikatoren. Die im Leistungsetat zum Einsatz kommenden Indikatoren können den Fakultäten dabei helfen, ihre individuellen Stärken und Schwächen zu identifizieren – und daran zu arbeiten. Der Strategieetat mit ebenfalls 17 Prozent dient dazu, konkrete Maßnahmen und Prozesse in den Fakultäten zu initiieren und zu unterstützen. Diese wiederum sind wichtige Bausteine, um die strategischen Ziele zu erreichen und die Fakultäten und so die gesamte Universität besser für die Zukunft aufzustellen. Damit der Strategieetat wirksam ist, muss er über ein ausreichend großes Volumen verfügen. Nach unseren bisherigen Erfahrungen und Planungen halten wir 17 Prozent für angemessen.
Wie transparent und verständlich ist das neue Modell?
Sagerer: Die Struktur ist nicht kompliziert – im Gegenteil: Wir schaffen mit diesem Modell eine neue und umfangreiche Transparenz. Die Offenlegung der gesamten Finanzmittelstruktur der Universität zeigt, in bislang nicht vorhandener Form, die Mittelflüsse und die Verfügbarkeit von Mitteln in Fakultäten und Einrichtungen. Die hinterlegten Rechenmodelle sind eventuell nicht jedem auf den ersten Blick verständlich. Wir stellen den Fakultäten allerdings Instrumente zur Verfügung, mit denen sie die Ergebnisse einfach nachvollziehen können und – was ich für sehr wichtig halte – mit denen sie modellhaft auch Maßnahmen durchspielen und somit strategischer planen können.
Die Finanzen der Fakultäten und Einrichtungen sind betroffen. Wie wurde die Universität beteiligt?
Sagerer: Dem Rektorat ist bewusst, dass dies alles eine zentrale Weichenstellung für die Universität bedeutet. Darum haben wir mit allen Beteiligten intensiv diskutiert; wir haben der Universität und uns Zeit gegeben. Und wir haben immer wieder Kritik und Anregungen aufgenommen, und das nicht nur von den Dekaninnen und Dekanen. Neben dem Senat waren sämtliche Senatskommissionen involviert. Wir haben mit den Fachschaften und dem AStA diskutiert, haben die Sorgen der Personalräte ernst genommen und mit dem Mittelbau gesprochen. Das Modell hat sich in diesem Prozess immer wieder verändert. Hochschulrat und Senat haben am Ende zu den vorliegenden Grundsätzen der Mittelverteilung Stellungnahmen abgegeben, die wir sehr ernst nehmen und die wir bei der Umsetzung der neuen Grundsätze der Mittelverteilung berücksichtigen werden.
Alles in allem waren die vielen Diskussionen aus meiner Sicht für die Qualität des Modells sehr förderlich. Wir werden allerdings auch nicht jeden überzeugen. Mein Eindruck ist aber, dass Form und Umfang der Kommunikation auch von Kritikern durchaus anerkannt werden.
Ab wann greift das neue Mittelverteilungsmodell?
Sagerer: Es wird 2016 eingeführt, und wir haben uns auf eine dreijährige Einschwingphase verständigt, in der sich die Fakultäten auf das neue Modell einstellen können. In dieser Phase haben die Fakultäten in Bezug auf die finanziellen Mittel eine große Sicherheit. Ich erwarte, dass in diesen drei Jahren in den Fakultäten Weichen teilweise anders und auch neu gestellt werden. Das Rektorat wird diesen Prozess mit turnusmäßigen Entwicklungsgesprächen intensiv begleiten und die Auswirkungen auf die Entwicklung der Universität als Ganzes verfolgen.
Die Grundsätze der Mittelverteilung sowie die Stellungnahmen von Hochschulrat und Senat finden Sie auf den Internetseiten des Rektorats. Hier findet sich zudem der Beschluss des Rektorats vom 14. Juli 2015.
www.uni-bielefeld.de/Universitaet/Ueberblick/Organisation/Rektorat/mvm.html