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Humboldt-Professur zu Künstlicher Intelligenz für die Universität Bielefeld
Informatiker Yaochu Jin wird mit höchstdotiertem internationalen Forschungspreis Deutschlands ausgezeichnet
Die Universität Bielefeld erhält zum zweiten Mal eine Alexander von Humboldt-Professur. Sie geht an den Informatiker Professor Dr.-Ing. Yaochu Jin. Er zählt zu den weltweit führenden Experten für evolutionäre Algorithmen – einer Form Künstlicher Intelligenz (KI), die ihre Fähigkeiten selbst optimiert. Jin wechselt im Herbst 2021 von der University of Surrey (Großbritannien) an die Universität Bielefeld. Die Humboldt-Professur ermöglicht bislang im Ausland tätigen Wissenschaftler*innen, eine Professur an einer deutschen Universität anzutreten, um dort zukunftsweisende Forschung durchzuführen. Sie ist der höchstdotierte internationale Forschungspreis Deutschlands. Yaochu Jin erhält 3,5 Millionen Euro Preisgeld über einen Zeitraum von fünf Jahren. Am 1. Juli ist bekannt gegeben worden, dass insgesamt sechs neue Humboldt-Professor*innen ausgewählt wurden. Jin ist einer von drei Preisträger*innen, die mit dem Preis für ihre Forschung zu KI ausgezeichnet werden.
All diese Anwendungen basieren auf evolutionären Algorithmen, die Prinzipien natürlicher Evolution für das Lösen von technischen Problemen nutzen. Jins Forschungsergebnisse ermöglichen unter anderem, solche Prinzipien für die multikriterielle Optimierung einzusetzen, etwa um im Bereich der Schwarmrobotik und der technischen Konstruktion nicht nur genaue, sondern auch robuste und energieeffiziente Lösungen zu erreichen.
Seit mehr als einem Jahrzehnt der Universität Bielefeld verbunden
An
der Technischen Fakultät der Universität Bielefeld wird Yaochu Jin die
Arbeitsgruppe „Nature Inspired Computing and Engineering“ (Naturanaloge
Datenverarbeitung und Technik) aufbauen. Er und sein Team richten ein
Forschungslabor ein, das insbesondere mit Hardware für morphogenetische
Robotik ausgestattet ist. Diese von Jin geprägte Form der Robotik
beinhaltet, dass sich Roboter selbstorganisiert weiterentwickeln. Jin
gilt als einer der Pioniere auf dem Gebiet der Schwarmrobotik. Er
arbeitet dafür mit dem so genannten morphogenetischen
Selbstorganisationsmechanismus – dieser befähigt Roboter, sich als
Gruppe selbstständig so zu organisieren, dass sie ein Problem lösen, das
ein einzelner Roboter nicht bewältigen könnte. Inspiriert ist der
Mechanismus von der biologischen Morphogenese, also der Form- und
Gestaltentwicklung lebender Organismen.
„Ich freue
mich, meine Arbeit künftig an der Universität Bielefeld fortzusetzen und
daran mitzuwirken, den Bielefelder Ansatz der Kognitiven
Interaktionstechnologie weiterzuentwickeln“, sagt Yaochu Jin. Er ist
seit Jahren mit der ostwestfälischen Universität verbunden. In den
vergangenen Jahren war er an mehreren Promotionsvorhaben von Bielefelder
Doktorand*innen beteiligt. Zuvor engagierte er sich von 2007 bis 2010
als Studienleiter an der Graduiertenschule des Forschungsinstituts für
Kognition und Robotik (CoR-Lab) der Universität, die in einer
Partnerschaft der Universität Bielefeld und des Honda Research Institute
Europe (Offenbach) geführt wurde. „In der Zeit habe ich erlebt, wie
offen Wissenschaftler*innen in Bielefeld für kooperative,
fächerübergreifende Forschung sind. Hinzu kommt die kontinuierliche
Zusammenarbeit mit externen Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Das
bietet ein perfektes Umfeld, um technische Lösungen zu schaffen, die
der Praxis tatsächlich standhalten.“
Innovationen zur Problemlösung für komplexe Szenarien
„Bei
der Nominierung von Yaochu Jin für die Humboldt-Professur spielte es
eine besondere Rolle, dass er das Forschungsprofil der Technischen
Fakultät insbesondere durch seinen Fokus auf die multikriterielle
Optimierung von KI-Systemen ergänzt“, erklärt Professorin Dr. Barbara
Hammer, Leiterin der Arbeitsgruppe Maschinelles Lernen. Hammer hat die
Nominierung von Yaochu Jin maßgeblich vorbereitet. „Die Expertise zur
multikriteriellen Optimierung ist unerlässlich für die effiziente
Problemlösung in komplexen Szenarien. Sie ist damit in verschiedenen
Bereichen wie modularer Robotik, Medizin, Bioinformatik, aber auch den
Wirtschaftswissenschaften und dem maschinellen Lernen von hoher
Relevanz“, sagt Hammer, die in der Vergangenheit schon mehrfach mit Jin
zusammengearbeitet hat. So engagieren sich beide bei der IEEE
Computational Intelligence Society, einem internationalen Fachverband.
„Ich freue mich vor allem darauf, mit Yaochu Jin an Innovationen zu
Federated Learning und Online Machine Learning zu forschen.“
Professor Dr.-Ing. Yaochu Jin, geboren in China, begann seine wissenschaftliche Laufbahn an der Zhejiang University in China, wo er im Anschluss an seine Promotion 1996 als Associate Professor tätig war. Nach Forschungsaufenthalten an der Ruhr-Universität Bochum und der State University of New Jersey, USA, forschte er von 1999 bis 2010 bei Honda R&D Europe und dem Honda Research Institute Europe, beide in Offenbach, Deutschland. 2010 wechselte er als Professor an die University of Surrey, Vereinigtes Königreich, wo er 2019 zum Distinguished Chair Professor ernannt wurde. Außerdem war er drei Jahre Distinguished Professor an der University of Jyväskylä, Finnland. Jins Forschung wurde mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt. So erhielt er fünf Outstanding Paper Awards von der IEEE Computational Intelligence Society. Im November 2015 wurde er für seine Beiträge zur evolutionären Optimierung zum IEEE Fellow ernannt.
Forschungspreis unterstützt die Gewinnung internationaler Spitzenkräfte
Die
Alexander von Humboldt-Professur wird seit 2008 ausgeschrieben. Sie
ist der höchst dotierte Forschungspreis Deutschlands – das Preisgeld
beträgt fünf Millionen Euro für experimentell arbeitende und 3,5
Millionen Euro für theoretisch arbeitende Wissenschaftler*innen. Die
Auszeichnung wird von der Alexander von Humboldt-Stiftung vergeben und
vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Mit der
Humboldt-Professur möchte die Stiftung deutschen Hochschulen
ermöglichen, ihr eigenes Profil im weltweiten Wettbewerb zu schärfen.
Dadurch geben sie Universitäten die Chance, Spitzenkräften aus der
Forschung international konkurrenzfähige Rahmenbedingungen zu bieten.
Der Preis beinhaltet zugleich die Verpflichtung, den neuen
Humboldt-Professoren eine langfristige Perspektive für ihre Forschungen
in Deutschland zu bieten.
- Pressemitteilung der Alexander von Humboldt-Stiftung
- Pressemitteilung zur ersten Humboldt-Professur der Universität Bielefeld
Kontakt:
Prof’in Dr. Barbara Hammer, Universität Bielefeld
Technische Fakultät
Telefon: 0521 106-12115
E-Mail: bhammer@techfak.uni-bielefeld.de