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uni.intern
Veröffentlicht am
2. Dezember 2015
Kategorie:
Allgemein
Interview mit Kanzler Dr. Stephan Becker
„Die große Stärke dieser Universität ist das gute Klima“
Seit mehr als einem Jahr, genau seit 1. August 2014, leitet Dr. Stephan Becker die Geschicke der Verwaltung der Universität Bielefeld. Am Jahresende 2015 blickt uni.intern mit ihm zurück auf Umbrüche, Höhepunkte und auch einen Tiefpunkt.
Welches waren Ihre drei persönlichen Höhepunkte als Kanzler im Jahr 2015?
Wir haben die Struktur des Wirtschaftsplans erneuert und den Prozess der Aufstellung des Wirtschaftsplans geändert. Das wirkt spröde, damit sind wir aber einen großen Schritt weiter, das kaufmännische Rechnungswesen mit Leben zu füllen.
Die Baumaßnahmen haben begonnen, indem die Trennwand errichtet wurde. Die Schadstoffentfernung hat begonnen und wir haben die Halle durch die Graffiti-Kunst zurückgewonnen.
Und mein vierter Höhepunkt: das Campus Festival, das von den Studierenden wirklich gut angenommen wurde und ein tolles Bild der Universität vermittelt hat.
Und auf welchen Moment hätten Sie gut verzichten können?
Dass wir entscheiden mussten, aus der Einführung von CAS als neuem Campusmanagementsystem auszusteigen.
In der Verwaltungsstruktur werden immer neue Änderungen sichtbar. Das Gefühl sagt: Aus dem neuen Rektorat weht ein frischer Wind. Ist dieser Eindruck richtig?
Wir sind im Augenblick in einem Prozess, uns darüber zu verständigen, welche Aufgaben sich aus den Zielen der Universität ableiten und wie wir diese Aufgaben mit konkreten Vorhaben stützen. Der zentrale Gesichtspunkt ist, dass wir als Verwaltung nicht einfach das machen, was anliegt, sondern, dass wir mit unserem Bereich etwas erreichen wollen. Wir wollen uns als den Bereich verstehen, der für Services und Support verantwortlich ist und der die Voraussetzungen dafür schafft, dass die Universität in Forschung und Lehre weiterhin erfolgreich ist. Dafür stellen wir die Ressourcen zur Verfügung. Wir wollen uns stärker auf Aufgaben fokussieren und darauf, Aufgaben zu erfüllen.
An welchem Punkt stehen wir?
Wir sind im Augenblick dabei, mit den Dezernentinnen und Dezernenten gemeinsam über konkrete Vorhaben zu sprechen. Gleichzeitig verfolgen wir ein Projekt der Leitungskultur, in dem wir uns über die Art und Weise der Zusammenarbeit auf den verschiedenen Ebenen Klarheit verschaffen und Standards setzen wollen. Das betrifft die Zusammenarbeit der Dezernentinnen und Dezernenten mit dem Rektorat, aber auch die Zusammenarbeit der Dezernentinnen und Dezernenten untereinander und die Art und Weise, wie Dezernentinnen und Dezernenten in den Dezernaten führen, welche Führungserwartungen sie an die nächste Managementstufe stellen. Wie führen wir generell? Dabei soll der Gedanke leitend sein, dass wir eine gemeinsame Vorstellung entwickeln, wie wir die Ziele in unserem Verantwortungsbereich erfüllen. Wenn man dies hat, kann man leichter delegieren, Eigenverantwortlichkeit erzeugen und dazu beitragen, dass sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren und zufrieden sind.
Was man zum Amtsantritt noch nicht fragt, möchten wir jetzt nachholen: Wo sehen Sie die Universität Bielefeld in fünf bis zehn Jahren?
Für die Universität im Ganzen ist das Ziel definiert: „die Typ2-Hochschule“. Das ist eine Hochschule, die im nationalen Maßstab zu den forschungsstärksten Standorten gehört und in einigen ihrer Forschungsbereiche international sichtbar und vor allem in diesen Bereichen – national und international – attraktiv für hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie ambitionierte Studierende ist.
Ich sehe einen zweiten inhaltlichen Punkt: Wir müssen uns auf die neuen Herausforderungen im Bereich Studium und Lehre einstellen. Wir müssen darauf reagieren, dass wir mittlerweile die Hälfte eines Abschlussjahrgangs an die Universitäten bekommen, dass diejenigen, die kommen, jünger sind und dass sie viel heterogener sind, was den kulturellen Hintergrund anbelangt. Das stellt hohe Herausforderungen an die Lehre, aber auch an die Organisation von Lehre und Studienstruktur.
Meine Vision ist, dass wir unsere Position als der Bildungsanbieter im Sektor der tertiären Ausbildung finden, also neben Fachhochschulen, Berufsakademien, der Vollzeitberufsausbildung sowie der betrieblichen, dualen Ausbildung. Unser Alleinstellungsmerkmal als Universität ist die Wissenschaftsbasierung. Wir sind aber auch verantwortlich dafür, dass diejenigen, die hier studieren, eine sehr gute Ausbildung bekommen, die auf einen Beruf vorbereitet. Wenn wir das gewährleisten wollen, müssen wir uns auf die Voraussetzungen derjenigen einlassen, die hier studieren wollen.
Als dritten Bereich sehe ich, dass wir uns im Bereich Services und Support weiter modernisieren. Mein Bild ist eine moderne Universitätsverwaltung, die für Forschung und Lehre gute Unterstützungsprozesse zur Verfügung stellt und den Studierenden ein erfolgreiches Studium ermöglicht.
Und was soll passieren, damit die Universität genau diesem modernen Bild gerecht wird?
Unsere Aufgabe ist es zunächst, eine Personalentwicklung zu betreiben, die sich an den künftigen Aufgaben orientiert. Dazu gehört aktive Personalentwicklung. Das heißt: Wie entwickeln wir ein Weiterbildungskonzept, wie entwickeln wir eine Leitungskultur, in die man seine Fähigkeiten auch einbringen kann? Welche Art von Personen suchen wir? Und wie gehen wir in ein aktives Recruitment von Personal. Wie suchen wir entsprechend aus?
Unsere Budgetverteilung sollte eine Parallelität von inhaltlicher Verantwortung und Ressourcenverantwortung aufweisen, um verantwortliche Entscheidungen zu ermöglichen. Für unsere Geschäftsprozesse intern ist die IT-Infrastruktur wichtig. Wir müssen an der IT-Infrastruktur und der Unterstützung durch unsere Informationstechnik arbeiten. Weiterhin werden wir unsere Arbeitsprozesse kontinuierlich auf den Prüfstand stellen und schlicht unsere Abläufe hinterfragen: Wer macht was? Wie arbeiten wir zusammen? Wie vermeiden wir Doppelungen und reduzieren Schnittstellen? Wie können wir Standard-Abläufe elektronisch unterstützen?
Ihr Terminkalender ist übervoll. Wie viel Zeit bleibt Ihnen da noch für Ihre Hobbys wie etwa den Sport?
Ich fahre mit dem Fahrrad zur Arbeit. In meinem Sommerurlaub bin ich mit einem neuen Rennrad jeden Tag etwa 40 Kilometer gefahren. Allerdings bin ich so schlapp wie dieses Jahr noch nie in die Sommerferien gegangen. Ich habe zu lange gebraucht, bis ich wieder fit war. Das soll mir im nächsten Sommer nicht passieren. Deshalb habe ich mir fest vorgenommen, nicht nur am Wochenende Sport zu treiben, sondern auch in der Woche. Das habe ich in meinem Umfeld gesagt, um mich selbst unter Druck zu setzen. Ich habe es gerade eine Woche durchgehalten.
Sie pendeln zwischen Bielefeld und Berlin. Was genießen Sie in Bielefeld, was Sie in Berlin nicht machen?
Die Ruhe in der Wohnung, wenn ich abends allein bin und mich auf mein Sofa lege und Musik höre.
Ansonsten ziehe ich für mich keine Vergleiche. Ich bin ausgesprochen gern in Bielefeld, in erster Linie wegen der Universität, aber durchaus auch wegen des Theaters, der Kunsthalle, des Obersees, wo ich gut joggen gehen kann. Meine Frau ist sehr gern in Bielefeld, für sie ist das Urlaub. Ich bin aber auch gern am Wochenende in Berlin.
Gibt es etwas, was Sie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zum Jahreswechsel mit auf den Weg geben wollen?
Die große Stärke dieser Universität ist die hohe Identifikation aller, die hier arbeiten, mit der Universität und das sehr gute Klima unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das ist nicht selbstverständlich. Das ist ein Gut, an dem man festhalten muss. Mir liegt daran, dass wir uns dieser Stärke bewusst sind und sie ausbauen.
Das Interview führte Sandra Sieraad.